Streuner oder Wildchen? Was tun?

  • Themenstarter Themenstarter purecreek
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Doch mir fällt noch sehr viel ein. Deshalb würde ich auch niemals einen heimischen Wildling einsperren. Für sowas braucht man Zeit und Nerven. Hätte ich eine Katze in meinem Keller eingeperrt, dann ich ich auch keine ruhige Minute mehr. Wer Tip gibt eine Katze einzusperren der sollte denjenigen auch vorwarnen was auf ihn zukommt und das ist eben keine Kinderspiel. Aber gut wenn ihr jetzt einen Schuldigen habt.

Man möge mich jetzt steinigen - aber ich muss Goldeneye auch irgendwie zustimmen. Seit vierzig Jahren wohne ich nun auf dem Lande - und es ist mir oft nicht gelungen, wilde Streuner zu retten, einfach aus dem Grunde, weil sie sich eingesperrt aufgegeben oder gar das Leben genommen hätten bei ihren Ausbruchsversuchen. Dann kann man nur Nahrung und Unterkunft bieten in der Hoffnung, dass diese Erleichterungen auch angenommen werden. Wie viele von den armen Seelen habe ich dann überfahren gefunden. Jedes Mal habe ich ihnen ein Stück von mir mitgegeben, aber diesen Wildlingen war der Tod auf der Strasse sicher lieber, als ein Leben in der Gefangenschaft voller Angst.

Ich hätte 3 ganz tolle Katzen nie kennenlernen dürfen hätte sich nicht jemand gefunden der sich gekümmert hat.
Alle 3 wären draussen elendig und alleine verreckt.

Katzen (Wildlinge) die sich in Gefangenschaft aufgeben gibt es natürlich.
Aber die erkennt man nicht daran dass sie ihre Näpfe leerfuttern.
Man erkennt sie auch nicht daran dass sie unter dem Tisch sitzen und den Menschen beobachten der gerade am Tisch sitzt.

@purecreek:
Meinen Respekt hast du. In einer Situation in der es dir selber nicht besonders gut geht dich noch um einen kleinen Halbtyr zu kümmern. Danke dafür🙂
Und ich hätte es ganz genauso gemacht!
 
A

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Purecreek, auch ich möchte dir meinen Respekt zollen. Ich kann mir nicht ansatzweise ausmalen wie schwer die Päckchen sind, die du tragen musst. Und trotzdem hadt du noch so viel Herz und liebe übrig, um einer kleinen seele zu helfen.

Lass dich nicht verunsichern. Du machst das mit Halbtyr schon alles ganz richtig und ich würde mich freuen eure weiteren Fortschritte miterleben zu dürfen. Wenn es dich aber zu sehr belastet, dann nimm dir alle zeit die nötig ist. Und falls dann doch irgendwann wieder Lust zu berichten aufkommt freuen wir uns auch 😉

Schau, Halbtyr ist heute aus seinem Versteck gekommen als du im Raum warst. Das ist ein Riesen Schritt! Nur weiter so und der kleine Kerl wird schon merken welche Vorzüge die casa purecreek bietet. 🙂 vielen Dank, dass du nicht weg gesehen hast.

Dodie, hätten wir es hier mit einer so scheuen katze wie den deinen zu tun, wäre deine Kritik sicher berechtigt. Aber hier in diesem Fall sieht es doch nunmal ganz anders aus. Hier sitzt ja nun kein panische kopflose Wesen sondern ein kater, der etwas zu verdauen hat und das auch tut. Das hat hier keine meiner katzen anders gehalten, egal wie weit sie schon (an-) gezähmt waren. Sie verkochen sich einige Tage und wurden dann langsam neugierig. Jeder in seinem Tempo. Und den warmen sofaplatz hat auch noch jede zu schätzen gelernt.

