Hallo zusammen und liebe Grüße an alle,
hier ist eine weitere Betroffene mit einer frisch diagnostizierten HCM-Katze. Ich bitte vielmals zum Entschuldigung, dass der Beitrag so lang geworden ist. Ich musste mir einfach alles vom Herzen schreiben...
Ich bin seit über 30 Jahren Dosenöffner von immer 5-7 wunderbaren Katzen und habe in meinem Leben schon so alles an tückischen Katzenkrankheiten miterlebt, was die Fellchen so haben können. Frollein mit Lymphom im Bauchraum, Dickes mit einer tumorös entarteten, nicht erkannten Bauchspeicheldrüsenentzündung, Bommel mit Plattenepithelkarzinom an den Ohren mit Amputation, Svennie Glückspilz mit Calici-Viren, Möhrchen mit CNI, Big Mäc mit Tumor in der Wirbelsäule und Lungenmetastasen. Alle viel zu früh verstorben. Viele meiner Katzen sind aber auch 18 bis 20 Jahre alt geworden. Eine HCM war erstaunlicherweise nie dabei. Bis jetzt.
Nun hat es mein Törtchen erwischt. Sie ist 13 Jahre alt und hat panische Angst vor Tierärzten. Ich habe sie von unserer Katzenhilfe mit nach Hause genommen. Sie wurde im Alter von einem Jahr ausgesetzt, natürlich unkastriert, durfte dann bei einer Familie im Keller leben, wurde trächtig. Nach der Geburt ihrer Babys wurde sie mit zwei Wochen alten Welpen bei Schnee und Eis im Garten ausgesetzt. Nachbarn haben das beobachtet und Törtchen und ihren Nachwuchs zur Katzenhilfe gebracht. Nachdem der Nachwuchs vermittelt war, habe ich sie mit nach Hause genommen. Sie ist ein supersüßes, sehr charismatisches Persönchen, sehr aufmerksam, unterhaltsam und schnurrt, sobald man sie nur ansieht. Sie ist schwarz mit weißen Pfötchen, weißer Brust und ist am seitlichen Bauch und im Gesicht durchzogen mit getigerten Streifen.
Beim ersten Tierarztbesuch zur Kastration ist Törtchen vor lauter Panik die Übergardinen hochgeklettert (im Altbau). Bis ganz nach oben. Die Tierarzthelferin hat versucht, sie mit einer Leiter aus den Gardinen rauszuholen und ist mit der Leiter umgekippt. Das war Törtchens erste Tierarzterfahrung. Danach konnte sie nicht mehr ohne Kurznarkose untersucht werden und war bis heute nur noch drei weitere Male beim Tierarzt. Glücklicherweise hatte sie eine sehr robuste Gesundheit. Eine Cystitis, dann dieses Jahr im Januar geriatrischer Check, das musste jetzt mal sein. Alle Werte super, Zähne erstaunlicherweise ebenfalls, Herz laut Abhören auch ok. Letzte Woche beobachtete ich eine tiefe Bauchatmung. Beim Schnurren öffnete sie das Mäulchen. Ich bin sofort zu unserer örtlichen Tierarztpraxis. Röntgenaufnahme, Diagnose Lungenödem, Lungenlappen kollabiert, entzündlicher Prozess, evtl. tumoröse Strukturen, so viel Wasser im Brustraum, dass die Luftröhre abgedrückt war, der gesamte Bereich war milchig. Mir wurde empfohlen, die Katze sofort einschläfern zu lassen, die Prognose sei hoffnungslos. Törtchen bekam 0,2 Diuren (Furosemid) 50mg/ml (viel zu wenig!), Cortison (kontraindiziert!) und Convenia (überflüssig!). Natürlich habe ich sie nicht einschläfern lassen. Tierärztin zeigte Unverständnis, ich solle dann bitte abends zum Einschläfern kommen, wenn es nicht besser würde. Wurde es natürlich nicht.
