Hallo,
Wohnungshaltung kommt für mich nicht mehr in Frage.
Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, hatten wir zunächst einen Freigänger, der überfahren wurde, danach Wohnungskatzen.
Einer war in der Wohnung (110 m², gesicherter Balkon dazu) total unglücklich und unausgeglichen. Den mussten wir raus lassen, sonst ist er uns die Wände hochgegangen (wurde 20 Jahre alt). Die anderen haben sich - aus meiner heutigen Sicht - in ihr Schicksal gefügt. Waren in der Wohnung zwar manierlich, haben aber mitunter schon versucht, ins Freie zu gelangen. Es war z. B. immer ein kritischer Moment, wenn wir nach Hause kamen: immer mit Einkaufstaschen in Bodennähe voran, um die Katzen zurückzudrängen. Oder wenn wir weggingen: Immer erst ein Spielzeug werfen, dann schnell raus... Alle Fenster vergittert und verrammelt, damit die Katzen auch ja durch keine Ritze entweichen konnten. Auf dem Balkon hatte ich immer so ein "Knast-Feeling".
Rückblickend waren wir Gefängniswärter, so sehe und nenne ich es heute.
Heute lebe ich mit meinem Mann in ländlicher Umgebung. Weiden, Koppeln, ein Feuchtbiotop und ein kleines Wäldchen vor der Haustür. Auch eine Straße ist in der Nähe, ja. Aber wir gehen dieses Risiko ein. Die Katzen haben nämlich entschieden, was sie wollen. Und diese Kommunikation mit uns war sonnenklar und unmißverständlich: raus, raus, RAUS!!
Sie haben, was sie woll(t)en. Dafür haben wir sichtlich glückliche, ausgeglichene Tiere, die rein und raus können, wann sie wollen (Katzenklappe). Ich habe auch Angst um sie, mache mir Sorgen wg. der Straße, wg. Jägern, Hunden usw.
Aber das sind MEINE Ängste, nicht die der Katzen. Und ich weiß, ich würde ihnen ein riesiges Stück ihrer Lebensqualität und -glücks nehmen, würde ich sie einsperren. Das bringe ich einfach nicht fertig...
😳
Wenn ich zurückdenke und meine Wohnungskatzen mit meinen jetzigen Freigängern vergleiche, muss ich schon sagen, dass die Lebensqualität meiner "Heutigen" viel, viel größer ist. Ich sehe es den Tieren auch an: Sie sind viel aufmerksamer, aktiver, lebhafter, aufgeweckter, verspielter, leidenschaftlicher als es meine Wohnungskatzen waren, die träge und lethargisch einen großen Teil des Tages auf der Couch rumbrachten. Eine meiner damaligen Wohnungskatzen lebt noch. Sie ist heute bei mir und ebenfalls Freigängerin. Sie ist ein völlig anderes Tier als damals: Obwohl älter, ist sie viel lebhafter und aufmerksamer. Ich sehe heute Verhaltensweisen an ihr, die ich damals nie beobachten konnte (und von denen ich gar nicht wusste, dass sie in ihrem Verhaltensrepertoire überhaupt drin sind
😳). Wenn sie durch die Wiese schleicht, der Wind mit ihren Haaren spielt, die aufmerksamen, großen Augen und die aufgestellten Ohren auf ein Beutetier gerichtet. Wenn die Schnurrhaare aufgeregt zittern... wenn ich dann das Muskelspiel beobachte, wenn sie zum Sprung ansetzt, dann intensiv mit ihrem Beutetier spielt, das eine solche Faszination auf sie ausübt, wie es eine Fell-Glöckchen-Maus niemals getan hat. Wenn sie es dann stolz zu uns bringt, uns schenkt und dann ganz laut schnurrt und dieser riesige Stolz in ihrem Blick
Oder wenn sie mit den anderen Katzen durch den Garten rennt, die Bäume hoch, dann wieder runter, keine Wände, die sie beschränken. Sie läuft viel schneller, leidenschaftlicher und nicht so "vorsichtig" wie in der Wohnung auf den Fliesen. Sie klettert viel höher, als je einer unserer Kratzbäume war (und sein konnte, es gibt ja Zimmerdecken...).
Ach, ich könnte noch soooo viele Szenen beschreiben. Selbst mir als Besitzerin geht da das Herz auf und selbst ich als Mensch habe in solchen Momenten, wenn ich die Bande beobachte, ein innerliches Glücksgefühl und das Gefühl von Freiheit.
🙂
Ich persönlich möchte nie wieder Wohnungskatzen halten. Sollte ich je wieder so wohnen, dass nur Wohnungskatzenhaltung möglich ist, dann lieber gar keine...
😳
Viele Grüße
Liloe