Trockene Nahrung ist für Katzen allgemein nicht attraktiv, da es nicht der natürlichen Futterkonsistenz entspricht. Um dem entgegenzuwirken werden Zusätze wie tierische Fette, Proteinhydrolysate, Fleischextrakte, Säuren und die Aminosäuren Alanin, Histidin, Prolin und Lysin verwendet. Diese Liste von Einweißbestandteilen und Säuren macht deutlich, warum tierische Aufschlussprodukte (Digest) als Zutat in fast allen Trockenfuttersorten vorkommen. Aufschlussprodukte sind biologisch stabile Stoffe, die durch Aufschlüsselung tierischen Gewebes entstehen. Sie werden mit Hilfe von Enzymen durch Hydrolyse aus tierischem Gewebe und Nebenprodukten hergestellt. Es entsteht eine dickflüssige Lösung aus Aminosäuren, Peptiden und Fettsäuren. Diese Aufschlussprodukte enthalten auch größere Mengen an Phosphorsäure, die hinzugegeben wird um den Aufschlüsselungsprozess zu stoppen und das Endprodukt haltbar zu machen. Das Digest wird auf die Trockenfutterbrocken aufgesprüht oder in den Teig gemischt und kann 4-10% der Gesamtmasse ausmachen. Durch die Zugabe von Digest wird das Futter im Vergleich zu Futter ohne diese Zugabe 2 bis 3 mal schmackhafter für die Katze. Ist die Phosphorsäure einmal im Katzenfutter, erhöht sie die Säureaufnahme durch die Katze. Wegen dieses Herstellungsverfahrens sollten Katzen, die mit handelsüblichem Fertigfutter gefüttert werden, eigentlich keine weiteren urin-ansäuernden Stoffe bekommen. Aber fast alle Trockenfuttersorten enthalten solche Stoffe, meist DI-Methionin. Eine andauernde Überversorgung mit Säuren führt zu einem Ungleichgewicht im Säuren-Basen-Haushalt des Körpers, Demineralisierung der Knochen, Bildung von Kalziumoxalatkristallen und möglicherweise zu Nierenschäden. Diese Überversorgung könnte also am steigenden Vorkommen von Kalziumoxalatsteinen und chronischem Nierenversagen bei Katzen mittleren Alters beteiligt sein.
Der einzige echte Vorteil von Trockenfutter für die Katze ist eine leichte Minderung der Zahnsteinbildung. Allerdings sind die Zähne der Katze typisch für Fleischfresser, also mehr zum Festhalten, Durchstechen und Zerreißen/Zerschneiden der Nahrung als zum Kauen gemacht. Trockenfutter wird zwar zerbissen, aber nicht wirklich gekaut. Das Kiefergelenk der Katze erlaubt es dem Unterkiefer nur, sich nach oben und unten zu bewegen, nicht aber eine laterale Kaubewegung.
Der Katze fehlen oben die ersten Prämolaren und im Unterkiefer die ersten und zweiten Prämolaren. Sie hat lediglich einen Backenzahn oben und unten auf jeder Seite. Beim Schließen des Mauls gleitet der obere Reißzahn am unteren Reißzahn entlang, was einen scherenartigen Schneidevorgang ergibt, aber keine Kaubewegung. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Vorzüge von Trockenfutter im Bezug auf die Zahnhygiene als überbewertet.
Es besteht schon lange der Glauben, dass eine Fütterung mit Trockenfutterbrocken für die Zähne von Hunden und Katzen besser ist als Dosenfutter. Man ging davon aus, dass Trockenfutter weniger Rückstände im Maul zurücklässt, die Bakterien einen Nährboden bieten könnten, und daher die Plaquebildung verringert würde. Trotzdem haben viele mit Trockenfutter ernährte Tiere starke Plaquebildung, Zahnstein und Erkrankungen des Zahnfleisches. Das liegt daran, dass die meisten Trockenfuttersorten zwar hart, aber auch spröde sind, so dass die Brocken beim Daraufbeißen ohne großen Widerstand zerbrechen, und somit kein besonderer Abriebeffekt am Zahn entsteht. Ein geringerer Anteil an Trockenfutter (nicht mehr als 25%) oder spezielle Leckerlis, die Zahnstein reduzieren sollen (nicht mehr als 10% des Gesamtkalorienbedarfs der Katze) sind wahrscheinlich völlig ausreichend um diesen kleinen positiven Effekt zu erzielen, ohne die Risiken, die eine komplette Ernährung mit Trockenfutter in sich birgt.
Quelle:
http://www.maxshouse.com/feline_nutri...
Übersetzung aus dem Englischen: Myriam Schlößer