Mein Problem mit diesen ganzen "privaten" Beobachtungen (habe beobachtet / habe nicht beobachtet, dass Freigänger draußen Freundschaften schließen) ist, dass die letztendlich alle nur anekdotisch und nicht zu verallgemeinern sind (und da schließe ich mich gar nicht aus).
Klar ist das alles anekdotisch, was Einzelpersonen beobachten. Nur ist die Vorstellung, die Katzen würden sich außerhalb eines Hauses grundsätzlich anders verhalten als im Haus halt falsch. Sprich: Die können draußen genauso Freundschaften schließen, wie sie drin Freundschaften schließen können (oder auch nicht), man hat nur weniger Einfluss darauf als Mensch, weil die Katzen das dort allein ausmachen.
Letztlich entstammt dieses ganze "Einzelgängerdenken" ja diesen ganzen fehlerhaften anekdotischen Beobachtungen, denen zu Folge man glaubte, dass Katzen grundsätzlich keine anderen Katzen leiden können und kein Interesse an ihnen haben.
Das Problem ist halt, dass man die Kämpfe als Mensch viel eher mitbekommt, als die friedlichen, freundschaftlichen Kontakte. Einfach, weil man viel leichter auf sie aufmerksam wird. Und wenn eine Katze neu in ein Revier kommt gibt es immer erstmal eine Phase der "Annäherung" zu der dann auch lautstarke Begegnungen gehören können, die man dann halt eher wahrnimmt, als die ruhigen Begegnungen.
Ich stelle mir das so vor, dass die Katzen sich ja erstmal "riechen" müssen und dann müssen sie was mit dem Geruch "verbinden", um sicher zu wissen, ob sie es mit Freund oder Feind zu tun haben. Und gerade junge Katzen müssen da denke ich auch noch ein bisschen lernen, was sie an welchem Geruch/Verhalten erkennen können.
Es wird ja nicht umsonst markiert, sondern das dient der Verständigung untereinander ganz ohne sich überhaupt begegnet zu sein. Aber eben nicht nur der feindlichen Verständigung, sondern auch der freundlichen Verständigung. Man kennt sich sozusagen irgendwann einfach und weiss mit wem man gut kann und mit wem nicht, wer wann wo wie unterwegs ist und wer nicht. Und die Katze wird dann natürlich auch eher dorthin gehen, wo sie keinen Angriff zu befürchten hat. Und nicht unbedingt dorthin, wo sie einen Angriff befürchtet.
Das gilt aber für drinnen wie für draußen. Nur dass man drin halt schneller ein Problem bekommt, wenn es so gar nicht gut geht zwischen zwei Katzen und dann die eine Katze halt entweder abgeben muss oder aber sie sich dann auch dort nur arrangieren, aber eben auch nicht sonderlich mögen.
Dass Katzen wirklich so gar nicht mit anderen Katzen klar kommen, kommt denke ich eher selten vor. Und liegt dann wahrscheinlich wirklich daran, dass sie a) nicht ausreichend sozialisiert wurden von der Mami und/oder b) zu lange allein in einer Wohnung gehalten wurden.
Auch würde es bedeuten, als junge Katze alleine aufzuwachsen – ebenso sehr großes Kontra.
Nein, das muss es eben nicht zwingend bedeuten. Nur ist es heutzutage leider oft so, weil die Möglichkeiten oft nicht mehr da sind es anders zu machen.
Wenn wir früher zu Hause Kitten hatten, dann durften die nur die erste Eingewöhnungszeit (die je nach Tier unterschiedlich lang aus fiel) nicht mit raus. Sobald sie uns gegenüber zutraulich genug waren durften sie mit raus. In den Garten (wo sich viel aufgehalten wurde und wo eben auch die Nachbarskatzen ein und ausgegangen sind), mit zu den Nachbarn (wo wir täglich - teils mehrfach - hin gegangen sind) und so hatten sie auch von Anfang an Kontakt zu den anderen Katzen in der Umgebung. Nur eben nicht ganz allein. Ganz allein losziehen durften sie erst dann, wenn sie souverän genug wirkten dafür und ein gewissen Alter erreicht hatten.
Das war damals auch gar kein Problem, weil es zu den Lebensumständen gepasst hat und problemlos machbar war. Katzen in dem Alter sind eh noch anhänglich, die laufen nicht einfach so weit weg, wenn sie eine Bindung zu einem haben und man sie im Blick hat.
Hier wo ich mittlerweile wohne und wie ich mittlerweile lebe könnte ich das so nicht machen. Das wäre schlicht nicht möglich. Deshalb wäre ein Kitten hier für mich auch keine Option. Aber ich würde auch keine zwei Kitten hier haben wollen, weil ich denen im Grunde auch nicht so gerecht werden könnte, wie ich es mir vorstelle. Katzen die ich adoptiere müssen also mindestens so alt sein, dass sie schon selbstständig genug sind allein raus gehen zu können.
Was geht und was nicht geht hat ja auch viel mit den Lebensumständen zu tun.