Jeder Fall ist halt anders.
Es gab mal jemand, der jeder Katze mit Schnupfen, egal wekcher Art, verhemmend zu doxy riet. Sowas halte ich nach wie vor für falsch, wenn man es dann nämlich wirklich mal benötigen sollte, hilft es ggf. nicht mehr.
Nochmal - so einfach ist das nicht mit den Resistenzen. Es ist nicht so, dass die vielfache Anwendung eines Antibiotikums automatisch Resistenzen generiert. Das hängt von vielen Faktoren ab.
Und doch, bei einer klaren Kenntnis der Erreger geht man sehr wohl genau so vor - man gibt ein Antibiotikum, das erfahrungsgemäß dagegen wirkt. Das sind Antibioseempfehlungen. Bei Menschen z.B. gibt man bei einer Angina so gut wie immer Pencillin. Das ist ganz klar 1. Wahl für die verantwortlichen Streptokokken. Wenn das nicht funktioniert oder eine Unverträglichkeit vorliegt, geht man als 2. Wahl zu einem Cephalosporin (selbe Wirkstoffgruppe wie Penicillin, Beta-Laktame) oder einem Makrolid über. Daran hat sich die letzten X Jahre nichts geändert. Und wird es auch nicht, so man das nicht anderweitig versaubeutelt.
Bei felinen Atemwegserkrankungen gibt es die vier Primärerreger - und es gibt Kenntnis darüber, welche Antibiotika für jeden einzelnen 1. Wahl, 2. Wahl, 3. Wahl sind. Bei fehlender Kenntnis des Erregers gibt man eben ein Antibiotikum, dass ALLE bestmöglich umfasst, sprich bei jedem in der engeren Antibiosewahl ist. Dazu gehört halt eben auch ganz klar Doxycyclin. Das hat nichts mit Unwissenheit zu tun und nichts mit "wenn man es dann mal wirklich braucht, hilft es nicht mehr" - Doxycyclin wird vorgeschlagen gegen Mykoplasmen, Chlamydien, Pasteurellen und Bordetellen, siehe Vetpharm:
http://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00000056/4250__F.htm
Hartmann listet als Antibiotikum erster Wahl gegen Mykoplasmen, Bordetellen und Chlamydien Doxycyclin, siehe ab Seite 77 -->
https://books.google.de/books?id=gQ...nepage&q=hartmann chlamydophila felis&f=false
Und das ist DAS Standardwerk zum Thema Infektionskrankheiten der Katze, nicht nur weil es so heißt. Ja, hier ist noch (im Hinblick auf Chlamydien) Enrofloxacin als 2. Wahl gelistet - allerdings mit Hinweis auf die Gefahr der Retinadegeneration und auf Pradofloxacin, das damals noch nicht am Markt war (kam ... 2014, 15?).
Natürlich muss man hier beachten, dass das Buch bzw. dessen letzte Auflage ein paar Jahre alt ist - URALT ist es aber NICHT. Und so viele Neuerungen gibt es nicht, Pradofloxacin einmal ausgenommen.
Diese Empfehlung findet sich auch noch in neueren Werken, siehe z.B. hier, wo als 2. AB Azithromycin genannt wird:
https://books.google.de/books?id=PM...hsMAk#v=onepage&q=chlamydophila felis&f=false
Schulz, Pneumologin an der LMU München (wie Du ja weißt), listet Doxycyclin auch ganz oben in den antibiotischen Behandlungsmöglichkeiten in diesem neueren Artikel, weißt aber auch auf die möglichen Nebenwirkungen hin:
http://www.hundkatzepferd.com/archi...il-1:-virale-und-bakterielle-Infektionen.html
Die Rede ist hier auch bei allen einzelnen Primärerregern von Gyrasehemmern - das ist die Bezeichnung der Wirkstoffgruppe, die auch Fluorchinolone heißt (Enrofloxacin, Marbofloxacin, Pradofloxacin - chronologische Reihenfolge mit jeweils erweitertem Wirkspektrum, besserer Resistenzlage; die letzten beiden OHNE jene Gefahr der Retinadegeneration/Netzhautablösung).
Pasteurellen werden von den meisten nicht als Primärerreger gelistet, sind aber dennoch in der Vergangenheit immer wieder alleinig als Erreger identifiziert worden, was auch diskutiert wird. Hier kann man die Empfehlung generell ableiten, Pasteurella Multocida gibt es auch bei Menschen - 1. Wahl ist Penicillin bzw. dann ein Beta-Laktam (Amoxicillin wird normalerweise in der VetMed-Literatur genannt), 2. Wahl unter anderem Tetracycline, wo wir wieder bei Doxy wären.
http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabellen/06-Erreger_und_Antibiotika.htm
Es ist vollkommen üblich, nicht bei jeder bekannten Erkrankung eine Erregerbestimmung zu machen. Macht man auch beim Menschen nicht - man kennt ja "die üblichen Verdächtigen" und kann deshalb auch eine blinde Antibiose geben, SO blind ist die eben in so einem Fall nicht, weil man um die in Frage kommenden Erreger WEIß. Oder besser: wissen SOLLTE. DARAN krankt es hier ständig - dass das ganz offensichtlich die wenigsten Tierärzte beherzigen.
Schlussendlich: Doxycyclin als AB bei einer felinen Atemwegserkrankung zu empfehlen ist alles andere als falsch - es ist genau das, was gemäß der Standardliteratur vorgeschlagen wird. Es ist bei allen in Frage kommenden Erregern als 1. oder 2. Wahl zu erachten und damit im Schnitt ein Antibiotikum, das eben diese als "blinde" Antibiose theoretisch bestmöglich abdeckt. Ebenfalls gute Wirkwahrscheinlichkeit haben Azithromycin und besagtes Veraflox, das allerdings breiter ist.
Hier gilt es noch zu beachten, dass man a) ein möglichst schmales oder schmäleres AB den breiteren vorziehen sollte (weil es meistens bei den einzelnen Erregern potentiell wahrscheinlicher wirkt UND weil es eben im Hinblick auf Resistenzbildungen besser ist) und b) Doxy einen möglichen Schwachpunkt hat, da es bakteriostatisch ist und nicht bakterizid (sprich: das Immunsystem muss mitarbeiten, Doxy hemmt, tötet aber nicht). Letzteres ist ein Grund dafür, weswegen beispielsweise gerne auch mal Amoxicillin mit Clavulansäure gegeben wird, das bakterizid wirkt - aber eben von vorneherein NICHT gegen Mykoplasmen wirken kann. Im Hinblick auf Bordetellen und Pasteurellen könnte es auch Probleme geben - siehe Vetpharm:
http://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00002678/7780__f.htm - weswegen ich persönlich nicht ganz verstehe, dass man es zum Teil lieber einsetzt, weil ICH als informierter Laie hier ganz klar dem AB den Vorzug geben würde, das potentiell eben alles abdeckt UND, wie jetzt bereits dargelegt, in den Büchern auch als 1. oder zumindest 2. Wahl gelistet ist.
Das ändert nichts daran, dass man im Einzelfall - z.B. bei einem Tier, das sehr sensibel ist, sehr dünn, alt, gebrechlich usw. die gastroenterologischen und nicht gerade seltenen möglichen Nebenwirkungen von Doxy beachten muss genauso wie die Gabe (dass es nicht stecken bleibt im Hals und dort dann reizt bzw. zu einem Ulcus führt).