Ich sehe die Geschichte auch ziemlich kritisch. Was bewirkt denn ein Tierheim damit? Jemand, der eine Katze will und sich (löblicherweise) im Tierheim umschaut und dann gefrustet von dannen zieht, weil man dort nur in Freigang vermittelt, wird wohl nicht als nächstes den seriösen Züchter ansteuern, sondern entweder den Bauernhof oder einen Vermehrer (der Umstand, dass man sich zuerst im Tierheim umschaut, deutet im Allgemeinen darauf hin, dass nicht nach einer speziellen Rassekatze gesucht wird). Diesen Leuten ist es nämlich ziemlich egal in welchen Verhältnissen ihre Katzen später leben.
Weiterhin wird das Klischee 'Die Tierheime vermitteln nur Katzen, wenn sie wirklich müssen, weil sie für jede Katze, die im Tierheim sitzt von der Stadt Geld kassieren und ein vermitteltes Tier damit einen Geldverlust für sie bedeutet' gefördert. Auch irgendwie verständlich, schließlich macht diese nur-Freigang-Vermittlungspolitik nicht den Eindruck, dass speziell auf das Wohl der jeweiligen Katze oder auf die Qualität des Halters bei der Vermittlung Rücksicht genommen wird, sondern dass andere Absichten dahinter stecken.
Natürlich bedeutet es mehr Arbeit sich mit jedem Interessenten individuell auseinanderzusetzen. Und ich kann auch vollkommen verstehen, dass das manchmal sehr frustrierend ist, wenn einem unehrliche Leute begegnen oder das Ganze am Ende doch auf eine Inkompatibilität rausläuft. Außerdem mache ich mir keine Illusionen darüber, dass in den meisten Tierheimen sowieso schon Personalmangel herrscht, aber dennoch ist es meiner Meinung nach nicht der richtige Weg pauschal zu sagen, dass NUR in Freigang vermittelt wird.
Mein erster Anruf beim lokalen Tierschutzverein lief auch erstmal so ab, dass ich nach meiner Adresse gefragt wurde und man mir dann ganz hart sagte 'in diese Straße wird nicht vermittelt, denn dort wurde schonmal eine Katze überfahren'. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit kam dann der nächste Hammer 'an junge Paare vermitteln wir auch nicht so gerne'. Daraufhin hat meine Mutter schon gefragt, warum ich mir überhaupt den Stress gebe und nicht einfach so ein Gratis-Kätzchen vom Bauernhof nehme. Am Ende konnte ich die Dame von Verein glücklicherweise doch noch dazu überreden bei uns vorbeizukommen und sich ein Bild von unserer Wohngegend und uns als Menschen zu machen und siehe da - beides doch katzenwürdig. Aber das erfordert eben ein gewisses Maß an Mehrarbeit, die man sich durch solche Pauschal-Politiken ersparen kann. Ob sich das am Ende zum Katzenwohl auswirkt? Ich persönlich zweifle daran.