Nochmals vielen Dank Euch allen! Ich weiß, dass ich nicht alleine bin unter Euch. Wohl die meisten von uns hier im Forum haben schon das Schicksal getragen, ihren Kater oder ihre Katze gehen lassen zu müssen.
Ich werde Euch jetzt - auch, wenn es mir sehr schwerfällt - den Tierklinik-Verlauf notieren. Einfach, um den Tag abzuschließen. Anschließend werde ich für Paolo unter "Abschied" einen Thread eröffnen. Ob ich diesen Abschieds-Thread heute noch vollständig fertigbringe, weiß ich nicht. Ich bin zu traurig und fühle mich, als wäre ich in einem Glockenturm gestanden und die Glocken hätten direkt neben mir geschlagen.
Um 8.15 Uhr brachten mein Lebensgefährte und ich vor der Arbeit Paolo in die Klinik. Wie ich ja schon schilderte, wusste ich, was auf mich zukam. Ich spürte es einfach. Deshalb lies ich im leeren Wartezimmer Paolo aus dem Transportkorb. Er lief auf der Bank umher, schaute sich um und zog sich immer wieder in den Korb zurück.
Bei der Untersuchung waren wir dabei. Die ging sehr schnell. Der Arzt konnte sehr rasch erkennen, dass die Atemgeräusche nicht von der Nase und nicht von der Lunge herrührten. Er erklärte uns, dass er jetzt Paolo in die Narkose lege und dann eine Endoskopie vornehmen würde. Sollte diese nicht ausreichend informativ sein, würde er mich anrufen und das OK für ein CT einholen. Außerdem würde er mich sofort anrufen, sobald er eine Diagnose gestellt hätte.
Gegen zehn Uhr etwa konnte ich es nicht mehr abwarten und rief in der Klinik an. Man teilte mir mit, Paolo liege noch im OP. Ich solle mich gedulden. Wenig später rief mich Dr. Rieker an und teilte mir sehr ausführlich, geduldig und sehr sensibel seine Diagnose mit. Während er sprach, habe ich mitgeschrieben. Da ich mich aber wie in Trance fühlte, weiß ich nicht, ob meine Notizen vollständig sind.
Paolo habe ein Kehlkopfkarzinom. Dieses Karzinom sei das erste, das er "so sehe". Das sei eine Rarität. Die Kehlkopfklappen seien beinahe gelähmt. Daher die Atemnot. Er hatte seinen Kollegen zu Rate gezogen. Zu zweit hatten sie dann mit Doxopram stimuliert. Dieses Medikament löst im Gehirn den Drang zur Hyperventilation aus. Dies taten sie einfach, um zu sehen, wie weit sich die Klappen eigentlich noch öffnen. Es war wohl minim. Auf meine Frage, was man tun könne, meinte er, man könne jetzt selbstverständlich mit der Biopsiezange Teilgewebe entfernen. Man könne auch den Kehlkopf teilentfernen. Das sei allerdings nur die Hälfte des Problems. Denn der Kehlkopf würde nie wieder richtig aufgehen. Viele Behandlungen würden beim Hund klappen, nicht aber bei der Katze. Und das sei so ein Fall. Auf meine Frage nach der Lebenserwartung meinte er, es ginge hier nicht mehr um Lebenserwartung, sondern um Lebensqualität. Diese könne Paolo nicht mehr erreichen. Das Tumorgewebe habe die umliegenden Nerven bereits extrem beschädigt. Eine schreckliche Entzündung sei die Folge gewesen.
Wie in Trance fragte ich, was er mir rate. Er meinte, wenn es seine Katze sei, würde er - so schlimm es klingen möge - sie erlösen. Ansonsten sei langsames Ersticken die Folge.
Ich wollte aufspringen und hinfahren, um dabei zu sein. Er meinte dann, bis ich jetzt in einer halben Stunde da sei, müssten sie Paolo immer wieder Sauerstoff zuführen. "Sie hören die Maschinen hinter mir", meinte er. Paolo läge in Narkose. Das sei kein schöner Anblick mit den Maschinen. Es würde weder mir noch ihm etwas bringen, wenn ich jetzt dazukäme. Ich solle ihn lebendig in Erinnerung behalten und ihn später abholen.
Ich hielt kurz inne und traf meine Entscheidung.
Ich fragte Herrn Dr. Rieker, wann er die Spritze setzen würde. Er sagte mir, sobald wir aufgelegt haben. Ich sagte ihm, dass ich im Geiste dabei sei. Er fand das sehr schön.
Ich legte also auf. Wartete zwei Minuten und hielt dann inne. Ich war ganz bei Paolo.
Mehr mag ich jetzt nicht schreiben. Ich habe kurz nach Paolos Tod auch bereits schon das Zeichen erhalten, und zwar ein Unglaubliches. Aber das schreibe ich dann im "Abschied".
P.S. Herr Dr. Rieker musste kürzlich selbst seinen Hund einschläfern. Das erzählte er mir und sagte, er wisse sehr genau, was jetzt in mir vorginge.