Mir kommt das Ganze sehr bekannt vor
🙂, sehr ähnlich lief es hier mit Kater Leo, deshalb berichte ich mal, denn du kannst vieles besser machen, was ich nicht so gut gelöst habe.
Leo kam seit vor zwei Jahren futtern, ordnete sich, obwohl unkastriert, sehr gut in die Gruppe ein, wenn sie draußen waren, deeskalierte jede Situation, ging nie nach vorn, obwohl er sich anderswo richtig prügelte.
Leo war stockscheu, ich brauchte zwei Jahre in denen ich alle seine Grenzen respektiert habe, bis ich ihn berühren durfte. Er genoß das, traute sich und der Situation aber nie recht. Leo kam täglich mehrmals, schlief auch im Garten, aber seinen "richtigen Schlafplatz" hat er anderswo gehabt, er lief immer die gleiche Strecke zurück und kam von da her - nur wo genau, ließ sich nicht finden, kaum einer sah ihn, keiner kannte ihn.
Ich habe lange überlegt, ob ich eine Falle kaufe, aber ich ahnte, wenn das schief geht, kommt er gar nicht mehr (bei dir nicht unbedingt, denn du hast die Scheune, wo er unterkommt). Und auch durch den Druck anderer Katzen (unkastrierter Kater mit Besitzer aus dem Umfeld) kam er seltener.... ich habe dann jedes Mal, wenn es sich ergab, seinen Nacken gestreichelt und ins Fell gegriffen... Vorbereitung. Nun ist unser Hauseingang mit Treppe davor und die ist so ähnlich wie in einem Windfang mit Hauswand und seitlich Glasbausteinen "eingebaut", daher vor der Tür geschützt. Dort bekam Leo sein Futter, ich habe mir eine Katzenklingel (Bewegungssensor löst drinne Ton aus)gekauft, sodaß ich mitbekam, wenn er auftauchte. Er kam durch den Futterrest angelockt vor die Tür, "klingelte" und ich kam dann mit einer frischen Schale Futter und wenn Leo es zuließ, streichelte ich ihn über Kopf, Nacken, Rücken.
Durch die Situation hatte ich die Chance, ihn theoretisch in den Eingangsraum zu befördern und die Tür zuzuwerfen. Genau eine Chance und Sekundenbruchteile um es auszuführen. Nun ist aber leider der Eingangsraum unübersichtlich, versteckreich, ... total blöd für die nachfolgende Aktion. Wenn dein Hausflur anders ist, würde ich versuchen den Kater ähnlich vor die Tür zu gewöhnen oder viellicht gibt es einen anderen Platz wo alles "paßt". Wo es übersichtlich ist man man quasi Kennel, Boxen, Körbe als einzige Verstecke hinstellen kann und so den Transport zum TA besser vorbereitet und mit weniger Stress als ich das tat.
Jedenfalls habe ich dann Leo eines frühmorgens im Nacken gepackt und mit Schwung reinbefördert, Tür zu, Luft holen. Leo fauchte und schoß in eine Ecke. Ich habe ihm sein Futter hingestellt, bin raus aus dem Raum und habe die Tür geschlossen. Er sollte zur Ruhe kommen. Soweit die Theorie.
Eine Stunde später habe ich angefangen alles was ging, aus dem Weg zu räumen, aber da stehen viele Terrarien, Regale, Möbel... das war Mist, aber ging eben nicht anders.
Meine Freundin hatte mir versprochen zu helfen, sie ist gelernte Zootierpflegerin mit Berufserfahrung und hat viele Jahre bei den Katzen im Tierheim gearbeitet. Als sie kam, hat sie den angedachten Kennel erstmal fallen lassen, geworfen - zum Test wieviel er hält. Dann ein Spannbettlaken genommen, katzensichere Handschuhe und wir sind in Leos Raum. Leo benahm sich wie Wildkater pur und alles Folgende war echt unschön, doch wir hatten keine andere Chance, von daher kann ich dir nur raten, bessere Raummöglichkeiten zu nutzen. Sie scheuchte also Leo überall aus den Verstecken und versuchte ihn mit dem Laken einzufangen, er ging steil die Fenster hoch, die Wände hoch, ich habe noch nie so eine wilde Katze erlebt, aber sonst ja auch nicht mit Wildstreunern zu tun. Leo tat uns leid, aber er mußte da durch, er wurde müder, hechelte und so schaffte sie es ihn mittels Laken drüberwerfen, eindrehen und sofort in den Kennel, Klappe zu bzw. irgendwie noch das Laken rausgezerrt (weil es halt drin und halt draußen war) einzufangen. Sie war wirklich blitzschnell und anders wäre es nicht gegangen. Okay, ich hätte über Tage versuchen können, ihn irgendwie in den Kennel als Versteck zu lotsen und dann mal die Tür zuzumachen... aber so lange einen unkastrierten Kater im Haus? Schon nach einer Stunde roch der Raum sehr "intensiv". Ohne meine Freundin und ihre Erfahrung hätte ich alt ausgesehen in der Situation.
