Das ist die Antwort auf meine ganzen Fragen:
erst einmal danke für Ihre Rückmeldung. Ich freue mich, dass Sie so gut mitarbeiten. Jedoch sind nicht alle Infos im Netz entsprechend aktuell, viele sind komplett aus dem Zusammenhang gerissen oder aber treffen im Einzelfall überhaupt nicht zu oder sind nicht CNI-Stadien- bzw. Ursachen orientiert. Wir orientieren uns hier an den veterinärmedizinischen Leitlinien, das ist eine sehr sichere Vorgehensweise, auch wenn im Einzelfall auch hiervor teils abgewichen werden muss, je nach Situation. Ein Krankheitszustand ist nichts Statisches, insbesondere bei funktionellen Erkrankungen wie einer CNI, die bei Ihrer Trixi zudem noch mit Nierensteinen beidseits einhergeht. Eine beidseitige Nephrolithiasis ist eher selten, sie ist komplikativ, und daher ganz unbedingt zu beachten. Es gilt daher: kurzfristige, mittelfristige und langfristige Therapiemaßnahmen, zunächst engmaschiges, später dann regelmäßiges Monitoring in längeren Abständen mit Feinjustierung der Therapie (wichtig für die Lebenserwartung).
Ich kenne natürlich die Einschränkungen bezüglich der Medikamentenanwendungen. Bei Mirtazapin gelten diese jedoch zunächst nur für den Menschen. Emeprid (Metoclopramid) ist sehr bewährt in der Therapie nierenkranker Katzen, in Trixi´s Fall soll Emeprid (und auch Mirtazapin) zunächst nur gegeben werden, bis wieder eine bessere Futteraufnahme gewährleistet ist (initiale kurzfristige Therapiemaßnahmen). Säurehemmer bremsen nicht die Übelkeit, weil es sich hier nicht um eine Säureüberproduktion im Magen handelt (siehe Erklärung unten!), eine normale Magensäureproduktion herunterzufahren ist nicht sinnvoll und kann dann tatsächlich Übelkeit verursachen.
Eine Alternative zur Behandlung von Übelkeit - homöopathisch - zu Emeprid wäre Nux vomica (zunächst als D6), 2-3 x tgl. 5 Globuli. Die Wirkung ist nicht immer ausreichend, so dass meist initial die Gabe von Emeprid hilfreich ist, um später umzustellen.
Benazepril ist primär kein Blutdrucksenker (das wäre Amlodipin), sondern ein bewährtes Mittel zur Verbesserung der Nierendurchblutung, letztere ist bei Trixi nach Doppler vermindert. Das ist ein sehr wichtiger Befund.
Schauen Sie bitte einmal auf das Ihnen mitgegebene Merkblatt - Trixie hat eine Borderline Proteinurie. Bei einer Borderline Proteinurie sollte zunächst eine Überprüfung (in 14 Tagen) erfolgen, Sie können hierfür gern Urin mitbringen.
Benazepril ist auch kein Wirkstoff zur Verminderung der Proteinurie, hierfür wäre Telmisartan einzusetzen (das jedoch im Ggs. zu Benazepril nicht immer gut verträglich ist, und bei Trixi zunächst nach den gültigen Leitlinien auch nicht indiziert ist).
Zum Gebiss: Für das Röntgen der Zähne ist eine leichte Sedierung nicht ausreichend, da teils intraoral geröngt werden muss. Eine solche tiefere Sedierung oder aber auch Narkose ist bei Trixi momentan mit großer Vorsicht und sehr strenger Indikationsstellung zu betrachten, da diese ggf. die Nierenfunktion beeinträchtigen könnte, was momentan ein nicht vertretbares Risiko darstellt. Daher stand gestern zunächst die Nierenfunktion und die eingehender Diagnostik derselben im Vordergrund. Es handelt sich hier keinesfalls um eine tierärztliche Unterlassung oder Nichtbeachtung der Gebissproblematik, das muss ich hier deutlich klarstellen. Es waren aktuell keinerlei Entzündungen erkennbar, die für eine Blutung verantwortlich sein könnten. Ggf. handelt es sich um kleine Schleimhautblutungen, die momentan - auch aufgrund der gestern festgestellten verbesserten (!) Nierenwerte - nicht mehr vorhanden sind. Man sollte beobachten, ob nochmals Blutungen auftreten. Meist sind diese Schleimhautreizungen - bei hohem Harnstoffwert - den nicht über die Niere ausgeschiedenen Schlackenstoffen geschuldet, da der Körper versucht, Schlackenstoffe und Toxine im Stoffwechsel über die Schleimhäute (Mund, Magen-Darm) auszuscheiden, mit den entsprechenden Folgen (Entzündungen des Zahnfleisches, der Mundschleimhaut; Übelkeit, Durchfall etc.).
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FORL ist ein sehr häufiger Grund für Zahnverluste bei der Katze. Ob andere Gründe vorliegen, oder aber auch welcher FORL-Typ vorliegt, kann nur durch Zahnröntgen geklärt werden, dann zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Nierenfunktion und die damit einhergehenden klinischen Symptome sich hoffentlich weiter stabilisiert haben (--> Anästhesierisiko!). Selbstverständlich wird in der Anästhesie bei uns u.a. der Blutdruck streng überwacht und stabilisiert, aber eine Katze mit CNI hat grundsätzlich ein erhöhtes Narkoserisiko (ASA 2 oder 3, momentan eher ASA 3 bei Trixi) und daher sind alle Maßnahmen in Narkose streng abzuwägen und es muss abgewartet werden, bis sich der Zustand weiter stabilisiert.
Grundsätzlich gilt: wenn Sie hinsichtlich der verordneten Medikamente Bedenken haben, es besteht kein Zwang, meinen Empfehlungen zu folgen. Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung. Es sind Alternativen möglich (s.oben), jedoch ist zunächst auch aus Gründen der tierärztlichen Sorgfaltspflicht die wirksamste Alternative auszuwählen und dem Patientenbesitzer zu empfehlen, immer auch unter Beachtung des Arzneimittelrechts, das die Anwendung möglicher Alternativpräparate mitunter initial einschränkt (--> Kaskadenregelung). Sollten Nebenwirkungen auftreten, kontaktieren Sie mich bitte, ggf.auch über WhatsApp, damit wir Alternativen besprechen können