Hm.
So Sachen wie Alter sind halt wenn (ich kenne da keine Statistiken zum Onset-Alter) eine statistische Aussage. Also nach dem Motto "durchschnittliches Erkrankungsalter IBD: 7 Jahre, Lymphom: 15 Jahre" (ausgedachte Zahlen!). Durchschnitte sind Durchschnitte und sagen lassen im individuellen Fall hat nur ein "wäre wohl wahrscheinlicher" zu. Der Einzelfall kann halt dennoch deutlich abweichen. Bei Phoebe trat die IBD-Symptomatik um das (geschätzte) 12. Lj erstmals auf. Toby haben wir mit 10 adoptiert und so nach und nach gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Ob oder wie lange das Problem vorher schon bestand, wissen die Katzengötter.
Man kann es nicht sicher unterscheiden. Hier war immer die Daumenregel: Je gravierender das Ungemach im Schall (mehrere Organe auffällig, massive Schwellungen, etc), desto skeptischer die Tierärzte. Aber auch das ist kein sicherer Hinweis, wie eben Phoebes Beispiel zeigt. Da gingen die Lymphom-Alarmglocken gewaltig an, keiner hat sich wirklich getraut, noch an eine IBD zu glauben. Es ist eine IBD. Ne gesalzene, aber IBD.
Was mir nicht klar ist: Was soll denn das nächste Blutbild bringen? War im ersten was auffällig, das man kontrollieren will, oder wofür ist das gut?
Bei Cortison-Einstellung kenne ich es so, dass regelmäßig kontroll-geschallt wird, um die Reaktion des Darms auf die Kortisondosis zu kontrollieren und damit auch die richtige Dosierung zu finden. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Symptomatik (erbrechen, Durchfall) zum Erliegen kommen kann, während der Darm immer noch nicht "sauber" ist. Dann denkt man von außen, man hat die richtige Dosis und hat sie eben doch nicht.
Ich persönlich bin inzwischen - und ich kannte auch lange die Regel, dass man sich die Biopsie schenken kann - zu der Überzeugung gelangt, dass ich lieber jede Katze mit dieser Differentialdiagnose aufmachen lasse. Mit einem wirklich guten Narkosemanagement, einem guten Chirurgen, guter Nachsorge sind diese Eingriffe so wild nicht. Ja natürlich, ein Restrisiko gibt es immer. Aber ich bin überzeugt, dass der richtige Behandler, der da wirklich mit Liebe zum Detail rangeht, dieses extrem reduziert. Wir haben zwei Biopsien, zwei Leber-OPs und eine Gallen-OP hinter uns. Die betreffenden Katzen waren alle zwischen 10 und 13+. Eine hat nur eine Niere, eine war zum Zeitpunkt der OP untergewichtig, fraß seit einer Woche kaum, übergab sich, hatte grausigste Bauchschmerzen. Ein mehr tot als lebendig wirkendes Bild des Jammers. Die Katze mit der Mononiere wollte am Abend der OP kuscheln, fressen, klettern, so fit war sie. Die mehr tot als lebendig Katze fraß nach der OP mehr als die Tage davor und hatte endlich keine Schmerzen mehr (im gleichen Atemzug hatte man nämlich ihre komplette Medikation umgestellt und das wirkte!).
Ja, diese fünf Abdomen-OPs sind eine Menge. Aber sie haben MIR die Angst vor solchen Eingriffen sehr genommen. Alt, multipel krank, akut krank - sie haben es alle prima weggesteckt. Aber sie haben auch ein leidenschaftliches Tierärzteteam. Das ist unser Glücksgriff.
Warum ich die Biopsie machen würde, wo man doch auch so die gleichen Medis gibt?
Mh. So ganz gleich ist es in meinen Augen dann halt doch nicht. Allein bei IBD gibt es 100 Wege. Ich kenne aus unserer Praxis Katzen, die Pred. und Chemo bei IBD bekommen. Toby bekommt nur Pred. Phoebe Pred. Und Ciclosporin (Immunsuppressivum). Und das ist nur die IBD-Medikation, wie viele individuelle Wege (auch in der Dosierung) es bei Lymphom geben mag, da stecke ich nicht drin. Die Annahme, dass hier eh one size fits all gilt, erscheint mir zunehmend unglaubwürdig (mag mal so gewesen sein. Tiermedizin entwickelt sich ja auch weiter).