Mit dem Kater in der Box sind wir zum TA, der durch bereits vorinformiert war und sich mit solchen Wildlingen auskennt, diese schon in der Box sediert. Er zieht Boxen vor, die oben und von vorn zu öffnen sind, sie müssen aber stabil sein, denn klar hat Leo getobt.
Er wurde kastriert, Zähne saniert, gechipt usw., dann zog er nachmittags wieder in den Eingangsraum. Ich wollte versuchen, ob er ans Haus zu gewöhnen wäre.
Die nächsten Tage kam ich nur mit vorher Anklopfen ins Zimmer, schaute nur wo er saß und ob er "atmete", wechselte die Näpfe, Klo reinigen und dann zunehmend auch die Flächen, die ich vorsorglich mit Inkontinenzunterlagen und Fleecedecken abgedeckt hatte. Denn Leo markierte. Und er stank noch.
Meinen Übergriff hat er mir nach ein paar Tagen soweit verziehen, daß ich ihn wieder mit langem Arm anfassen durfte.
Ich ging abends zu ihm und las ihm vor... das ignorierte er. Also versuchte ich es mit verschiedenen Spielangeln, denn ihm war sicherlich stinklangweilig gegenüber seinem "ausgefüllten" Leben davor draußen. Er spielte zunehmend mit.
Es ging vorwärts. Als wir eine Gittertür einbauten, mußten die Türangeln in der Wand befestigt werden und beim Einsatz der Bohrmaschine ging Leo wieder steil (besser vor dem Einfangen installieren), er kannte sowas nicht, das Geräusch war fies und er reagierte normal mit Flucht. Hat sich danach aber wieder beruhigt.
Als Rückversicherung bestellte ich eine wetterfeste Streunerhütte (bei dir ist ja die Scheune, das entfällt) und gewöhnte Leo an den Surefeed, damit er später "seinen" Napf hatte, den kein anderer leeren konnte.
Da Leo wochenlang markierte, war ich nicht sicher, ob er richtig ins Haus könnte. Doch er ließ damit nach... allerdings muß man wirklich jeden Fleck mit Biodor beseitigen, die Fleecedecken oft 60 Grad waschen oder wegwerfen... dennoch, Leo lernte die Katzen drinne näher kennen, die Gittertür ging auf und er reagierte wie schon draußen, sozial und defensiv.
Gleichzeitig taute er immer mehr auf, er forderte seine Schmuseeinheiten auf seine "sichere" Art, vor mir hinwerfen und sich am Boden durchflauschen lassen. Später kam er mir auch auf Sitzebenen entgegen und rollte sich in meinen Arm, kroch unter die Haare an den Hals...
Was man bei seinem ursprünglichen Verhalten nicht gedacht hätte, wurde wahr, Leo wurde verschmust! Er war ganz sicher ein in Menschenhand geborener und "gut" aufgewachsener Kater, der später irgendwie "raus" kam. Er muß sich jahrelang allein durchgeschlagen haben.
Vor allem, was man wirft, und seien es nur kleine Spielbälle, hatte er Angst, so sehr, daß er sofort in seinen Safe-Platz lief. Auch vor manchen Stimmen, Frauenstimmen und Kindern, flüchtet er panisch.
Vor anderen Menschen als mir rennt er generell noch weg, aber er ist definitv ein Hauskater, der zwar raus kann, aber gern wieder reinkommt. Und genau so ein Exemplar scheint mir dein Roter zu sein.
Er braucht wie Leo eine Brücke, über die er zurück in ein Hauskatzenleben kann und er hat dich und deine Katzen dafür ausgesucht. Ziemlich sicher, weil du ihn liest und seine Grenzen respektierst!
🙂
Ich wünsche dir viel Erfolg und eine schöne gemeinsame Zeit!
Liebe Grüße
Karen