Eigentlich wollte ich mich hier raus halten, weil ich im Großen und Ganzen denke, dass sich hier schon genügend Leute bemühen. Ich muss dennoch einfach mal was dazu sagen.
Also zuerst einmal, ich verstehe dich Nicole. Deine Zukunft ist wichtig, das Abitur ist wichtig. Du stehst unter massivem Stress, du bist verzweifelt weil das Katerchen, das eigentlich nur ein kleiner süßer Begleiter sein sollte nun total hilflos und krank ist und du nicht weiß wie es weiter geht oder wie du ihm helfen kannst. Du hast natürlich Angst vor den Kosten und vor dem was auf dich zu kommt. Da hilft es auch nicht, dir Schuldzuweisungen zu machen. Die Leute hier haben einfach Angst, das dein Katerchen leidet, vielleicht Schmerzen hat und das Wochenende nicht überlebt. Ein so junges Tier kann bei so etwas eingehen. In der Regel - so hat zumindest mal meine Tierärztin gesagt - sollte man gerade bei Kitten im Auge behalten.
Ich glaube nicht, dass du den kleinen Kerl nicht liebst oder dich nicht bemühst. Ich verstehe dich, denn ich hatte eine ähnliche Situation selbst letztes und dieses Jahr. Ich hatte zwei Katzen von Jemand Privates geholt. Mit dem Kater bin ich jede Woche zum Tierarzt, schlussendlich musste er dennoch eingeschläfert werden. Vorher war aber die Rede von MRT und von anderen Untersuchungen die mich ab 1.000 Euro aufwärts kosten sollten. Ich war am hin und her überlegen. Ich habe zwar mehr als 200 Euro im Monat zur Verfügung, aber ich hätte es dennoch niemals aufbringen können. Ich habe noch Versicherungen, Miete und Lebenskosten, ganz davon ab Futter und Streu für die Tiere. Letzten Endes hat es der Kater nicht geschafft und die Untersuchung war nicht mehr nötig. Die Katze aber die ich noch hatte hatte scheinbar das selbe und auch mit ihr ging der Ärztemarathon los. Ich hatte mittlerweile auch ein furchtbares Gefühl wenn ich nach Hause fuhr. Ich habe immer auf die nächste Katastrophe gewartet und ich wusste nicht mehr wie ich überhaupt noch mit der Situation klar kommen sollte. Daher weiß ich wie es dir geht und das das eine gewaltige Sache ist. Insbesondere dann wenn man ohnehin Stress hat, noch alleine mit der Sache ist (ich weiß nicht, in wie fern dein Freund dich unterstützt oder nicht und in wie fern er überhaupt helfen kann). Es ist hart und ich verstehe daher durchaus das du hier verzweifelt schreibst und nicht weißt was du tun sollst und Angst hast. Meine beiden Katzen haben es nicht geschafft und trotz dessen bin ich immer noch die Tierklinik am abbezahlen. ABER ich bin froh das ich es versucht habe, weil ich mir sonst heute Vorwürfe gemacht hätte, es nicht getan zu haben.
Außerdem kann es auch gut gehen. Damals als ich Kind war hatten wir einen Kater und der war auch schlimm krank. Meine Mutter wusste damals auch nicht wie sie das Geld auftreiben sollte. Sie hatte Niemanden der es ihr geliehen hat, das Geld reichte in dieser Zeit vorn und hinten nicht. Dennoch wollte sie nicht aufgeben, hat alles versucht, hat mit dem Tierarzt Ratenzahlungen vereinbart und und und und weißt du was? Felix hat es damals geschafft und ist ganze 16 Jahre alt geworden. Er war glücklich und zufrieden. Dementsprechend will ich sagen: Jetzt ist es eine Belastung aber die muss nicht ewig sein. Wenn du zu einer Tierklinik fährst, dann kannst du (gesetzt dem Falle du hast nicht übertrieben viele Schulden) eine Ratenzahlung mit denen ausmachen. Tierkliniken wissen das nicht Jeder das Geld so dahin legen kann. Und selbst wenn die Ratenzahlung für dich so nicht möglich ist, rede mit den Leuten. Die wollen auch nicht das ein Tier leidet, also werden sie Lösungen mit dir finden.
Die Sache ist die: Ja, du hast viel Stress, deine Zukunft ist dir wichtig. Du willst das Abi schaffen, du weißt nicht weiter. Das alles verstehe ich, aber der kleine Kerl ist von dir abhängig. Es ist so als ob du ein kleines Kind hättest. Mit dem würdest du auch zum Arzt bis es ihm besser geht, weil das sonst kritisch wäre. Für viele Leute hier sind die Vierbeiner wie Familienmitglieder, wie kleine Kinder. Da schließe ich mich nicht aus. Ich steh im Moment total knapp mit dem Geld da und kaufe erstmal Katzenfutter, damit ich mit dem Rest Nudeln, Reis und so weiter hole und mir irgendwie was zu Futtern aus dem mache, was ich so zu Hause rumfliegen habe. Weil meine Mäuse wie Kinder sind, weil ich sie lieb habe und weil sie ohne mich aufgeschmissen wären. Gut, okay sie sind groß, sie könnten in der Theorie draußen Jagen, falls sie draußen klar kämen aber weißt du was ich meine? Der Kleine ist abhängig von dir, er leidet unter der Situation und wenn du nichts tust oder zu lange wartest, kann das im schlimmsten Falle sein, das er sich quält und dann einfach aufgibt und dann ist dieses kleine, unschuldige Leben verwirkt. Darum regen sich hier die Leute so auf, darum kommt so gewaltig Gegenwind. Gib dem Kleinen also eine Chance. Pack ihn ein, fahr zur Tierklinik, rede mit denen und erklär ihnen die Situation. Auch finanziell. Die haben Lösungen für so etwas. Es geht ja hier nicht um etwas chronisches, sondern um etwas Akutes und selbst wenn du danach eine gewisse Zeit lang Raten abbezahlst, aber der Kleine dadurch wieder fit wird, dann ist das nicht schlimm, denn weißt du, wenn er wieder fit wird und merkt das du ihm geholfen hast, wird er dir sicherlich zeigen, das er dankbar ist, denn Katzen spüren das irgendwie. Zumindest ist das meine Erfahrung.
So und nun schwafel ich nicht weiter rum. Atme mal tief durch, guck dem kleinen mal in die Augen und dann entscheide. Letzten Endes kannst nur du entscheiden was mit ihm passiert. Ich hoffe der Kleine wird bald wieder fit und ich wünsche dir viel Erfolg für deine Prüfungen.
Und damit klinke ich mich aus, weil eigentlich bin ich ja eher ein kleines Licht. Ich wollte es nur mal so aus meiner Sicht sagen... falls den ewig langen Text überhaupt wer liest.