Hallo in die Runde, auch wenn der thread schon älter ist- ich kann diese große Skepsis gegenüber Leinengängen nicht teilen.
Meine Erfahrungen: Ich habe mit meiner Kleinen etwa im Alter von 5 Monaten mit Klickertraining zu beginnen (sehr easy und sie liebt es!) und dann mit Unterstützung von Klickern angefangen, sie an das Brustgeschirr zu gewöhnen, es folgten Gänge im Treppenhaus und dann vor die Haustür. Dort ist es allerdings sehr gut geeignet zum Spazieren, da es erst einmal nur offene Vorgärten, kleine Parklandschaft und Gehwege gibt, die nächste befahrene Straße ist deutlich entfernt.
Natürlich war es am Anfang nicht einfach-es hat aber geholfen, die Haustür offen zu lassen-wenn es ihr gruselig wurde, ist sie schnell zurück ins Treppenhaus geflitzt. Ich hatte eine runde, glatte und leichte Leine besorgt und den Griff entfernt, damit ist sie nicht hängen geblieben. Langsam aber sicher wurde sie mutiger, hat sich an seltsame Geräusche und vorbeigehende Menschen gewöhnt usw. Wenn es ihr unsicher wird, versteckt sie sich in ihrem Lieblingsbusch nahe der Haustür.
Inzwischen ist sie 1,5 Jahre alt und ich kenne ihre Gewohnheiten und Reviergrenzen so gut, dass ich sich nur mit Brustgeschirr aber ohne Leine mit ihr rausgehen kann. Ich setzte mich auf eine Treppenstufe im Vorgarten der Nachbarn, lese dort und sie streift umher-ich habe sie aber immer im Auge und weiß wo sie ist. Selbst Klettern ist mit gut sitzendem flexiblen Geschirr kein Problem-sie kommt ohne Theater wieder herunter etc. Auch das Anlegen des Brustgeschirrs geht inzwischen total glatt, sie schnurrt schon los, wenn ich es hole, da sie es inzwischen mit Spazierengehen in Verbindung bringt.
Gemeckert und miaut vor der Wohnungstür wurde zu Beginn auch, das war aber, als ich ohne feste Zeiten rausging. Inzwischen gibt es die: morgens etwa 30min, abends etwa 60min. Sie hat gelernt, dass es außerhalb dieser Zeiten keinen Spaziergang gibt und miaut nur noch selten bzw gibt nach 1 Minute auf und sucht sich eine andere Beschäftigung. Sie hat außerdem einen abgesicherten Balkon, auf dem sie sich sehr gern aufhält, sowie das Treppenhaus zum Erkunden.
Als wir im Urlaub waren und meine Mutter auf sie aufgepasst hat, gab es kein Theater-meine Mutter ist mit ihr nur etwa jeden zweiten tag rausgegangen, da sie sich nicht so sicher fühlte. Trotzdem wurde nicht miaut. offenbar bringt sie das Einfordern des Spazierganges klar mit meiner Anwesenheit in Verbindung, andere Menschen werden nicht "gefragt".
Summa summarum sind folgende Punkte essentiell:
Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Nicht aufgeben, wenn es am Anfang schwierig und unsicher ist. Zu Beginn haben erfolgreiche Gänge draußen 3 Minuten gedauert, dann wurde reingeflüchtet, dann aber nach 1 Minute wieder nach draußen geguckt, weil die Neugier siegte usw. Manchmal ist sie drei-viermal reingerannt, aber immer wieder neugierig schauen gegangen. Ich habe versucht darauf zu achten, dass jeder Leinengang positiv endete, dh dass wir ohne Schreckerlebnis am Ende einfach normal reingingen. einfach die Katze beobachten, schauen, dass sie in Sicherheit ist und ihr Zeit geben. Das wird besser. Man darf nicht die Ungeduld von Menschen zum Maßstab machen sondern die Geduld von Katzen vor dem Mauseloch aufbringen.
Klickertraining: Mit dem Klicker üben, dass die Katze zumindest generell herbeikommt, wenn man sie ruft.
Regelmäßigkeit und feste Zeiten: Nicht zufällig sondern zu festen Zeiten gehen, das verhindert Frust und vor der Tür lauern. So lässt es sich auch besser in den eigenen Tagesablauf integrieren. Feste Zeiten kann übrigens auch heissen: Immer Mo ab 18 Uhr, Dienstags nie, Mittwochs immer um 15 Uhr, Freitags morgens um 10 Uhr etc je nach eigenem Wochenablauf. Es kann variieren, aber die Varianz sollte in sich konstant sein. Katzen sind sehr gut im Erfassen zeitlicher Muster und passen ihren eigenen Tagesablauf danach an.
Gerne mehr auf Nachfrage,
Viele Grüße