Hab mich gerade komplett durch den Thread gelesen und möchte nun auch meinen Teil beitragen, bzw (Achtung Ironie!) mich gleich auf beiden Seiten unbeliebt machen.
Wir leben hier sehr glücklich mit einem Misch-Model zwischen gesichertem Garten und unbegrenzten Freigang.
🙂
Ich finde ein Plädoyer für Freigang oder Wohnungshaltung zeugt davon, dass man wenig von Katzen und deren Verhalten versteht (was aber keine Schande ist, ich denke das geht vielen Tierhaltern am Anfang so und man vertraut dann eben auf das was ein TA sagt), denn beide Haltungsformen können völlig ok sein, man muss die Bedürfnisse der jeweiligen Katze erkennen und dann die Gegebenheiten und Wohnsituation die man hat abwägen. Beides ist ja sehr individuell und nur weil bei "meiner Katze" etwas super funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass das für "deine Katze" auch gilt.
Sehe ich auch so!
Wir haben 4 Katzen und jede ist in ihren Bedürfnissen ganz unterschiedlich:
Ronja ist Einzel-Handaufzucht, spricht daher schlecht ,,kätzisch" und hat einfach Null Instinkte. Sie nutzt den Garten kaum und wäre wohl auch als Wohnungskatze glücklich geworden.
Loki ist aus dem TH und wurde nachweislich misshandelt, ist super schreckhaft und neigt dazu, bei kleinstes Geräusche panisch davon zu stürmen (auch vor z.B. ein Auto...). War wärend Quarantäne in Wohnungshaltung unsauber. Vermutlich eine Kombination aus Einsamkeit, Schmerzen, Trauma und Freiheitsdrang. Seid er gesicherten Freigang hat ist er sauber.
Dass sie beide Spezialfutter brauchen (IBD und Struvit), hat mir die Entscheidung meinen Garten zu sichern leicht gemacht. Sie haben NIE mehr gefordert oder versucht auszubrechen.
Hatte die beiden schon in dieser Haltung, bevor ich meinen Mann kennen gelernt habe.
Kuro der Kater meines Mannes, ebenfalls schon vor mir in seinem Leben, durfte von klein an raus (würde er nicht mehr machen) und ist ein Traum-Freigänger. Super souverän mit anderen Katzen, Hunden, Madern. Hat Angst vor Autos und fremden Menschen. Kommt 2x täglich pünktlich zum fressen und geht nur draußen aufs Klo.
Sperrt man ihn ein, beginnt er trotz starker Beruhigungsmittel Kot und Urin einzuhalten, was Stubenarest sehr schwer macht.
Seniorin Candy ist uns zugelaufen (Anzeige und Besitzersucher erfolglos), da wir zuerst dachten, dass sie wohl Streunerin war, wollten wir ihr die Freiheit nicht nehmen obwohl sie CNI hat und täglich Medis und Spezialfutter braucht.
Allerdings hat sie sich als komplett untauglich für den Feigang erwiesen. Sie darf auch ,,nur" in den Garten.
Das ist so ne Grundsatzfrage, die eher philosophischer Natur ist.
Genau DASS mein größtes Problem in dieser Diskussion. Oft wird die eigene Weltanschauung über die Bedürfnisse der individuellen Katze gestellt.
Mein Mann und ich waren nicht besser.
Ich bin erst mit Ronja und Loki zur Katzenhaltung gekommen und habe mit Freigänger-Haltern eher negative Erfahrungen gemacht. Dazu kommt mein Background beim Wildtierschutz.
Für mich war Freigang unverantwortlich!
Mein Mann ist mit Freigängern aufgewachsen.
Für ihn war alles anders nicht Artgerecht!
Zu Beginn haben wir oft über unsere Ansichten diskutiert. Heute wissen wir, es kommt auf die Katze an!
