Zunächst einmal sind Katzen vom Wesen her sehr individuell, etwas, was ich Dir gleich erzähle, kann bei Dir klappen oder auch nicht. Bei Frieda zum Beispiel wüsste ich, dass so etwas nicht klappen würde, weil sie eine zutiefst skeptische und unsichere Katze ist, aber bei meinen ehemaligen Katzen hat es ganz gut funktioniert, auch wenn es Jahre (!) brauchte.
Also zunächst einmal gab es auch einen Angreifer, in meinem Fall Violet, bei Dir ist es wohl eher Gizmo, der nach Angst auf die anderen los gegangen ist.
Violet war eine sehr große Katze und in Angstaggression ging sie auf alles los, auch auf Menschen und wurde da durchaus auch für uns gefährlich. Das sind Momente, in denen ich mich ehrlich gefragt habe, ob sie mich wirklich ernsthaft verletzten kann. Sie hatte Klauen wie ein Löwe und die langen Zähne sind ja auch nicht ohne. Sie spang dann auch gerne hoch, hat mich einmal am Oberarm so mies gekrallt, dass ich da immer noch Narben habe und ich habe nur versucht an dem Teufel vorbei zu gehen. Sie war schnell aggressiv, schon ein fremder Mensch in der Wohnung reichte, weshalb ich jahrelang keine Freunde einladen konnte. Sie lief dann angespannt zwischen ihnen herum (hätte sich aber auch zurückziehen können, meine Freunde waren von der Hälfte der Wohnung wie Schlafzimmer, Küche und Garten ja eher ausgeschlossen) und wenn nur einer geniest oder gezuckt hat, dann ist sie schon ausgerastet. Ganz schwierige Katze und meilenweit vom Stresslevel von Gizmo entfernt.
Sammy, die kleine Partnerkatze, hat bei der ersten umgeleiteten Aggression (die aus heiterem Himmel für sie kam) vor Angst unter sich gemacht, sowohl Kot als auch Urin. Natürlich habe ich auch erstmal getrennt, Sammy ins Schlafzimmer (weil sie sich da verkrochen hatte) und Violet in die Küche. Da die Situation sehr lange bei mir anhielt und auch nach Tagen Violet immer beim Anblick von Sam eine Bürste bekam und anfing zu in Wutgeheul zu singen, haben wir zwei Gittertüren eingesetzt, teilweise verdeckt, so dass der größte Teil des Raumes nicht einsehbar war und dann haben wir Schichten eingeteilt. Jede von Beiden hatte nun einen Raum mit Gittertür, in dem sie halbtags weggesperrt wurde und die jeweils andere Katze den Rest der Wohnung hatte.
Ich kürze das mal ein Bisschen ab: nach ein paar Monaten ging es wieder. Habe es wie bei einer echten Zusammenführung gemacht, irgendwann in der Nähe des Gitters gefüttert, immer näher und immer gelobt, wenn sie ruhig blieben. Irgendwann wurden die Gitter ohne Deckung eingestzt und dann wurden sie irgendwann gemeinsam laufen gelassen. Das haben wir meiner Erinnerung nach zwei Mal machen müssen, weil Violet die laufende Sammy wieder verunsicherte und sie sie wieder angriff. Es war echt die Hölle.
Naja, wie gesagt, nach Monaten ging es dann wieder gut, beide teilten sich die Wohnung, Sammy war aber sichtlich unsicher und rannte beim kleinsten Anzeichen wieder ins Schlafzimmer und versteckte sich unterm Bett. Es schien alles hoffnungslos, auch wenn es ja schon Fortschritte gegeben hatte. Andere hätten halt wirklich aufgegeben.
Ich hatte auch eine Katzenpsychologin da, aber auch das hat nichts gebracht. Die Tips passten einfach nicht.
Später kam es dann noch einmal nach einem Rückfall, da blieben wir aber schon ruhiger und hatten ja immer noch die Halterungen für die Türen und mussten sie nur nochmal einsetzen.
Den wirklichen Game-Changer hat zuletzt etwas gebracht, was ich nach wie vor jedem empfehle, der längerfristig mit umgeleiteter Aggression Probleme hat: Eine chipgesteuerte Katzenklappe.
Sammy bekam das Schlafzimmer in meinem Fall exklusiv. Wenn sie unsicher wurde oder Violet mal wieder eskalierte, konnte sie immer dahin zurück und dort schlafen, fressen... wir hätten ihr auch das Klo dort rein gestellt, aber das war im Endeffekt nicht nötig, denn sie brauchte das wirklich nur als letzte Sicherheit, einfach um mal Ruhe zu haben.
Nun spulen wir mal einige Monate vor, außer der Klappe im Schlafzimmer gab es keine Maßnahmen mehr und auch ich habe ja einen gesicherten Garten (aus dem Violet aber auch mal ausgebrochen ist, wir haben dann nachgebessert). Wenn der Nachbarskater mit Violet am Zaun gestritten hat, sie mal wieder auf 180 war, dann konnte Sam sich ruhig und gelassen im selben Garten aufhalten, ohne dass es auch nur zu Streit kam. Es ist wirklich vorgekommen, dass sie am Zaun noch völlig eskalierte und auf dem Rückweg zum Haus Sammy einfach ausgeblendet hat und auch Sam ruhig und gelassen im Garten sitzen blieb. Diese Beziehung hielt dann auch über Jahre. Die Beiden hatten eine wirklich liebevolle Beziehung, nachdem diese Mega-Kriese ausgestanden war.
Aber was wir bis zuletzt beigehalten haben war die Chipklappe (Safe-Raum für Sammy) und auch wenn beide stapeln, kuscheln und sich gegenseitig putzen konnten, so waren wilde Spiele wie mit der Federangel nur einzeln drin. Fangen haben die Beiden zeitlebens nicht mehr gespielt. Wir haben also ein wenig darauf geachtet, dass die Action nicht ganz so hoch drehte.