Ich fände es übrigens schön, wenn man eine gewisse Person hier einfach ignorieren würde. Das bläht den Thread nur unnötig auf und macht es purecreek nicht einfacher den Thread weiter zu führen (auch wenn ich weiß wie schwer es ist, solchen Unsinn unkommentiert stehen zu lassen...).
Schön wäre auch wenn die Mods mal prüfen könnten warum die igno Funktion bei ihr offensichtlich nicht funktioniert. Sie hat das ja hier geschrieben. Auch das macht es ihr sicher schwer hier weiter zu berichten.
 
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@ Purecreek:
Macht in eurem Tempo weiter so.
Es liest sich alles bis dato ganz gut.

Und da ich mit meinen Vermutungen bis jetzt immer zu 99% richtig lag: Das wird was mit dem Murkelchen 🙂.


Ach nochwas: Das Geschreibsel von einer bestimmten Userin kannste getrost ignorieren !
 
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@ Purecreek:

Du hast meinen vollen Respekt und ich würde mich sehr freuen weiter von euch zu lesen. Ich kann aber auch verstehen, dass es Kraft kostet einige Posts einfach zu überspringen.
Ich wünsche dir viel Kraft und deinen Katzen eine langweilige Zeit und entspannte Zeit.:grin:
 
Hallo Purecreek, ich hoffe du liest noch mit, mir ist jetzt nicht jeder einzelne Post der letzten Seiten bekannt - aber deine Situation verstehe ich und möchte dir Mut machen, denn ich habe hier ein Kater-Exemplar, zu dem ich vermutlich die gleichen Vorwürfe gelesen hätte und da ich ganz simpel meinem Gefühl gefolgt bin, hat jener Kater seine Chance entgegen allen Zweiflern nutzen können.

