Taskali
Forenprofi
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Nelly war schon sechs Monate bei uns und sollte dann Freigang bekommen und die Katzenklappe erlernen. Es war halt dann Frühling und wir nachts üben wollen, weil wir dann dachte, sie traut sich eher. Findus ging durch die Klappe, ich machte die Tür auf, zeigte es ihr dass er durch ist und sie marschierte durch die offene Tür und war weg. Sie ließ sich nicht mehr einfangen. Nach dem dritten Tag sah ich sie lang wetzen, sie war immer in der Nähe, traute sich aber nicht mehr rein,. Sie ist scheu und eine Ex-Streunerin. Nach fünf Tagen war der Hunger groß genug, dass ich sie mit Leckerlis locken konnte bis vor die Tür, sie mir schnappte und nach drinnen beförderte. Ich glaube genauso wie bei Greta nicht, dass es ihr nicht gefallen hat, sie hat sich nicht getraut, könnten ja auch fremde Menschen am Haus sein.
Und ein positives Beispiel: Lissy ist meinem Mann entwischt, da war sie drei Tage bei uns. Wir hatten eine Lebendfalle aufgestellt mit Futter, da ging sie nicht rein, aber sie kam nach ein paar Tagen durch die offene Haustür, die wo sie auch entwischt war und fraß dann erst einmal. Das wünsche ich Euch auch. Ich drücke die Daumen, dass sie bald wieder kommt. Lissy war auch scheu und eine Ex-Streunerin.
Katzen, die sowohl eine zeitlang als Streuner als auch beim Menschen gelebt haben, besitzen sozusagen "2 Seiten" in sich. Es ist wie ein Schrank mit 2 Schubladen: die Menschenschublade und die Streunerschublade. Das konnte man z.B. bei Railey und Jonny gut in die eine Richtung sehen: die beiden haben ursprünglich mal ein Zuhause gehabt, das dann verloren und haben dann einige Jahre als Streuner gelebt und das Streunerverhalten voll angenommen, nichts hat sie mehr von einem Streuner unterschieden. Durch das "ins Haus holen" wurde die Streunerschublade geschlossen und die alte Menschenschublade geöffnet und so waren sie schlagartig drinnen zahm und kuschlig, als hätte es das Streunerleben nie gegeben.
Ebenso geht das umgedreht: habe ich eine Katze, die als Streuner aufgewachsen ist gezähmt, dann hat sie die Streunernatur nicht verloren, sondern nur in die Schublade gepackt und geschlossen und die Menschenschublade geöffnet. In diesen Umzugsituationen sind beide Schubladen ein bißchen auf und je nachdem, was wie passiert, wird die eine oder die andere Schublade geöffnet. Sprich: gerät sie in eine Situation, die die Streunerschublade triggert, wird sie diese öffnen und die Menschenschublade schließen. Das hat dann nichts mit "gut gefallen" oder "Ablehnung" oder ähnlichem zu tun, sondern schlicht mit alten Verhaltensmustern, die ausgelebt werden, da sie bekannt und vertraut sind.
Durch das reinholen ins Haus wird dann umgedreht die Menschenschublade wieder getriggert und so kann man dann an den Menschen-Verhaltensmustern wieder anknüpfen, die vorher nicht mehr parat waren.
Soweit zur Erklärung Katzenschatz 🙂