Auf Wunsch meiner Wima will ich euch heute Lucy vorstellen, unsere Quoten-Sehende, Freigängerin und Freigeist.
Ich habe sie 2010 auf der Heimfahrt winzig klein, mit völlig verklebten Augen neben ihrem toten Geschwisterkind sitzend am Straßenrand aufgelesen. Es war das Jahr, in dem wir zu unseren Altkatzen Leo, Baghira und Zausel durch verschiedene Wendungen zunächst zwei Jungkatzen bewusst aufnahmen und dann noch Oskar, Dobby und Mogli fanden. Entsprechend begeistert war mein Mann, als ich nun schon wieder einen Katzenzwerg anschleppte. Ich versprach, sie nur aufzupäppeln und dann zu vermitteln.
Es gelang, den Katzenschnupfen in den Griff zu bekommen und auch ihr rechtes Auge heilte gut. Links wurde die mit dem Augapfel verklebte Nickhaut operativ entfernt, so dass sie immerhin zwei offene Augen hatte. Das linke Auge ist aber leicht trüb geblieben und war auch immer wieder entzündet.
Dobby teilte großzügig seine Aufzuchtmilch mit ihr - er war zu dem Zeitpunkt, als wir sie fanden, längst dem Milchalter entwachsen, kam aber sofort angeflitzt, wenn ich sie anrührte und musste auch jedes Mal eine Portion mittrinken.
Als es Zeit wurde, sich auf feste Nahrung umzustellen, verweigerte Lucy jedes Futter. Durch Zufall fand sie - zu Füßen meines damals noch kleinen Sohnes - ein Stückchen gekochten Schinken - und verschlang es. Von da an fraß sie ausschließlich gekochten Schinken. Der Tierarzt hatte sie breits aufgegeben, aber mit dieser Kost erholte sie sich zusehends und wuchs und gedieh.
Die Klavierlehrerin meiner Kinder kam damals ins Haus. Sie war passionierte Tierschützerin und fassungslos ob der Fehlernährung des kleinen Tieres. Natürlich glaubte sie meinen Erzählungen nicht und entwickelte enorme Energien, um mir das Gegenteil zu beweisen. Jede Woche schleppte sie die besten Katzenfutter an - Lucy verweigerte sie, der Rest mampfte die Leckereien zufrieden in sich rein. Auch Thunfisch, Leberwurst und schließllich sogar eine Bulette wurde der mäkeligen Katze vorgesetzt - und abgelehnt.
Das Problem ihrer Ernährung änderte sich ohne erkennbare Ursache von einem Tag auf den nächsten. Eines Tages ging Lucy zum Futterplatz und fraß das Katzenfutter, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.
Zeitgleich umgarnte sie gezielt meinen Mann und erreichte so ihre dauerhafte Duldung bei uns. Leider mochte sie keine andere Katze - außer Dobby. Wir vermuten, dass sie mit ihm verwandt ist, weil sie vermutlich vom gleichen Hof stammte.
Die beiden blieben bis zu Dobbys Tod 2021 beste Freunde.
Lucy war und ist - sehr zu Dobbys Leidwesen - passionierte Freigängerin. Für Dobby zog deswegen wenig später der zweite Blindfrosch Kneazle ein.
Es gibt wenig Fotos von Lucy, weil sie meistens nur zum Fressen und Schlafen ins Haus kommt - und zwar unterdessen in einen separaten Teil unseres Hauses, damit sie nicht von den Blindfröschen genervt wird. Die finden sie nämlich super - und das findet Lucy eher so mittelgut.
Erst schnuppern, dann fauchen...
Jetzt folgen noch ein paar Impressionen von Lucys Streifzügen.