Hier die Kurzfassung, um dich zu ermuntern.
In unserer Einfamilienhaus-Stadtgegend sind viele Freigänger unterwegs, ab und an aber auch heimatlose Katzen. Ein grauer Kater fiel mir im Herbst auf, weil er sich scheu über das Igelfutter hermachte, regelmäßig in einem Maß, daß eindeutig war, er hat keine Versorgung.
Meine fünf Katzen kamen gut mit ihm aus, obwohl er sich auf anderen Grundstücken prügelte. Er sah nach unkastriert aus und das hätte ich gern geändert. Zudem ist so ein blaues Katzentier mit grünen Augen eher selten und wird ja hoffentlich von irgendwem vermißt, vielleicht ist er gechipt. Vermißt wurde er laut Portalen, Tierheim etc. nicht. Also einfangen - aber erstmal Vertrauen aufbauen, denn er war die Sorte "du hast genau eine Chance, sonst siehst du mich nie wieder".
Ich habe ihn zwei Jahre angefüttert, bis ich so nahe ran kam, daß ich ihn im Nacken anfassen durfte, so beförderte ich ihn dann eines frühmorgens von vor der Tür in den Eingangsraum. Er versteckte sich sofort, fauchte, wurde "wild". Mit Hilfe meiner erfahrenen Freundin wurde er dann in die Box befördert, das war eine Jagd durch den Raum, aus den Verstecken immer wieder rausscheuchen, er ging zwischendrin Wände und Fenster hoch, bis er müder war und mittels Laken gefangen wurde.
Seine Box war vorher durch Fallenlassen auf Festigkeit geprüft worden, hatte eine Klappe oben und eben wie üblich vorn. Der TA sedierte ihn in der Box. Kastra, Zahnsanierung, kein Chip da, also bekam er einen.
Ab da lebte er in einem Raum allein. Erst versteckte er sich nur, dann wurde er wieder zugänglicher, aber nur "mit langem Arm anfassen am Kopf". Ob ich ihm vorlas oder nicht, war scheints egal. Federwedel fand er doof. Die Hormone liessen nach, er wurde stubenreiner, quakte aber nachts und auch sonst, hatte Langeweile (klar, draußen war der Tagesablauf erfüllt).
Also wollte ich eine Gittertür einbauen, damit er Kontakt zu meinen Katzen bekam und auch mehr vom Leben im Haus mitbekam.
Als mir mein Vater half die Türangeln in die Wand zu befestigen, mußten wir Löcher bohren. Beim Bohrgeräusch raste der Kater aus seinem Versteck, ging wieder die Fenster und Wände hoch, bis er doch wieder in ein anderes Versteck verschwand. Daraufhin bekam ich zu hören "was du machst ist Tierquälerei, lass ihn raus, das ist nichts für ihn" und das kann ich nachvollziehen. Doch der Kater sollte mit dem Drinnen erstmal richtig vertraut sein, bevor er die Wahl "drinne oder draußen" bekam. Noch machte ihm das Drinnen Angst, Draussen kannte er, also wäre die Wahl gar keine gewesen.
Mit Gittertür wurde des Katers Alltag besser und nach wenigen Wochen konnte ich sie öffnen. Der Kater lief mit meiner Katzengruppe mit, bekam Alltagsroutine, traute sich immer mehr und war kein Angstkater mehr im Haus, auch wenn er natürlich meist Abstand zu mir hielt, außer er wollte auf Armlänge berührt werden oder sich sogar vor mir hinwerfen um geflauscht zu werden. Er ging dann auch mit den anderen abends raus in den Garten und kam tatsächlich freiwillig auf Klingelton mit den anderen zurück. Die ersten Wochen hatte er Mühe mit der Türschwelle, da mußte die Eingangstür und die Tür zum Flur offen sein, damit er durchrennen konnte, sonst traute er sich nicht. Aber seine Wahl war eindeutig "drinne leben"!
Das hätte er die ersten Wochen so nicht entschieden, weil er rein aus Angst das Bekannte gewählt hätte, also draußen.
Nach weiteren Monaten hatte ich dann eine Schmusekater, der sich in meinen Arm kuschelt. Eindeutig war er also in Menschenhand aufgewachsen, auch wenn er lange draußen auf sich gestellt gewesen ist. Angesehen hätte ihm das früher niemand. Er war "wild".
TA-Besuche sind auch heute noch ein Drama, untersuchen geht nur mit Sedierung, Medizingaben läßt er sich mittlerweile von mir gefallen, nach drei Wochen "Kampfroutine", die ihm anfangs auch seelisch sehr zugesetzt haben. Sein Vorleben hat tiefe Spuren hinterlassen und so heißt es immer wieder Brücken bauen, die er dann nutzt.
Ja, er ist ein Einzelfall, aber sind sie das nicht alle? Jedes Fell ist individuell.
Keiner konnte vorher ahnen, was ihn ihm steckt, daß er drinnen glücklich sein kann, es sah nach dem Gegenteil aus. Nur über 3 Monate zwangsweise Einsperren sind wir dahin gekommen.
Es hätte auch anders laufen können, ich hatte schon eine wetterfeste Hütte für draußen gekauft, ihn auf den Surefeed mit Chip trainiert, alles für den Fall, daß er am Ende draußen leben möchte.
Doch wie soll eine Katze, die vielleicht mal vor den Menschen nach draußen geflohen ist oder die sich einfach jahrelang draußen durchschlagen mußte, sich anders als ängstlich, scheu und wild verhalten, wenn sie plötzlich drinne festsitzt?
Daß sie erstmal nach draußen fliehen möchte ist doch logisch - da kennt sie sich aus. Drinne ist sie ausgeliefert und durch die Angst muß sie erstmal durch. Das ist nicht schön, aber nur so kann man ihr die Chance auf ein versorgtes Leben drinne oder mit Ausgang überhaupt geben.
Vertrauen muß verdient werden und das braucht Zeit, Ruhe, Routine und Geduld.
Viele "wilde" Katzen brauchen nur eine Brücke die man ihnen bietet und auf dieser Brücke sind Angst, Zweifel, Selbstzweifel Wegbegleiter - doch sie führt in ein "neues" Leben.

Ich wünsche euch alles Gute und ich bin sicher ihr findet zusammen den richtigen Weg, wenn man dem eigenen Gefühl folgt, irrt man selten und nur du hast den Kater vor dir und erlebst ihn!

Liebe Grüße
Karen
 
Hier die Kurzfassung, um dich zu ermuntern.