Zufällig kenne ich die Leiterin einer 50km entfernten Tierklinik durch meine Katzenhilfearbeit sehr gut. Bin also mit Törtchen dorthin. Sie sah die Katze und machte sofort alles zum Punktieren fertig. Aus Törtchen kamen 195ml glasklare Flüssigkeit raus, also nix Entzündung. Danach wurde sie geröntgt – alles wieder frei. Keinerlei tumoröse Strukturen. Sie hatte auch kein Lungenödem und keine kollabierten Lungenlappen, sondern „lediglich“ einen Thoraxerguss. Törtchen kam ins Sauerstoffzelt und musste in der Klinik bleiben. Sie wurde zunächst eingestellt auf ½ Tbl. Vasotop 1,25mg tgl. und 2-3x tgl. ¼ Tbl. Dimazon 40mg. Danach konnte ich sie nach Hause holen, damit sie sie erst mal von dem Klinikstress erholen kann und bekam einen Termin zum Herzschallen in 10 Tagen.
So weit, so schlecht. Törtchen ist nun seit fünf Tagen wieder zu Hause. Die ersten beiden Tage hat sie noch häppchenweise gefuttert, dann stellte sie das selbstständige Fressen fast vollständig ein. Ich habe es wirklich mit allem versucht: Stremel-Lachs, befeuchtet und angewärmt, Leberwurst, Malzpaste, Käsepaste, Forellenfilets, Dreamies gemörsert in Butter, Käsetabs gemörsert in Butter, Sprühsahne, Reconvales Paste, Reconvales Energy, Calo-Pet, Lachspaste mit Dill, Sheba in heller Soße, Hühnerbrühe aus ausgekochten Hähnchenschenkeln. Nix.
Was natürlich auch heißt, dass ich größte Schwierigkeiten habe, die Tabletten in sie reinzubekommen. Die ersten beiden Tage hat es noch mit Leberwurstkügelchen mit Pillen drin auf dem Finger geklappt. Danach mit Spritzen "assistenzernährt". Gestern habe ich allerdings den Riesenfehler gemacht, ihr zermörsertes Mirtazapin zur Appetitanregung per Spritze mit Lachspaste zu verabreichen. Nicht lachen, aber normalerweise lecke ich die Tabletten, die meine Katzen bekommen, immer ab um zu testen, ob sie bitter sind. Das habe ich in meiner Panik ausgerechnet bei der Mirtazapin verpasst. Und die ist scheinbar furchtbar bitter. Kaum hatte Törtchen die Tablettenpaste intus, begann sie zu speicheln und spuckte alles würgend wieder aus. Und nun geht gar nichts mehr. Gestern abend habe ich mit Mirataz besorgt, das ist eine Salbe zur Appetitanregung, die man ins Ohr schmiert. Nach 1,5 Stunden begann sie püriertes Lachswasser zu schlürfen. Genau vier Schlucke. Heute Morgen ging wieder nichts und ich musste ihr die Herztablette und die Entwässerung mit Leberwurst in Spritze verabreichen. Daraufhin ist sie hinter der Couch verschwunden. Gerade eben hat sie genau fünf Bröckchen TroFu geknäckert. Wenn Törtchen bis heute um 17.00 nichts gefressen hat, muss sie wieder in die Klinik. Ich bin völlig verzweifelt. Meine Gedanken kreisen nur noch darum, wie ich Futter in die Katze reinkriege. Sonst muss ihr womöglich eine Magensonde gelegt werden. Das will ich um jeden Preis vermeiden.
Was meint Ihr, kann ich es wagen, heute nicht in die Klinik zu fahren? Ich habe für 17.20 Uhr einen Termin ergattert und die sind rar. Wenn ich dann Samstag im Notdienst hinmuss, findet die Klinik das wahrscheinlich nicht toll – wo ich doch einen Termin hatte. Andererseits hat Törtchen einen Riesenstress, wenn ich fahre. Kann ich darauf zu setzen, dass die Wirkung des Mirataz noch stärker einsetzt? Allerdings hat Törtchen auch seit Samstag keinen Kot abgesetzt, was aber kein Wunder ist bei den Miniportiönchen, die sie bisher gefuttert hat. Der Bauch ist jedenfalls nicht verdickt oder verhärtet. Ansonsten geht es ihr überraschend gut. Sie war heute eine halbe Stunde im Garten unterwegs, sie ist aufmerksam, macht Ansätze zu spielen, ihre Atemfrequenz liegt bei 23 – 29 pro Minute. Sie hat einen klaren Blick und putzt sich. Ich will sie nicht noch mehr stressen, will aber auch ernährungsmäßig nichts falsch machen. Womit schade ich ihr mehr? Womit nutze ich ihr mehr? Hinfahren oder nicht, was meint Ihr?
Liebe Grüße!