Wir ziehen den gesicherten Garten dem unbegrenzten Freigang auf jeden Fall vor, wollen auch keine weiteren Freigänger halten. Trotzdem würden wir aber auch keine Katze einsperren die dadurch unglücklich ist. Unsere Gegend ist ja prinzipiell freigangstauglich.
Aber wie kann Freigang denn überhaupt "fehlschlagen"? Ernst gemeinte Frage.
Candy ist schon fast aufdringlich zutraulich, läuft auf jeden Menschen unaufgefordert, schreiend zu und kuschelt sich schnurrend an die Person. Meschens die Angst vor ihr haben, werden regelrecht verfolgt.
Sie ist über Fenster und offene Türen in Wohnungen und Häuser geklettert. Wir wissen von 8 verschiedenen Nachbarn! Sie ließ sich füttern (nicht gut bei CNI) und ein Paar wollten sie auch behalten was zu großem Streit geführt hat. Sogar aus einem Lokal und einem Supermarkt mussten wir sie abholen!
Autos mussten um sie herumfahren oder sie ließ sich vom Fahrer WEGTRAGEN.
Das alles passierte in einem Zeitraum von 3 Monaten.
Natürlich hätten wir auch weiter zusehen können aber uns war klar, dass sie früher oder später überfahren wird, auf einen Menschen oder Hund trifft, der nicht gut auf sie zu sprechen ist oder jemand die ,,arme" Katzen behält ohne sich zu melden. Die Frage war nicht OB sondern nur mehr WANN.
Uns wurde das alles zu nervenaufreibend und wir ließen sie nur mehr in den gesicherten Garten.
Candy versucht nicht auszubrechen und kommt uns seid dem viel entspannter vor. Davor war sie vereinzelt unsauber und hat schlechter gefressen. Beide Probleme sind nun verschwunden. Wir vermuten, sie war durch den Freigang schlicht überfordert.
Ganz einfach, wäre sie hier nicht glücklich, dann würde sie nicht wieder kommen. Weil sie es nicht müsste. Sie würde sich hier einfach nicht mehr aufhalten.
Ok, ich verstehe was Du meinst. Aber diese Katzen zieht es nicht wirklich "nach Hause" und die würden wahrscheinlich auch nie einen geschlossenen Raum betreten, in dem sich auch ihr Peiniger aufhält. Die zieht es nur zum Futter, denn das brauchen sie um zu überleben.
Leider lassen sich auch Katzen anfüttern dene es zuhause gut geht. Vor allem mit Schrott-Futter welches wirklich nicht gesund oder besser für die Katze ist.
Zweitens reicht vielen Katzen eine Futterumstellung, eine schwierige Vergesellschaftung oder Zoff mit einer fremden Nachbarskatze als Grund zum abwandern.
Sollte man es in diesen Situationen dann einfach so zulassen und die Katze dann selbst entscheiden lassen?
Ich würde Kuro auf jeden Fall GEGEN seinen Willen reinholen und das Problem lösen, auch wenn das viel mehr Arbeit bedeutet.
Gleichzeitig kenne ich einen Fall, wo es genau umgekehrt war.
Die Katze hatte keine Klappe und wurde bei Regen, Frost und Hitze immer Nachts und wenn keiner Zuhause war vor die Tür gesetzt ohne Unterschlupf.
Sie war ungeimpft, nicht entwurmt und keiner ging mit ihr zum TA. Zu fressen gab es 1x täglich ein Päckchen Schrottfutter.
Trotzdem ist sie täglich gekommen und hat sich kuscheln lassen, bis sie mit 6 Jahren an Leukose gestorben ist!
Sie hat ihre furchtbaren Besitzer bis zum Schluss geliebt, weil sie eben auch nicht wusste, dass sie wo anders rein dürfte, gutes Futter und medizinische Hilfe bekommen hätte.
Die Aussage ,,Eine Katze würde gehen wenn es ihr nicht gut geht bzw. eine Katze die abwandert hat kein schönes Zuhause." Ist für mich in beide Richtungen absoluter Unsinn! ☹