Ich habe mich dann gleich belesen, ob solche Wunder wirklich gibt. Aber nein, das gibt es leider nicht. Ich las, dass vor dem tatsächlichen Ende vom Körper noch die restliche Energie freigesetzt wird, Katzen (wie auch Menschen) leben dann noch für so 2-3 Tage auf, wirken wie genesen.
Und obwohl ich jeden Tag im Oktober mit den Gedanken aufwachte, ob Willi wohl noch lebt, und mit diesen Gedanken jeden Tag auch von der Arbeit kam, war der Oktober eine sehr schöne Zeit. Ich glaubte, irgendwann schläft Willi von alleine ein und genoss jede Minute mit ihm, die wir noch hatten. Wir kuschelten viel, Willi schnurrte dann und sah zufrieden aus.
Da diese schöne Zeit nicht nur 2-3 Tage anhielt, dachte ich, dass wohl das Absetzen der Medikamente doch das richtige war. Jedes, noch so gutes Medikament hat Nebenwirkungen, vergiftet irgendwie den Körper. Und nun fiel es bei Willi weg und vllt. deswegen hält sein Aufleben länger.
Hin und wieder habe ich versucht, ihn mit zu mir ins Bett zu nehmen. Das ging aber nicht, er lief gleich wieder in seinen Karton……...bis November.
Anfang November beschloss Willi ins Bett umzuziehen und verließ es auch nicht mehr. Also zog die Katzenstation, mit KaKlo und Wasserstelle, ins Schlafzimmer um. Gefuttert hat Willi zu dieser Zeit nicht mehr von alleine. Er ließ sich aber jetzt füttern. Früh, mittags und abends eine halbe Dose Gourmet Gold. Da Willi dann auch Probleme mit trinken bekam, Schluckbeschwerden hatte, machte ich mir auch wieder Sorgen, wie Willi einschlafen wird/sollte, ob er doch meine Hilfe bräuchte.
Ich fand in der Gegend eine neue TA-Praxis, die auch Hausbesuche machten. Zuerst dachte ich mir, ich kann es mir ersparen, da vorzusprechen. Sie kennen weder mich noch Willi und eh dass sie zu uns nach Hause für die letzte Reise kommen, wollen sie ihn bestimmt sehen. Und das wollte ich Willi nach wie vor ersparen, so den TA-Besuch, noch dass sie Willi Zuhause untersuchten. Aber dann dachte ich, du kannst es einfach fragen, schlimmsten Fall schmeißen sie mich raus. Und so sprach ich da vor, äußerte meinen ungewöhnlichen Wunsch…...und ich bekam sehr viel Verständnis und Hilfsbereitschaft. Ich musste Willis bisherige Behandlung nachweisen, was natürlich kein Problem war. Und so hatten wir einen TA, der mir versicherte, uns zur Seite zu stehen.
Ich habe ihn auch zu meinen Sorgen befragt, ob ich Willi u. U. zu viel zumute, ob ich es evtl. nicht erkenne, dass er leidet und ich ihn so ungewollt quäle. Er sagte mir, dass das sehr schwierig sei zu beurteilen…….aber am besten wissen es meist die Katzenhalter und ich sollte mich ruhig auf mein Bauchgefühl verlassen. Wenn es dann soweit sei, das werde ich spüren und ich brauche einfach nur anzurufen, sie kommen.
Das gab mir ein sehr gutes Gefühl und so konnten wir die letzten zwei Wochen noch unbeschwerter genießen.
Willi war nun im Bett. Nicht wie früher unten an meinen Beinen. Nein, Willi beschloss seine Zeit mitten auf meinem Kopfkissen verbringen zu wollen. Und da ich nur ein Kopfkissen habe, bezog ich für mich ein größeres Katzenkissen für die Nächte und schlief bei Willi.
Und das war sehr außergewöhnlich. Sterbende Tiere ziehen sich zurück, verstecken sich. Nicht aber Willi. Er war immer präsent. In den Nächten kuschelte er sich ganz eng in meine Halsbeuge, schnurrte, wenn ich ihn streichelte und am liebsten hatte er, wenn in der Nacht meine Hand auf ihn ruhte. Willi schenkte mir so viel Vertrauen und vermittelte mir so sehr das Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Verrückt, nicht wahr?
Ca. drei Tage vor dem letzten Tag (wobei das wusste ich damals noch nicht) habe ich mich am Abend gerade zu Willi gelegt. Und was macht er? Er steht auf, und schwankte (das Laufen fiel ihm auch immer schwerer, wurde unsicherer) zur Katzenklappe und schwankte raus. Na toll, was soll das denn?, dachte ich. Also zog ich mich wieder an, es war ja mittlerweile sehr kalt draußen, und ging hinter Willi her. Da er auf einen Stuhl nicht mehr aufspringen konnte, hockte er einfach nur da. Und nun, was soll daraus werden?, fragte ich ihn. Mäuschen, es ist doch ar...sche kalt. Was sollen wir hier? Er guckte mich an und dann den Garten. Ok, du willst nur gucken. Ich hüllte mich in eine Decke ein, nahm Willi auf meinem Schoß – ihn halb auch unter die Decke – und setzten uns, guckten eine Zeitlang in den Garten. Da es aber wirklich, wirklich kalt war, fragte ich Willi nach einer halben Stunde, ob es nun genug sei. Und es war wohl genug, ich öffnete die Tür, Willi ging von alleine wieder rein und ging eine runde durch die Wohnung. Das machte er schon ganz lange nicht mehr. Er guckte an der Couch, zur Küche und Bad….und ging dann wieder ins Bett und ich zu ihm.
Das war wohl sein Abschied nehmen und dann kam nach 3 weiteren Tagen der Tag, wo ich wusste, dass es soweit ist. Eine TÄin war innerhalb von drei Stunden da, Willi musste sie nicht mal sehen, er schlief ganz, ganz friedlich ein.
Ich habe so noch nie von einer Katze abschied genommen. Wobei es war kein Abschied nehmen, es war eine sehr intensive Zeit, traurig und gleichzeitig wunderschön. So viele Momente, die wir ganz bewusst genießen konnten. Ich danke dir mein Mäuschen, wir sehen uns sicher wieder und ich freue mich darauf.
Ich möchte vielen von Euch auch danke sagen. Namen möchte ich nicht nennen, da ich dann jemanden sicher vergessen würde. Ich danke Euch, denn viele von Euch haben dazu beigetragen, dass Willi, Willi werden konnte, wir diese Zeit zusammen erleben durften. Ich möchte es nicht missen und bin voller Dankbarkeit.
Es wäre schön, wenn Willis Thread nicht untergehen würde, was wohl leider mit der Zeit doch geschehen wird. Dennoch würde ich es mir bzw. den Willi-Katzen wünschen. Es wäre schön, wenn Willis Geschichte auch anderen den Mut geben würde, Willi-Katzen die Chancen zu geben, ihnen ein Zuhause zu schenken. Sie sind wunderbar, einzigartig und besonderes…...und ja, wie geschrieben, so viel mehr als nur ein Schatten im Gebüsch.
Ich liebe dich mein Mäuschen, mein Schatz.
Ich danke Euch und habt eine schöne Vorweihnachtszeit.
Die Muddi und Euer Willi