Dort wird gekuschelt und sich gegenseitig geputzt, sich bestätigt, dass man zusammen gehört.
Das ist genau der Punkt, an dem ich mich immer frage, ob sie das tun, weil sie es WOLLEN oder ob sie es tun, weil es einen Vorteil für sie hat, nämlich unter anderem den des Gruppengeruchs.
Wenn ich mir als Katze mein Kernrevier mit einem potentiellen Rivalen teilen muss, dann muss ich ja die Rivalität "rausnehmen" damit das überhaupt stressfrei und ungefährlich funktioniert. Und ein Weg das zu tun ist eben gegenseitig Gerüche auszutauschen bzw. dem anderen meinen Geruch "aufzudrücken". Denn wenn der nach mir riecht, dann greift der mich nicht an... So stelle ich mir diese Logik ungefähr vor.
Wenn man sich mal Katzenmütter anschaut, die ihren Nachwuchs putzen, dann ist der Nachwuchs da ja nicht unbedingt immer begeistert davon und die Katzenmutter wird schon auch mal etwas "rabiater", wenn das Kleine nicht so will, weil es zB. gerade lieber spielen würde. Das hat also durchaus auch einen dominanten Zug.
Mein ehemaliger Kater, den ich als eher dominant bezeichnen würde, war zB. ein Putzer vor dem Herrn in Bezug auf mich. Wenn der wollte, dass ich um 4.30h wach werde, dann hat er erst rumgemaunzt, mich angeschmusst und wenn das alles nix gebracht hat, weil ich mir die Decke übern Kopf gezogen habe, hat er angefangen meine Haare zu putzen, die darunter raus geschaut haben. Und zwar wirklich bis die pitschnass waren. Da hat auch alles ignorieren nix geholfen.
Anfangs fand ich das noch niedlich, aber da er es wirklich so intensiv und so ausdauernd gemacht hat, dass ich danach jedes Mal Haare waschen durfte (mal abgesehen davon, dass ich dann natürlich auch nicht mehr weiterschlafen konnte) hat er irgendwann Schlafzimmerverbot bekommen. Das Verhalten fing auch erst an, als er sich hier so richtig sicher gefühlt hat und eh meinte, dass er hier der Chef im Haus ist.
Madamchen, die insgesamt viel sozialer ist als er, aber halt null dominant, putzt mich auch, aber bei ihr ist es eher so ein "vorher fragendes" Putzen, das sie nur macht, wenn sicher ist, dass sie das auch darf.
Von daher denke ich, dass über das Putzen auch die Rolle in der Gruppe geklärt wird und das es auch in erster Linie darum geht. Nur eben auf eine "ungefährliche" Art. Also dass quasi die Ranghöheren Tiere die Rangniedrigeren Tiere putzen, um so klar zu machen, dass sie höher im Rang stehen.
Im Freigang ist es nicht so wichtig, dass die Katze die anderen Katzen "nach sich riechen" macht, weil die Katze denen ja nicht in ihrer wichtigsten und sichersten Zone begegnet und auch begegnen muss, wenn sie die behalten will. Dort sind die Katzen ja eh in der Regel wach und nicht so verletzlich. Im Freigang werden Gerüche eher über mal Köpfchen geben, sich an den gleichen Stellen reiben etc. ausgetauscht. Da ist es eher ein oberflächliches "Wir sind miteinander bekannt und mögen uns." als ein "Du darfst mich nicht angreifen, weil ich hier der Chef bin.".
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Katzen es von Haus aus besonders "mögen", wenn sie von einer anderen Katze geputzt werden, sondern ich denke sie machen es halt mit, weil es ihnen einen Vorteil bringt. Nämlich, dass sie sich so sicher fühlen können. Da wer geputzt wird, ja auch nicht angegriffen wird, im Umkehrschluss, solange er sich an die Spielregeln hält.
Ich würde also sagen, dass dieses Verhalten der gegenseitigen Absicherung dient: Wenn Du mir nichts tust, dann tue ich Dir auch nichts... Und die ist halt im Kernrevier, in dem ja auch mal fest geschlafen werden muss wichtiger.
Ich würde es also als ein "Folgeverhalten" bezeichnen, dass aus der Notwendigkeit entsteht, sich den intimsten Raum teilen zu müssen. Nicht als ein natürliches "Wunschverhalten".