Ich hab mir das alles noch mal durch den Kopf gehen lassen und mich versucht, in deine Lage zu versetzen. Du bist alleine auf dich gestellt mit den Katzen (vermute ich zumindest), du bist Vollzeit berufstätig und du gibst dir große Mühe, alles möglichst richtig zu machen. Wenn du heim kommst, musst du, statt dich auszuruhen, die ganze Zeit entweder deine Katzen bewachen, oder bespaßen. Dazu versuchst du noch so etwas, wie ein Verhaltenstraining und versuchst die Tipps, die du hier kommst, oder dir anderweitig zusammensuchst, umzusetzen.
Ich kann dir nur sagen, ich wäre maximal gestresst. So gestresst, dass ich das nicht lange durchhalten würde. Vermutlich würde ich mich auch sehr unter Erfolgsdruck setzen, weil ich sehr wohl wüsste, dass ich diesen Megastress eben nicht lange durchhalten kann.
Was ich dabei aber wahrscheinlich übersehen würde, ist, dass ich am Ende meiner Kräfte bin und nicht meine Katzen. Trotzdem würde ich denken, dass ich diesen Megastress meinen Katzen nicht antun kann. Denn durch den Stress wäre ich auch sehr durchlässig und empfindlich und würde jeden kleinen Missklang sehr stark empfinden.
Was also tun? Natürlich kannst du Luzie schweren Herzens zurückbringen. Du hast es ja versucht, aber es geht einfach nicht.
Du kannst aber auch einfach ein Stück weit loslassen. Du hast ja nicht viel zu verlieren. Die Katzen werden ja ohnehin nicht beieinander bleiben. Und sie sind auch keine wilden Bestien, die übereinander herfallen.
Bei meiner Katzenzusammenführung damals, hatte ich keine Gittertüre und ich hätte auch gar nicht gewusst, wo ich eine hierkriegen soll. Tatsächlich hatten wir überhaupt nur zwei Türen in der Wohnung, eine zum Bad und eine zum Schlafzimmer. Der Rest der Wohnung war offen. Ich habe bestimmt vieles falsch und sicher auch vieles intuitiv richtig gemacht. Ich habe mich auch informiert, habe telefonisch eine Katzenpsychologin zugeschaltet, habe von ihr Tipps gekriegt, aber die waren überschaubar. Mäuschen ist Toffi damals durchaus angegangen, hat sie angegriffen. Toffi hatte ziemliche Angst und auch ziemlichen Respekt und Mäuschen war eine Weile totunglücklich. Aber sie haben beide auch dazugelernt, sich angenähert, aufeinander eingestellt. Es hat drei Monate gedauert, bis zuverlässig Ruhe eingekehrt war und nochmals drei, bevor die zwei gemeinsam auf meinem Schoß lagen. Ich würde wirklich niemandem, diese Art von Zusammenführung empfehlen, aber ich vermute, du weißt, worauf ich hinaus will.
Hab ein bissen mehr Vertrauen in deine Tiere, du musst nicht alles kontrollieren, sie schaffen auch viel alleine, du musst nicht alles übernehmen. Und ja, du darfst auch Fehler machen. Du musst nur dir und ihnen erlauben, diese etwas schwierigere Phase zu durchleben. Deine Katzen machen das nicht schlecht, das könnte wirklich viel schlimmer aussehen.
Agila