Ich wollte hier erst gar nicht wieder schreiben, aber ein kurzes Update gibt es noch.
Gestern war ich so fertig, dass ich kurz davor in seinem Versteck nachzusehen, ob es ihm gut geht. Ich hatte ihn ja eine ganze Woche nicht gesehen. Zum Glück wurde mir die Entscheidung abgenommen. Als ich abends nochmal das Kaklo säuberte, schoss ein schwarzer Blitz einmal durch den Raum unters Bett. Dabei hat er den Wasserpott umgeworfen. Es geht ihm gut, er ist sehr schnell. 😳
Heute Morgen saß ich dann wieder zum Arbeiten im Keller. Ich kündige mich vorher an und so hat er eigentlich genug Zeit sich zu verstecken. Ich sitze also so am Schreibtisch, nach einer Stunde sehe ich die Batterie des Laptop verabschiedet mich und bücke mich, um den Stecker ein zu stöpseln. Plötzlich faucht mich etwas an. Halbtyr saß direkt unterm Schreibtisch, der geht übers Eck und darunter stehen noch zwei Plattenkisten. Ich erschreck mich und zucke zurück. Hatte gar nicht mitgekriegt, dass er da unten hockt. Ich blinzel direkt wie blöd und zwing mich dann mit zitternden Händen weiterzuarbeiten. So saßen wir dann, keinen Meter entfernt beieinander noch eine gute Stunde, bis mir die Blase platzte und ich nach oben musste. Ab und zu habe ich vorsichtig nach unten geschielt und geblinzelt. Zumindest weiß er jetzt, dass er nur fauchen muss und ich zieh mich zurück. Aber er blieb ganz ruhig.
Aber wahrscheinlich saß er nur da, weil er gehofft hat, ich mache das Fenster auf und er kann endlich aus dem Kellerloch fliehen. Wer jetzt hier einen gewissen Frust heraushört, hat sich nicht verhört. Für mich ist das Ganz auch eine Belastung. Ich bin durch die MS schwerbehindert, aber voll berufstätig. Ich hatte ja gesagt, dass ich zurzeit ganz andere Probleme habe, als mich darüber zu streiten, was ich hier alles falsch mache. Ich möchte das kurz erläutern. Rund um den Todestag meiner Tochter leide ich sehr unter meiner PTB, ich habe den Unfall ja nur selbst knapp überlebt. Natürlich weiß ich, dass das Abschalten der Beatmungsmaschine damals die einzig richtig Entscheidung für meine Tochter war, aber auch nach sieben Jahren kommen immer wieder Ängste und Zweifel. Da tut es richtig gut, wenn man sich um einen Streuner kümmert und sich nur Vorwürfe anhören darf. Ironie off. Ich habe nicht wegsehen und investiere hier eine Menge Zeit und Geld, die ich eigentlich nicht habe. Aber ich weiß, dass es für Halbtyr die letzte Chance ist, wieder ein richtiges zuhause zu finden. Deswegen mache ich das, aus keinem anderen Grund.
Die Entscheidung ihn da unten einzusperren war nicht leichtfertig. Sogar die TA meinte, er wäre zwar wirklich scheu, aber null aggressiv und sie hat sehr dafür plädiert ihn erstmal drin zu behalten. Ich würde hier gerne Fragen stellen, ob ich sein Verhalten richtig interpretiere. Aber ich traue mich nicht mehr, denn irgendwie funktioniert der Ingo bei mir nicht und ich hab schon Herzrasen, wenn ich nur in diesen Thread schaue.
Wäre er superwild, hätte er doch ein anderes Verhalten gezeigt, als ruhig eine Stunde fast neben meinen Füßen zu hocken? Aber das ist ja nur meine Laienmeinung, immerhin habe ich noch kein Diplom im Wildling zähmen. Ich habe entschieden, dass wir auf einem guten Weg sind. Jeder sagt, es braucht Zeit und Geduld und mir wird für den Zähmversuch nicht mal eine Woche zugestanden. Sein Fell sieht wirklich ganz gut aus, aber das sagt erstmal nichts. Er hat auch ziemlich viele kleine Wunden auf dem Kopf, soweit ich das sehen kann. Wahrscheinlich hat ihn auch Nero ein paar Mal mit den Krallen erwischt.
Soweit der Stand, ich verabschiede mich hier fürs Erste. Ich kann nicht garantieren, dass das hier klappt. Ich halte mich an Taskalis Empfehlungen und in ein paar Wochen weiß ich mehr. Heute haben wir hier fast zwanzig Grad, auch im Oktober ist das Wetter hier idR noch ganz gut. Ich weiß, was ich tue, ich informiere mich und hätte das Forum gerne genutzt, um weitere Tipps zu erhalten. Aber ich bin leider kein Forenroboter, sondern ein echter Mensch mit Gefühlen, Unsicherheiten und Ängsten. Damit komm ich selbst klar, das kenne ich nicht anders. Ich bin der Typ Pfirsich, weiche Schale, harter Kern. Ich bin in der Lage, auch sehr schwere Entscheidungen zu treffen. Und auch wenn es mir schwer fallen wird, ich werde ihn wieder rauslassen, wenn er sich nicht eingewöhnen kann. Aber das kann ich jetzt nach nur einer Woche noch nicht sagen. Ich habe mich sehr über die netten Tipps und auch kritischen Hinweise gefreut, weniger gefreut habe ich mich über die auf mich einprasselnden Vorwürfe. Die machen es für mich und auch Halbtyr nur schwerer. Daher werde ich leider nicht weiter berichten, sondern erstmal machen. Vielen Dank für euer Verständnis.