🙂 Schön geschrieben. Ich freue mich für Deinen Kater. Und Du hast in meinen Augen absolut Recht. Wieder rauslassen kann man immer noch, wenn es gar nicht geht. Aber die Chance sollte eine Katze bekommen, auch wenn es für alle Beteiligten ein wenig Geduld und Zeit kostet.

Was sind schon ein paar Wochen gegen ein späteres versorgtes Leben mit der Wahl zwischen Drinnen und Draußen?
 
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Doch mir fällt noch sehr viel ein. Deshalb würde ich auch niemals einen heimischen Wildling einsperren. Für sowas braucht man Zeit und Nerven. Hätte ich eine Katze in meinem Keller eingeperrt, dann ich ich auch keine ruhige Minute mehr. Wer Tip gibt eine Katze einzusperren der sollte denjenigen auch vorwarnen was auf ihn zukommt und das ist eben keine Kinderspiel. Aber gut wenn ihr jetzt einen Schuldigen habt.

Dir würde noch sehr viel mehr einfallen und doch kommt immer nur das gleiche unfreundliche Gebrabbel ohne jeglichen konstruktiven Inhalt.
Jedem seine Meinung, aber Leute, die einem partout ihre eigene Sicht auf alles aufdrängen wollen gehen mir gehörtig gegen den Strich.
Du schreist nach deiner Meinungsfreiheit, dann lasse diese aber auch den anderen Leuten, die denken, dass ein anderer Weg der Bessere ist.

@Purecreek, ich fände es sehr schade, wenn du dich durch diesen einen Stänkerer zurückziehen willst. Ich war jeden Tag sehr gespannt auf Updates von dir, auch wenn ich eher still mitgelesen habe. Die Mini-Fortschritte, die ihr jeden Tag macht, freuen mich sehr und ich glaube, Halbtyr wird bestimmt bald merken, dass er vor dir bzw. dem Mensch nichts zu befürchten hat. Dass er so lange mit dir an einem Schreibtish saß, spricht doch schonmal dafür. 🙂

Ich selbst habe vor einem halben Jahr zwei Kater aus dem Tierheim adoptiert, die wild geboren und das erste halbe Jahr ihres Lebens in der Wildnis verbracht haben, bis sie von jemandem eingefangen und ins Tierheim gebracht wurden. Dort haben sie den Mensch schon ein wenig kennengelernt, sind aber in den drei Monaten dort nie aus ihrem Korb rausgekommen, wenn jemand in der Nähe war. Bei uns haben sie mehr als drei Wochen hinter dem Sofa gelebt und sich nur nachts rausgetraut zum fressen und Wohnung erkunden. Nach den drei Wochen kamen sie so langsam immer mal um die Ecke geguckt und sind auch mal Richtung Klo gelaufen, wenn wir im gleichen Raum waren. Aber wehe, wir haben uns zu schnell oder auf irgend eine andere gruselige Art bewegt, dann waren sie wie ein schwarzer Blitz wieder für die nächste Stunde hinter dem Sofa verschwunden. Besuch bekommt die beiden erst seit einigen Wochen aktiv zu sehen, vorher war ihnen das immer viel zu gruselig. Wir haben ab diesem Zeitpunkt jeden Tag ein bisschen größere Fortschritte gemacht und heute sieht man folgendes Bild: der Kleinere kuschelt mit jedem und zu jeder Zeit, wenn er nicht gerade spielen will und der Größere ist so extrem auf mich geprägt, dass ich ihn jeden Tag zur Begrüßung erstmal hochnehmen muss und 10 Minuten mit ihm kuscheln muss, bevor ich sie füttern kann. Morgens ab halb 7 legt er sich immer mitten auf mein Gesicht und will kuscheln :muhaha:

Hab Geduld und lass dich nicht verunsichern, Halbtyr wird merken, dass er die Chance auf ein tolles Katzenleben bei dir hat!

Ich hoffe wir hören wieder von dir 🙂
 
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Halbtyr wird drin bleiben.

