Ich wohne ländlich, habe zwei Freigängerkater.
Für mich war klar, wenn man so "idyllisch" wohnt, wäre es ein Frevel, Katzen nur im Haus zu behalten. Warum auch.
Über die Jahre habe ich aber festgestellt, dass es unglaublich viele Contras und nur wenige Pros diesbezüglich gibt. Und ich würde nie wieder einer Katze den ungesicherten Freigang bieten.
Warum?
Sobald deine Katze aus deinem Blickfeld verschwunden ist, weißt du nicht, ob, wann und in welcher Verfassung sie wiederkommt.
- Flöhe
- Zecken
- Würmer
- (Gras-)Milben (und weitere Parasiten, die Katzen draussen aufnehmen können)
- Verletzungen durch Gestrüpp
- Gefahr, in Teichen oder anderen Wasserbehältern anderer Leute zu ertrinken
- Gefahr, irgendwo eingesperrt zu werden
- Gefahr, dass sie wegläuft (durch Schreck oder weil sie einfach Bock drauf hat)
- Verletzungen durch andere Katzen (und andersherum; Verletzungen, die deine Katze bei anderen verursacht)
- evtl. Ärger mit Nachbarn, weil deine Katze dort irgendwas anstellt
- Ansteckungsgefahr bei anderen Tieren (hier hatte einer eine FIV-positive Katze frei laufen, was keiner wusste)
- Gefahr durch freilaufende jagende Hunde
- Gefahr durch Autos
- Gefahr durch Katzenhasser
- du weißt nicht, ob sie woanders etwas zu fressen bekommt; ganz toll, falls die Katze krank ist und nur bestimmtes Futter fressen darf. Auch sonst kann es zu unnötigen Sorgen kommen, weil deine Katze satt ist und du nicht weißt, warum sie nicht fressen will.
- oft über das Leben verteilt höhere TA-Kosten
- du kannst dem Tierarzt bei Krankheit oder Verletzung keine vernünftigen Infos geben, da du selbst nicht weißt, was passiert ist
- du kannt nur selten Kot- oder Urinproben für den TA sammeln, weil die Katze alles irgendwo draussen macht.
- du kannst einen Freigänger nur selten wieder zur Wohnungskatze umpolen
- du weißt bei Verlust nicht, ob sie noch lebt, oder ob sie jemand einfach für sich behält, ohne mal nach einem Chip schauen zu lassen
- und ja, natürlich auch das unnötige Fangen von Wildtieren
Mir würden bestimmt noch mehr Punkte einfallen, aber das sind schon einige. Ich liebe meine Katzen, und eigentlich ist es unerträglich, nicht zu wissen, was mit ihnen gerade geschieht, wenn sie unterwegs sind. Zu oft schon musste ich zum TA, weil üble Bisswunden zu Abzessen geführt haben. Und ich habe einfach riesengroße Angst, dass sie eines Tages nicht mehr nach Hause kommen oder ich sie tot irgendwo finde. Da nützt auch die Aussage: "Ja, aber das ist nun mal die Natur" herzlich wenig.
Ich kann meinen beiden jetzt den Freigang nicht mehr abgewöhnen und das will ich auch nicht, aber sollte ich noch einmal eine Katze haben, wäre gesicherter Freigang das allerhöchste der Gefühle.
Und das wäre auch gar nicht schlimm, denn wenn die Katze das von Anfang an gar nicht anders kennt, ist sie damit auch zufrieden.
P.S.: Ach ja, die Pros.
Wenn ich meine Katzen beobachte, dann ist das Draussen für sie auch nur ein großes Wohnzimmer, und je nach Jahreszeit ist draussen auch nicht viel los bzw. das Wetter macht den Aufenthalt ungemütlich, und dann stehen sie wieder im Haus und beschweren sich, dass es draussen so langweilig, kalt und doof ist.
Und wenn der Freigang einzig und allein dafür gut sein soll, sich mit anderen Katzen zu kloppen oder verkloppt zu werden oder Tiere zu töten, dann kann ich echt nur sagen: Das ist es nicht wert.
Und ich bin nicht der Typ, der sagt: "Hauptsache, sie hat ein freies Leben. Sie wurde zwar nach zwei Wochen vom Auto überfahren, aber sie war immerhin zwei Wochen frei!" - Äh, HÄ?!
Wie man es macht, macht man es falsch 😉