Hallo,
ich bin gerade hier am Stöbern und kann vielleicht ein paar offene Fragen beantworten. Ich züchte seit gut 20 Jahren Raggys und kenne mich ein bisschen aus 😉
Es wurde gefragt, warum die Ragdolls so unterschiedlich gross ausfallen können. Es ist noch eine junge Rasse, viele Linien sind noch nicht "durchgezüchtet". Laienhaft erklärt bedeutet das, dass die vielen verschiedenen Gene, die die Tiere tragen, noch nicht züchterisch so stark selektiert werden konnten, dass alle Ragdolls ein relativ einheitliches Erscheinungsbild bieten. Die Gene, die man sieht, stellen nur einen Bruchteil der tatsächlich vorhandenen da. Vieles wird versteckt getragen und kommt irgendwann einmal zum Vorschein. Die Arbeit des Züchters liegt darin, möglichst Tiere miteinander zu verpaaren, die als "Resultat" Kitten bringen, die dem Standard so nah wie möglich kommen. Das braucht viele Generationen und der Züchter muss auch erst Zeit haben, die getragenen, aber nicht gezeigten Gene seiner Tiere kennen zu lernen. Das geht nur über Erfahrungen, er muss vor allem anderen erst einmal ein Auge entwickeln für die rassetypischen Details. Die Form, Größe und Platzierung der Ohren z.B. ist wichtig. Das Profil ist genau vorgeschrieben, die Nase soll eine kleine Einbuchtung etwa in Augenhöhe haben. Viele Ragdolls haben das leider nicht, sie zeigen eine ziemlich gerade Nasenlinie. Schuld daran sind wir Züchter, weil wir das zu lange nicht beachtet haben. Es gibt noch jede Menge weitere Anforderungen und man kann nur Schritt für Schritt vorankommen. Habe ich endlich eine tolle Augenfarbe bei der Mehrzahl meiner Kitten, dann habe ich möglicherweise gleichzeitig wieder die versteckten "Wachstumsgene" so selektiert, dass diejenigen überwiegen, die für eher kleine Vertreter der Rasse verantwortlich sind. Oder umgekehrt. Eine Rasse, die schon seit 200 Jahren existiert, ist da natürlich schon viel weiter.
Außerdem ist ein kastriertes Tier nahezu immer massiger als ein potentes. Ich hatte eine Kätzin, die ganz knapp an vier Kilo lag, im Winter etwas mehr, im Sommer etwas weniger. Ein Jahr nach der Kastration legte sie fast eineinhalb Kilo zu und war keineswegs dick dabei. Vier Kilo ist für ein potentes Mädchen ein durchschnittliches Gewicht, fünf ist eher schon viel, drei ist (zu) wenig. Aber meine Vierkilomaus hat Söhne bekommen, die als Kastraten zwischen sieben und acht Kilo liegen. Das ist ein gutes (und wie ich finde gesundes) Gewicht. Es hat sich in der Zucht immer wieder gezeigt, dass das Streben nach Superlativen den Tieren sehr oft gesundheitliche Schäden beschert hat: Perser, die so kurze Nasen haben, dass sie beim Fressen mit dem halben Gesicht ins Futter tauchen, Schäferhunde (und Maine Coons), die schwere Hüftdeformationen haben, Pekinesen, denen die Augäpfel rausfallen und so weiter.
Was den kleinen Kater von Angelus666 betrifft: Er ist tatsächlich für ein fast fünf Monate altes Kitten sehr kurzhaarig. Aber an den Höschen zeigen sich längere Haare, es ist möglich, dass er noch "Matte" entwickeln wird, auch am Schwanz. Die Beine und Pfoten lassen zumindest einen recht kräftigen Kater erwarten. Auch die Ohren sind recht groß und könnten ein Hinweis darauf sein. Die Zeichnung von dem kleinen Fratz ist abenteuerlich. Ich habe noch nie eine Ragdoll gesehen, die so stark verzeichnet war. Das soll aber nicht heißen, dass der Kleine nicht rasserein ist. Es würde mich sehr interessieren, was aus ihm wird.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen aufklären und ihr fühlt euch jetzt nicht geschulmeistert. So ist mein Posting ganz sicher nicht gemeint.
Viele Grüße
Hanne und die Chaostruppe