Das haben mein Mann und ich vor zwei Tage beschlossen. Ja, er wird Wochen oder Monate eingesperrt bleiben, aber das ist notwendig, damit er sein wildes Leben draußen vergisst. Er braucht Zeit, aber die hat er. Er ist mit seinen anderthalb Jahren eigentlich schon zu alt, als dass er als zähmbar gilt. Dies liegt aber daran, dass Tierheime wenn überhaupt nur wilde Kitten versuchen an ein Zuhause zu gewöhnen. Wer hat schon die Zeit und die Räumlichkeiten dazu? Natürlich mit der großen Ausnahme von Taskali und anderer, vor deren Arbeit ich hier meine Hut ziehe! Halbtyr hat einen harten Winter draußen als noch fast Kitten hinter sich, und einen nassen Sommer als Halbstarker. Wobei er seit Juli hier jeden Abend zwei Dosen Katzenfutter herunter schlingt (so gut kam er dann wohl doch nicht klar). Eines Abends im Juli kam er auf die Terrasse und leise gerufen. Ich dachte, Nero wäre etwas passiert, weil er so verzweifelt quäkte. Aber es war Halbtyr, da habe ich angefangen ihn regelmäßig zu füttern. Das war das einzige Mal wo er Laute von sich gegeben hat. Aber er ist zu mir, dem Menschen gekommen, bis auf die Terrasse. Kein Fuchs oder Hase hat das hier je getan. Ich glaube, Halbtyr hat sich ein Herz gefasst und ist zu den Menschen geschlichen, um nach Futter zu betteln. Tja, das hat er jetzt davon, jetzt soll er auch ein richtiges Zuhause bekommen.

Ich habe viel gelesen, nach vergleichbaren Fällen gesucht und zwei Geschichten, habe ich mir als Leitlinie ausgeguckt, die von Finchen nd Klaus (Namens zum Schutz der Beteiligten geändert) Finchen eine zwei Jahre alte Katze kannte von Menschen nur Tritte. Sie wurde zwangsweise ins Tierheim gebracht. Keine guten Voraussetzungen, trotzdem hat sich eine Familie gefunden, die sie aufnahm. Ganz unbedarft haben sie die Katze einfach machen lassen. Es hat Wochen gedauert, bis sie Finchen sahen und Monate bis sie näher kam. Aber sie hat es geschafft und ist jetzt die größte Schmusebacke auf dem Sofa. Diese Geschichte macht mir Mut. Die Geschichte von Klaus ist weniger schön, er wurde als Streuner angefüttert und letztlich so zahm dass er im Garten schlief, manchmal lief er über die Terrasse ins Wohnzimmer. Er schlief draußen in einer Hütte. Aber anfassen ließ er sich nie. Im letzten Winter suchte seine Dosi verzweifelt Hilfe, denn Klaus war offensichtlich schwer erkältet, aber sie konnte ihm nicht helfen. Ängstlich rannte er immer weg, jetzt hatte sie ihn bei den Minustemperaturen schon drei Tage nicht gesehen … und sah ihn wohl auch nie wieder. Diese Geschichte macht mir Angst. Als ich vor Jahren hierherzog, gab es hier eine Streuner. Ich musste ihn ein paar Mal aus dem Garten verscheuchen, weil er aggressiv war, Bonnie und Nero waren noch klein. Er war stockwild. Eine alte Dame fütterte ihn. Also dachte ich es wäre ok. Irgendwann hatte er ganz rote Augen und ein paar Wochen später sah man ihn nicht mehr. Mein Nachbar meinte, der wäre zuletzt nur noch die Straße entlang getorkelt (ich selbst war im Urlaub). Erst viel später habe ich erfahren, dass er einfach zurückgelassen wurde, als seine Familie wegzog. Er wurde hier nur sechs Jahre alt.

