Da hast Du sicher recht. Aber als Halter muss man sich doch fragen was jetzt gut für die Katze ist. Wenn der Ratgeber ein Ego pflegen oder spazieren tragen will, so what! Wenn der Rat gut ist, ist mir das persönlich egal.
Muss man? Wer sagt das - und, viel wichtiger, wer überwacht das? Der Rat kann doch der Katze nur helfen, wenn der Halter ihn umsetzen möchte / kann / in der Lage ist. Sonst kann der Rat zwar an sich stimmig und für die Katze förderlich sein, theoretisch, hilft der Katze allerdings praktisch gar nicht. Die Katze ist doch völlig vom Halter abhängig. Sie bilden ein System. Und meistens hängt da nicht nur der Halter mit drin, sondern noch Partner, Kinder, Vermieter, etc... pp... Wenn man die außen vorlässt, tut man so, als lebe die Katze unter einer Käseglocke.
Ich habe jahrelang im Kinderschutz gearbeitet. Man kann soviel Fachwissen über die richtigen Bedingungen* haben, in denen Kinder aufwachsen sollen, wie man will - an den Eltern, in deren Obhut die Kinder sind, kommt man nicht vorbei.
(es sei denn, es gibt rechtliche Grundlagen, aufgrund derer man die Kinder entfernen kann, das war bei weniger als 5% der Fälle so, im Tierschutz weiß ich die Zahlen nicht). Man kann versuchen, wenn man die Macht hat, die Eltern zu etwas zu zwingen, das sie nicht einsehen, nicht wollen, nicht können. Oder man kann versuchen - im Interesse der Kinder - mit den Eltern zusammen Lösungen zu erarbeiten. Das setzt allerdings voraus, dass man sich auch für die Motivation der Eltern interessiert. Dass man sich für Individuen interessiert, nicht alles mit gleicher Messlatte misst. Und es setzt viel Arbeit und Zeit voraus. Was man nicht kann, ist andere Menschen durchs auf sie Einreden dazu bewegen, sich oder ihre Einstellung oder einen Glauben, den sie seit Jahren haben (und evtl. von ihrem Umfeld bestätigt bekommen haben) zu ändern, schon gar nicht sofort. Ist manchmal sehr frustrierend, ja.
Ich weiß, dass ich mir im Kinderschutz manchmal diese Macht gewünscht habe, Leute dazu zu zwingen, meinem Rat oder meinen Anweisungen zu folgen - und manchmal hatte ich sie sogar.
Deshalb kann ich gut verstehen, falls sich viele Ratgeber hier diese Macht wünschen - zum Wohle der Katzen. In einem anonymen Internetforum gibt es diese Macht aber nicht. Das kann sehr frustrierend sein.
Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass Lösungen, die Menschen selber verstanden und mit erarbeitet haben, nachhaltiger sind als solche, bei denen sie das Gefühl hatten, sie seien ihnen 'aufgedrückt' worden und bei denen sie ihre eigenen Bedürfnisse komplett zurückstellen mussten.
Und natürlich sind hier im Forum auch keine bezahlten Profis am Werk, die irgendwelche Erwartungen erfüllen müssen. Die in ihrer Freizeit unendlich viel Arbeit und Zeit aufbringen können oder Geduld. Die einfach ihre Tierliebe und ihr Wissen weitergeben möchten. Die es nicht verstehen können, wenn sie sehen, dass es nicht angenommen wird, oder zumindest nicht sofort oder nicht in der Art und Weise, wie es gemeint war. Dass, was sie seit Jahren wissen, nicht jedem anderen auch sofort einleuchtet. Und sich, durch ihre oft eigenen langjährigen Erfahrungen im Tierschutz, dann ausmalen, wie sehr die Katzen darunter leiden.
Und dann kommen die Tierhalter, die sich vom Forum einfache, nicht wehtuende Lösungen erhoffen für ihre Fragestellungen.
Ich würde mir wünschen, dass wir die Grenzen erkennen, die Limitationen, die so ein Forum mit sich bringt, und nicht soviel darunter leiden, was es nicht kann, sondern eher feiern, WAS es kann.
Ich hab da jetzt einen gewagten Vergleich gemacht, der sicher auf vielen Ebenen hinkt. Und irgendwie schon wieder OT ist.
😉
* 'Fachwissen über richtige Bedingungen' halte ich stets für subjektiv und in-Entwicklung-befindlich...