Was mir beim Zuchtgebrabbel allgemein auch auf den Zeiger geht, ist die Sache mit dem tollen Wesen. Das ureigenste Wesen der Katze ist, dass sie eigensinnig, unabhängig und ein Freigeist ist. Dafür ist sie bekannt, so ist sie in die Geschichte eingegangen. Wenn ich mir ein Tier namens Katze ins Haus hole, dann hole ich mir genau dieses Wesen. Wenn ich mit diesem Wesen, diesem Charakter nichts anfangen kann, darf ich eben keine Katze wollen. Was soll das, eine Katze mit dem Wesen eines Hundes zu züchten? Warum hole ich mir dann nicht gleich einen Hund, wenn ich sein Wesen bevorzuge? Oder liegt es daran, dass ich mit der Katze, die das Wesen eines Hundes hat, nicht Gassi gehen muss?
Ich habe drei verschiedene Kater mit drei verschiedenen Wesen oder Persönlichkeiten. Nach fast drei Jahren Zusammenleben könnte ich den Prototypen "Katze" gar nicht mehr beschreiben. Was ist er nun? Verspielt? Verschmust? Verpennt? Neugierig? Giftzwerg?
Jede hat ein wunderbares Wesen. Das wunderbare Wesen der Rasse XY ist nur eingebildet. Da muss man sich nur mal ein Katzenrassenbuch vornehmen. Die Beschreibungen ähneln sich dermaßen, da werden teilweise sogar die selben Begriffe für grundverschiedene Rassen gebraucht. Eben weil sie im Grunde nicht die Rasse XY beschreiben, sondern die Katze als solche, die eben genauso individuell und vielfältig ist, wie wir Menschen auch. Ich bin mir z.B. ziemlich sicher, dass es auch lustige Westfalen und ernste Rheinländer gibt (war gerade unser Mittagstischgespräch). Und wer damit nicht leben kann, dass seine Katze eben auch mal eigensinnig und stur ist, mal nicht gestreichelt und geknuddelt werden will, der sollte sich eine mit Knopf im Ohr holen
Auch wenn das jetzt vom Thema wegführt, möchte ich dazu etwas schreiben.
Ich verstehe deine Argumentation nicht so ganz.
Einerseits sagt du, dass die Katze ein ganz eigenes Wesen hätte, was du mit "eigensinnig, unabhängig und Freigeist" beschreibst und dem Wesen des Hundes gegenüberstellst, gleichzeitig kannst du selbst aber kannst du die Prototyppersönlichkeit einer Katze nicht beschreiben, weil jede so individuell und einzigartig ist?
Diese stereotypische Einteilung von Hund und Katze aufgrund von Cahraktereigenschaften finde ich auch nur begrenzt richtig.
Gibt es deiner Ansicht nach keine "treudoofen" Hauskatzen und keine selbstständigen, eigensinnigen Hunde?
Ich bin mit verschiedenen Hunden und Katzen aufgewachsen. An Hunden waren es vornehmlich Jagdhunde/Vorstehhunde (Deutsch Drahthaar, englischer Pointer, irischer Setter) und Herdenschutzhunde (Kuvasz und Briard). Katzen waren immer "stinknormale" Hauskatzen, außer aktuell meine eigenen Siammixe aus Spanien.
Die Jagdhunde waren zumeist tatsächlich "klassische" Hunde, die sehr gelehrig und sehr "ergeben" waren, aber die Herdenschutzhunde waren (bzw. sind, den Briard gibts ja noch) sehr eigensinnig. Gerade der Kuvasz war dadurch auch nicht immer einfach, weil er "wie eine Katze" auch einfach mal keine Lust haben konnte und seine Treue musste man sich erst verdienen. Er folgt nicht blind, sondern muss seinen "Herrn" dazu erstmal mögen.
Sind Kuvasz nun Katzen in Hundegestalt und dürfte sich eigentlich niemand so einen Hund zulegen, weil er sich dann auch gleich eine Katze holen kann?
Auch kenne ich mehrere Hauskatzen, die wirklich sehr hundisch sind (ganz ohne Siamvorfahren oder so). Die Kater bei meiner Mutter schenken jedem Menschen ihr Herz (wie die Jagdhunde meiner Kindheit), sind sowas von zutraulich, verschmust, kinderlieb, niemals "kratzbürtig" und auch irgendwie "treudoof". Gerade bei Batida hatte ich immer das Gefühl, dass er sich weit mehr wie ein "treudoofer" Hund präsentiert als alles andere, tausendmal mehr als der Briard oder der Kuvasz.
Mein Yori hier (ok , er ist Spanier, könnte also tatsächlich bissel Siam haben) ist auch so ein Herzchen, der einfach nur jedermanns Freund sein will und mit Liebe um sich wirft. Irgendwie durchaus wie ein Familienhund im Katzenkörper.
Ja, bei Rassen gibt es eine Tendenz, was den Charakter betrifft. Dennoch sind die einzelnen Tiere natürlich Individuen mit ganz eigenen Charakterzügen.
Daher ist das wirklich ein sehr wackeliges Argument, aber nicht nur pro-Zucht, sondern auch contra-Zucht.
Wie du selbst merkst, kann man den "Protocharakter", wenn überhaupt, nur sehr bedingt festhalten.
Für mich gilt: Ein Hund bleibt ein Hund und eine Katze bleibt eine Katze. Sie unterscheiden sich in weit mehr als in möglichen Charaktereigenschaften und ich würde sie auch nicht darauf reduzieren wollen.
(Und als Katzenhalter/Hundehalter/Tierhalter reagiert man ja auch gerne mal etwas beleidigt, wenns z.B. heißt: "Warum kein Mensch/Partner/Kumpel statt einer verschmusten Katze/einem treuen Hund/verspielten Haustier/usw.? Charaktereigenschaften sind nicht auf einzelne Tierarten begrenzt und bei gleichen charakterlichen Eigenschaften ist eine Art noch lange nicht gleich durch eine andere Art ersetzbar, zum Thema "Warum dann nicht gleich nen Hund holen?").
Ich verstehe auch nicht, warum das gegen Zucht sprechen sollte, wenn diese Charaktertendenzen weder für Mensch noch Tier nachteilig sein sollten.
(den Kuvasz oder andere, sehr selbstständige Schutzhundrassen finde ich da z.B. zweischneidig, weil er mit diesem Charakter die Vorgaben an moderne Hundehaltung z.B. als Familienhund nur mit viel Einsatz erfüllen kann - und wenns schiefgeht badet es der Hund aus).
Dem letzten Satz kann ich zustimmen, würde ihn aber erweitern: Wer nicht mit den Eigenarten eines lebenden Tieres (egal ob Hund oder Katze, Klebebonbon oder eigensinnig...) klarkommt, sollte sich eins aus Plüsch anschaffen.