Auch die positiven Berichte hier im Thread bestärken mich in meinem Vorhaben. Ja, es wird hart für Halbtyr. Aber er wird das aushalten. Er wird einen Winter verpassen und dafür ein hoffentlich langes Leben mit regelmäßig Futter und ärztlicher Versorgung erhalten. Er soll wenn es draußen ungemütlich ist, in der Lange sein im Haus zu schlafen. Er muss nicht unsere Nähe suchen, aber erdulden. Er frisst und geht aufs Katzenklo, dass wird mein Mantra sein. Als Futter mag er im Moment sehr gerne Trofu (ja, ich kenne die Risiken 😳). Ich hatte ihm ein kleines Schälchen hingestellt und mir fiel auf, dass er das immer schnellwegputzt. Also dachte ich, einen Versuchs ist es wert, vlt. erinnert ihn das an seine Kindheit 🙁 und habe statt Applaws, supermarkt-Tofu besorgt. (Einwurf bonnie, gesundes Trofu, das gibt’s gar nicht. Ich esse zum Nachtisch doch keine Haferkekse, gib mir die mit Schokolade!)

Tja was soll ich sagen? War es das Feliway oder das Felix, wahrscheinlich eine Mischung aus beiden. Nachdem er das Trauma des Staubsaugers über ihm überwunden hatte, hat er mich gestern überrascht. Ich habe den Beachbereich rund um sein Kaklo gesäubert, schön mit großer Tüte und Handfeger. Dabei quake ich so vor mich hin und denke er sitzt unterm Sofa. Dort habe ich ihm eine gemütliche Rückzugshöhle aus Sitzpolstern gebaut, Feliway-Stecker in der Nähe, der Wilde soll es hier gut haben. Als ich mich umdrehe, sehe ich, er sitzt ganz oben auf dem Regal! 😱

Direkt über mir, während ich auf dem Boden herumrutsche und Handfeger und Tüte schwinge. Ich erstmal das Tütenmonster entsorgt und bin dann nach ca. fünf Minuten wieder runter. Er hatte Zeit unters Sofa zu flüchten, aber er saß weiter auf dem Regal. Dort blieb er fast den ganzen Tag. Ich habe mich an die Tür gesetzt, mich so kätzisch verhalten wie möglich, also blinzeln, dann nicht mehr angucken, räkeln, gähnen, langsam und vorsichtig auf dem Boden ausstrecken, genauso wie es Fiffi immer macht. Dann habe ich meditiert. Später als ich nochmal runter bin, saß er immer noch oben. Ich habe mich ins Bett gelegt und geschlafen. Halbtyr schaute mich erst sehr abwehrend an, aber zuletzt wurde sein Blick weicher, interessierter. Er braucht Zeit, aber er war jetzt nach anderthalb Wochen soweit, dass er sichtbar sitzen bleibt, wenn ich im Raum bin. 🙂

Es wird auch Rückschritte geben, das erwarte ich. Aber er wird solange da unten bleiben, bis er ein Grundvertrauen in mich, das Futter und die Sicherheit des Raums bekommen hat. Er leidet ja nicht, ist halt nur ein bisschen doof, er gewöhnt sich schon daran. Ich werde ein Gitter vors Fenster machen, aber nur zum Lüften. Er soll draußen erstmal vergessen. Später werden wir eine Gittertür einsetzen und nochmal später darf er das Haus erkunden und ganz viel später darf er wie die anderen über die Klappe wieder raus. Aber im Moment nicht, das Risiko ist mir hoch, dass er sofort in den Wildlingsmodus zurückfällt. Ja es stimmt, eine Katze kann als wildes Tier leben, aber ich finde sie sollte es nicht. Insbesondere in einem Vogelschutzgebiet, denn für offensichtlich wildernde Tiere, gibt es hier extra Ausnahmen im Jagdgesetz. Das gilt nicht für Katzen, die vlt. zweimal im Jahr den fetten Bratarsch hoch genug bekommen um einen unvorsichtigen Vogel vom Baum zu pflücken (ja, Bonnie, ich meine dich).

