Warum sind Katzen so oft betroffen?
Also zunächst mal ein Hinweis: ich antworte hier als Laie, der sich reingelesen hat. Wenn du eine Expertenmeinung haben möchtest, frage einen Experten, z. B. den Arzt, zu dem du schallen gehst oder die Experten im Forum der Kleintierkardiologie an der LMU München.
Katzen sind so oft betroffen, weil sich irgendwann mal Fehler eingeschlichen haben in den genetischen Bauplan der Katze.
Solche "Fehler" entstehen eigentlich jedes Mal, wenn sich Zellen teilen und auch jedes Mal, wenn Gameten (Ei- und Samenzellen) entstehen.
Die meisten Fehler verpuffen wirkungslos, weil sie Bereiche der DNS betreffen, die bedeutungsloser Füllstoff sind.
Manche "Fehler" bewirken wunderhübsche Sachen - wie kuscheliges, langes Fell, eine classic (Räder) Zeichnung, die Unterdrückung der Agoutistreifen für lackschwarzes oder edel einfarbig blau schimmerndes Fell, große Ohren, kleine Ohren, lange Nasen, kurze Nasen, viel Kinn, wenig Kinn, usw. usf.
Und leider haben sich wohl auch etliche (dafür sprechen die aktuellen Studienergebnisse) Fehler in die Bereiche der DNS eingeschlichen, die den Bauplan für die Herzmuskelzellen enthalten.
Das Problem mit erblicher primär-idiopathischer HCM kennt man auch vom Menschen, und es verhält sich bei Mensch und Katze so ähnlich, dass die Forscher die Katze als Modell nehmen, um die humane HCM besser zu verstehen.
Beim Menschen ist aber ein viel geringerer Prozentsatz betroffen als bei der Katze.
Warum?
Das Problem ist, dass Katzen Krankheiten sehr stark unterdrücken. Sie sind in der Hinsicht noch sehr viel "Wildtier".
Und so bekommen, wenn kein Mensch eingreift und die Katzen untersuchen lässt und die Fortpflanzung der Katzen unterbindet, die zwar äußerlich gesund sind, aber in der Vorsorge Anzeichen einer HCM zeigten, die Katzen eben sehr jung sehr viele Babys, an die sie ihre Veranlagung weiter geben.
Man sieht das schon alleine daran, wenn man die Studiendaten zur Auftretenswahrscheinlichkeit von HCM in verschiedenen Rassen vergleicht:
http://www.ig-hgk.de/html/zuechterfaqlang.html#Auftretenswahrscheinlichkeit
Die Hauskatze ist relativ stark betroffen, von den Rassekatzen ist eigentlich nur die Sphynx stärker betroffen (man muss bei der Interpretation der Werte auch die unterschiedlichen cut-off-Werte der Studien im Auge behalten. Die Studie, die für MCO höhere Werte ausgibt, bezieht sich auf eine deutliche Absenkung der Cut-off-Werte, die sich aber international (noch) nicht durchgesetzt hat).
Dies ist zum Teil sicher auch darauf zurückzuführen, dass mittlerweile Züchter schallen, aber gerade bei Rassen wie BRI wird recht wenig geschallt, es sind aber deutlich weniger Tiere betroffen als bei Hauskatzen.
Woher kommt das?
Nun, Zucht bedeutet eben auch, Tiere nicht schon bei der ersten Rolligkeit zu belegen, wie das in der Natur geschieht, sondern dies hinauszuzögern.
Und somit schließt man schon mal solche Tiere aus der Vermehrung aus, die sehr früh HCM entwickeln.
Gerade Kater werden, wenn sie sich mit dem Markieren zurückhalten, gerne auch sehr lange zur Zucht eingesetzt.
Somit wird ein Kater, der lange lebt, weil er keine HCM hat, seine Gene an viel mehr Nachkommen vererben als ein Kater, der früh an HCM verstirbt.
Dadurch wird dann die HCM-Neigung in einer Population quasi "verdünnt".
Das sind so meine Gedanken zu dem Thema.