Schön das ihr nun einen neuen Thread eröffnet habt.
Was die Langzeiterfahrung angeht:
Besonders in den USA werden seit nunmehr fast 30 Jahren Frühkastrationen bei Katzen durchgeführt und es gibt meines Wissens keine einzige Publikation die irgendwelche Nachteile belegen würde.
Was meine eigene, nunmehr bereits 8jährige Erfahrung zum Thema mit sich bringt:
Weder haben Katzen ein Babyfell behalten, noch die Kater Harnröhrenprobleme oder zu kleine Köpfe etc.
Es gibt aus meiner Erfahrung heraus keinerlei Nachteile für die Tiere, sondern nur die bereits mehrfach angeführten Vorteile.
Ich kann mich noch gut erinnern das es vor 3-4 Jahren mal eine Userin gab, die ebenfalls die Frühkastration verteufelt hatte und immer davon sprach das sie ihre Erkenntnis von der Tierärtzlichen Hochschule Hannover hätte, die diese OP ebenfalls ablehnen würden.
Mittlerweile hat sich das offenbar geändert, denn auch die TÄ der Hochschule sind nun Pro-Frühkastration eingestellt.
Mir ist in den vergangenen Jahren vermehrt aufgefallen das die Stimmen Contra-Frühkastration immer leiser werden weil die viel prophezeiten Spätschäden, die die furchtbare OP im Kittenalter mit sich bringen soll offenbar ausgeblieben sind.
Tatsache ist, Katzen die im Haus leben werden früher oder später kastriert und ob das nun im Alter von 12 Wochen oder 9 Monaten gemacht wird, hat auf die Entwicklung der Tiere keinerlei Einfluss. Das wurde durch einige Studien aus den USA belegt. Hier in Deutschland gibt es dazu bislang keine Studien.
Vorteile der frühen Kastration ist nach wie vor die schnellere, komplikationslosere Wundheilung bei geringerer Blutung, die Tiere müssen nicht so lange hungern und dürfen schneller wieder fressen.
Weiterer Vorteil ist z.B. bei unseren Birmakatzen das ich als Züchter das Risiko der Narkose trage. Pointkatzen gehören ja leider zu den Tieren, die eine genetische Narkoseunverträglichkeit besitzen und somit minimiere ich das Risiko wenn meine Tierärztin, die sich damit gut auskennt, die OP durchführt.
Nachteile habe ich keine beobachten können in den vergangenen Jahren. Alle frühkastrierten Katzen und Kater leben nach wie vor putzmunter bei den neuen Besitzern und erfreuen sich bester Gesundheit.
Würden die Tierheime dazu übergehen, nur noch kastrierte Katzen aus dem Heim zu vermitteln, wäre das Elend der ungewollten Katzenpopulation sicher bald eingedämmt.
In den Augen vieler Kitteninteressenten ist die Frühkastration eine tolle Sache, denn sie müssen sich nicht mehr um die OP beim Kätzchen sorgen, die zwangsläufig ein paar Monate später anstehen würde.
Das frühkastrierte Katzen und Kater offenbar ein geringeres Aggressionspotential haben sollen, empfinde ich nicht als Nachteil. Sie sind somit einfacher in bestehende Katzengruppen zu integrieren.
Persönlich kann ich das so nicht unterschreiben. Wir haben Katzen vermittelt, die echte kleine Diktatoren waren obwohl sie frühkastriert wurden und andere, die sich engelsgleich an die neuen Artgenossen angeschlossen haben.
Ebenso kenne ich einige frühkastrierte Freigänger, die kein Problem mit dem eigenen Revier haben und das durchaus rabiat verteidigen.
Von daher kann man also diese ganzen pauschalisierenden Aussagen aus meiner Sicht vergessen.
Irgendwie verstehe ich die ganze Aufregung der Frühkastrations-Gegner nicht. Woher nehmen sie die Erkenntnis das Frühkastration schaden muss?
Es wird immer nach Studien gefragt, die belegen das keine Nachteile entstehen. Wo bitte sind denn die Studien über die vielen Problemtiere, die es ja zwangsläufig geben müsste wenn an den Befürchtungen etwas dran wäre.
Wenn die Harnröhrenproblematik wirklich exisitieren sollte. Wo sind dann die ganzen kranken Kater? Und wie kann es sein das es kranke Kater gibt, die nicht früh sondern eher später kastriert wurden in den letzten Jahrzehnten?
Es gibt eine Menge Behauptungen zu diesem Thema. Persönliche Erfahrungen haben nur einige Züchter und Tierheime in Deutschland die sich damit seit längerem beschäftigen.
Bisher ist mir noch kein einziger Tierarzt begegnet, dessen Befürchtungen wahr geworden wären. Eher das Gegenteil ist der Fall. Tierärzte, die die OP einmal durchgeführt haben, sind positiv überrascht und zeigen zukünftig keine Scheu mehr davor diese Kastration durchzuführen.
Viele TÄ haben leider eine grosse Scheu vor der OP weil der chirurgische Eingriff etwas mehr Fingerspitzengefühl erfordert als bei grösseren Tieren. Allerdings werden von diesen TÄ auch Mäuse, Meerschweinchen und Hasen operiert. Sind die etwa grösser?
Wenn man den Blick in die Landwirtschaft schweifen lässt wird man sehr schnell feststellen das seit Jahrzehnten z.B. auch Pferde, Schweine und Rinder frühkastriert werden. Sollten diese Tiere nicht auch Probleme bekommen? Oder wäre die Problematik auf Katzen reduziert?
In ein paar Jahren wird die Frühkastration sicherlich - genau wie im Ausland - als völlig normal empfunden werden und zum Schutz der Tiere grundsätzlich durchgeführt. Das würde dann letztendlich dazu führen das Katzen nicht mehr wie Wegwerfartikel behandelt würden, sondern mit dem gebührenden Respekt den diese wundervollen Geschöpfe verdienen!
Denn leider ist es nach wie vor Tatsache das Katzen für jedermann meist für wenig Geld oder sogar kostenlos zur Verfügung stehen und leicht wieder loszuwerden sind wenn man ihrer überdrüssig wird.
Sollte die "Ware Katze" eines Tages knapp werden, ändert sich sicherlich auch die Denkweise der "Verbraucher" und die Tiere bekommen endlich den gebührenden Respekt, den sie verdient haben.
Schönen Abend Euch Allen 🙂