Katzen sind Haus- und Hoftiere. Ein Vertrauen in den Menschen hilft Halbtyr langfristig mehr als ein Futterplatz und eine Schlafhütte und wenn er dafür erstmal eingesperrt werden muss, ist das den Preis wert. Das habe ich beschlossen. Bislang gab es nur mein Bauchgefühl, dass das hier klappt. Aber ich finde, gestern hat Halbtyr mich durch sein Verhalten bestärkt. Übrigens haben auch die Meckerer ihren Teil dazu beigetragen, dass er drin bleibt. Ich habe wirklich alle Möglichkeiten durchgespielt: Schlafplatz in der Garage (nah beim Hund und wenn dann nutzt den Nero), hinten im Garten (wie soll er zahm werden, wenn er bei der Igelfamilie schläft) usw. Die angestrebte Lösung ist für ihn die Beste. Die Nächte sind mittlerweile eisig. Er hat ja kein Winterfell und das braucht er diesen Winter wohl auch nicht. Er darf natürlich eher raus, wenn er schneller Vertrauen fasst. Diese Entscheidung überlassen wir ihm.

Es gibt auch ein Foto, sehr unscharf, steht auf dem Kopf, da vorsichtig vom Bett ausgeknipst. Der schwarze Fleck oben auf dem Regal ist Halbtyr (mit Lupe suchen). Direkt darunter steht das Katzenklo, wo ich gefeudelt habe.

Jetzt überlasse ich diesen Thread wieder der Grundsatzdiskussion das stolze Leben der Wildinge vs. Katzen sind Sofatiger. Ich werde mich immer mal wieder melden, wenn es Fortschritte gibt. Das kann aber dauern, unser Zauberwort heißt Geduld. (aber Halbtyr freut sich natürlich, dass ihm so viele die Daumen drücken).

So Fiffi kommt rein, springt auf die Tastatur und schreibt defghn, leckt an meinem Thunfischbrötchen und hängt seinen Poppes über meine Kaffetasse. Ich liebe Katzen :pink-heart:

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Ick knutsch dir :zufrieden:
 
Toll toll toll 😀

Ich drücke weiterhin die Daumen und freue mich auf Berichte 🙂
 
:grin: Recht so! :grin:
 
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Das klingt doch alles sehr vielversprechend.....

Ich freue mich auf die nächste Berichte und ggfls Fortschritte.....
 
Ich bin mir ziemlich sicher dass Halbtyr Menschen kennt und mal ein Zuhause hatte. Echte Wildlinge verhalten sich anders. Ich habe davon etliche an meinen Futterstellen und auch ehemalige Hauskatzen, beide sind scheu aber es gibt einen großen Unterschied.
Wirklich toll, dass du Halbtyr eine Chance gibst.:pink-heart:
 
Ich freue mich auch sehr. 🙂
 
Ich habs mal gedreht:grin:
Toller Bericht, ich freu mich:zufrieden:
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Na also, da isser ja, zu sehen und zu erleben.

Und später mit Katzenhilfe wird das noch ruckzuck bis zum Kuscheln weiter gehen.:zufrieden::zufrieden::zufrieden:

Ich werde hier dran bleiben.



Tante Edit meint: Vom 12.09.17 als ich dir die PN schrieb bis heute ist aber echt flott der Halbtyr. :zufrieden:
 
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Also ich würde da gerne wohnen 🙂

Ich bin platt, wie weit ihr schon gekommen seid.

Ich denke an euch und wünsche euch ganz viel Glück!

Du/ ihr macht das schon, da bin ich sicher.

ganz viele liebe Grüsse und eine extra Kuschler für Fiffi bitte, und dir eine Umarmung, wenn du magst!
Ich schicke euch Bergsonnenstrahlen!
Endlich scheint sie wieder 🙂
 

Da schließe ich mich an. Ein sehr schöner Bericht und eine gute Entscheidung!

Grinsen musste ich bei deiner Beschreibung, dass du dich so Kätzisch wie möglich verhälst. Damit beweist du ein gutes bauchgefühl und handling für kleine wildchen. 🙂
 
Zuletzt bearbeitet:
hey, das liest sich super 🙂

sehr mutiges Halbtyrchen, von dort oben hat er alles prima im Blick.
Sieht sehr gemütlich aus, sein Refugium.

Eure Entscheidung finde ich klasse :zufrieden:
 

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