Entschuldigt bitte, wenn ich auf eure Beiträge erst später eingehen werde - ich muß erstmal wieder mit mir klarkommen..
Mein gestriger Abend verlief leider völlig anders als geplant...
Tierschutz ist manchmal nur grausam...
Zur Vorgeschichte: zusammen mit anderen versuchen wir seit einiger Zeit einer Frau in Sachsen-Anhalt zu helfen, die in einem kleinen Dorf eine Streunergruppe füttert. Der ortsansässige Tierschutz ist praktisch nicht vorhanden - das übliche halt: Dorf- und Streunerkatzen sind nicht ihre Zuständigkeit und gehen sie nichts an. Es sind mithilfe aller Beteiligter bereits verschiedene Kitten und Jungtiere dort weggeholt und auf Pflegeplätze verteilt worden, andere Mietzen sind kastriert wieder zurückgesetzt worden, im April hatte ich da ja eine Fangaktion gemacht und 2 hochträchtige Mietzen und 2 Jungspunde eingefangen, die auf PS verteilt wurden. Eine davon war übrigens auch Kaya, die ja nach dem großziehen ihrer Babys nun bei mir ist. Jedenfalls ist diedie gute Frau im Dorf jetzt bereits bekannt als "die verrückte Katzenfrau". Und so kam es, daß gestern eine Nachbarin ihr ein hilfloses bündel Katze brachte, was sie bei sich im Hühnerstall gefunden hatte. Zuerst dachte sie an ein Kitten, so klein wirkte das Wesen, aber es entpuppte sich als erwachsene Katze, die praktisch ein "Nichts" von Katze mehr war. Abgemagert bis auf die Knochen, komplett dehydriert, Apathisch. Anscheinend war das arme Tier irgendwo eingesperrt gewesen und hatte sich nach freiwerden mit letzter Kraft noch in den Hühnerstall geschleppt. Die Maus war auch unterkühlt und war nicht mehr in der Lage irgendetwas zu schlucken. Sie bettete sie in warme Decken auf einem snuggle-safe und versuchte überall Hilfe zu finden, doch Samstag Abend auf dem Dorf gibt es nicht viele Möglichkeiten und der zuständige Nottierarzt war gerade bei einem Pferde-Kolik-Notfall... sie selbst hat kein Auto und selbst wenn man sagte "Kosten sind egal, dann halt Taxi" - eine Tierklinik gibt es in der Nähe nicht, sondern maximal Bereitschaftdienste, die dann auch nicht über Intensivmedizin verfügen, die aber diese Maus auf jeden Fall brauchen würde wenn sie eine Chance haben sollte... Sie würden ihr dann nur Infusionen geben und sie wieder mitgeben, aber transportfähig war sie in dem Zustand ja an sich auch nicht ... Das würde wahrscheinlich genauso schief gehen... Was also tun?
Da ich ja durch meine schwer Nierenkranke Katze Tabby jetzt gelernt habe selbst zu infundieren und Kochsalzinfusion da habe und Päppelzeugs sowieso habe ich spontan gesagt ich fahre runter und schau, ob ich sie so stabilisiert kriege, dann könnte man weitersehen...
Es sind 1 1/2 Stunden Fahrt dahin. Die Maus zu sehen war echt erschreckend. Da war nichts mehr an Körper, nur noch Fell und Knochen... sie war komplett apathisch, konnte nicht mal mehr den Kopf richtig heben. Mir war klar, daß die Chancen auf ein überleben sehr sehr schlecht standen, egal was wir tun würden...
Nach der Infusion begann sie sich tatsächlich nochmal etwas zu berappeln und ich konnte ihr 2 kleine Schlucke Reconvales einflößen. Das war das, worauf ich gehofft hatte.
Ich wollte den Transport in eine Berliner Klinik riskieren. Mir war klar, daß die Wahrscheinlichkeit sehr hoch war, daß sie mir während der Fahrt kollabierte. Aber wenn sie dort bleiben würde, würde sie die Nacht keinesfalls überleben und wenn man nur den Bereitschaftdienst 50 km entfernt anfahren würde wären es hin und zurück auch 100 km - und das dann ohne Intensivmöglichkeiten - das würde auch nicht gut gehen. Eine richtige Klinik war die einzige Chance...
Also packte ich die Süße ein und machte mich auf den Weg nach Berlin. Unterwegs redete ich mit ihr, ich bat sie durchzuhalten und versprach ihr das Paradies wenn sie es schafft. ch nannte sie Thalia. Eigentlich wollte ich den Namen mir aufheben und mal einer Katze geben die meine Katze sein/werden würde, aber der Name passte zu ihr und sie hatte ihn mehr als verdient... Sie sollte nicht namenlos sein, ein Niemand... für mich war sie jemand, sie war Thalia...
Sie hat den Transport nach Berlin tatsächlich überstanden, als wir ankamen war sie nach wie vor apathisch, aber atmete regelmäßig. Sie wog nur noch 1,9 Kilo, hatte nur noch eine Körpertemparatur von 32,9 Grad. Die Ärztin sagte mir klar und deutlich, daß die Prognosen für ein durchkommen gen 0 gehen - sie war mehr Tod als lebendig, aber das war mir klar... dennoch: sie atmete - sie sollte eine Chance haben! Sie kam sofort in einen Brutkasten, bekam Infusionen, sie versuchten was ging....
Nachts um 2 hörte sie auf zu atmen
Es war zu spät gewesen...
Kleine Thalia - ich hätte dir so gern geholfen, ich hätte dir alles gegeben, wenn du es geschafft hättest... es sollte nicht sein...
Du hast wahrscheinlich nie ein zu Hause gehabt - in meinem Herzen hast du jetzt eins. Morgen hole ich dich "nach Hause" - ich werde deinen Körper hinten auf dem Feld begraben, wo auch schon Linciko und meine Puschel liegen... dort wirst du dann frei sein und doch zu Hause. Ich denk an dich