Zum Thema Einschätzung von Privatpersonen ihrer abzugebenden Katzen mag ich mal die Story von meinem Famiro hier lassen:
Wie du ja weißt bin ich Pflegestelle für Scheumietzen, hab aber auch eine eigene Katzengruppe (die Pflegis sitzen separat in den dafür gedachten Räumen und laufen nicht mit meiner Katzengruppe mit). In meiner eigenen Katzengruppe gab es ein echtes Liebespaar: Coonie Marou und seine "Frau" Tara. Tara findet alle anderen Katzen doof, außer Marou, den hat sie geliebt. Nun starb Marou frühzeitig an Krebs und Tara trauerte extrem. Aufgrund ihres Verhaltens anderen Katzen gegenüber wusste ich, dass sie Optikfixiert ist (gibt es bei Katzen sonst so nicht, bzw. sehr selten). Ich musste ihr also als "Ersatz" wieder einen Coonie anschaffen. Nach einem schief gelaufenen Versuch mit einem supertollen Kater aus einer russischen Tötungsstation (er kam hier schwer krank an und starb nach 4 Wochen), suchte ich bewußt nach Tieren aus Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt fand sich aber im deutschen Tierschutz kein passender Kater. Ich wurde dann privat fündig. Kein Vermehrermietz, sondern ein erwachsener kastrierter Coonie mit Papieren, der aus privaten Gründen abgegeben wurde. Ich fuhr bis nach Bayern um ihn zu holen - auch um mir das Zuhause anzugucken und eben nicht auf einen Messiehaushalt oder so reinzufallen. Famiro war top gepflegt und die Frau versicherte mir, dass er super sozial sei und sich immer zu ihrem anderen Coonie dazulegen würde - aber der lehnte das ab und ginge dann immer. Sie hatte ihn von ihrer Mutter übernommen, die ihn als Baby vom Züchter gekauft hatte und nach Trennung und Aufgabe des Einfamilienhauses ihre Katzengruppe verkleinern musste. Ich war Happy und kaufte ihn.
Tara reagierte wie erhofft und letztendlich ist jetzt auch alles soweit okay, aber bis dahin war ein harter Weg... Denn: Famiro ist bei weitem nicht so sozial wie gesagt - im Gegenteil. Der Herr ist sehr dominant und nachdem er sich hier eingewöhnt hatte, saß er am Futterplatz und vertrieb alle anderen von den Näpfen, bewachte mich und vertrieb auch alle Katzen von mir weg, mobbte meine ängstliche Naruna massiv, so dass sie sich nicht mehr ins Haus traute.
Ich habe 1 Jahr und all mein Wissen über Katzenverhalten gebraucht, um meine Gruppe wieder zusammenzubringen und zu befrieden. Er wird nie die enge Bindung zu Tara haben, die sie gern hätte (sie himmelt ihn an), aber herrscht Frieden und er duldet ihre Anhimmlung auch ab und an.
Ich denke nicht, dass die Frau mich belogen hat hinsichtlich seines Sozialverhalten - sie hat das schlicht falsch gedeutet, was da bei ihr passiert ist. Das "zu dem anderen Kater legen" war kein Kuschelversuch, sondern ein Dominanzverhalten. Er hat sich zu dem anderen gelegt eben um ihn von dem Platz zu vertreiben. Und der hat nachgegeben und ist gegangen - was sie als "er will den Kontakt nicht" ausgelegt hat. Also nicht der andere war das Problem, sondern Famiro.
Also selbst wenn man nicht von jemanden kauft, der über das Verhalten des Tieres lügt um es loszuwerden, muss man davon ausgehen, dass eine Privatperson eben nicht das Wissen um Katzenverhalten hat wie jemand, der langjährig Tierschutz macht. Natürlich wird es auch Privatleute mit entsprechendem Wissen geben, aber Standardkatzenhalter, der in seinem Leben bisher wahrscheinlich eine einstellige Anzahl an Katzen hatte und vielleicht 1 oder 2 eigene Zusammenführungen hatte, kann einfach nicht soviel darüber Wissen, wie jemand, der das ständig in in x-facher Ausführung mit den Tierschutzkatzen macht.
Das heißt: wenn man auf einen bestimmten Charakter des Tieres angewiesen ist, ist man bei Pflegestellen (oder seriösen Züchtern) am besten aufgehoben, weil die einfach durch ihre Erfahrung ein größeres Wissen haben und so ihre Tiere eben auch gut einschätzen können. Dazu kommt: jede seriösen Stelle nimmt im Zweifel ihre Tiere jederzeit wieder zurück. Was nützt es also, wenn ich jetzt den Interessenten um den Charakter des Tieres anlüge um es "loszuwerden"? Denn dann hab ich es im Zweifel ja in ein paar Wochen wieder hier sitzen... Macht keinen Sinn... Fehlerlos ist niemand und Garantien gibt es nie - aber wer die besten Chancen für die Zusammenführung haben will, der ist eben mit den Pflegestellen am besten beraten.
Just my 5 Cents (nach 15 Jahren Tierschutz und rund 500 vermittelten Katzen)...