Ich kann eigentlich nur noch dazu sagen, dass ich mir, so wie wir wohnen, reine Wohnungshaltung einfach nicht für meine Katzen vorstellen kann. Natürlich macht mir der Gedanke, dass ihnen was passieren kann, auch zu schaffen, und ich bin froh, wenn alle wohlbehalten zu Hause sind, aber der Gedanke, ihnen diese Ausflüge ins Grüne zu verwehren - und seien sie noch so kurz - ist für mich persönlich einfach keine schöne Vorstellung. Oder anders gesagt - ich halte Katzen, gerade weil man ihnen diese Freiheit gewähren kann und ich es faszinierend finde, wie sehr sie trotz aller Eigenständigkeit eine Bindung zu ihrem Heim und ihren Menschen eingehen. (Mittlerweile habe ich mit der (Käfig-)Haltung anderer Heimtiere tatsächlich ein größeres Problem als noch zu meiner Kindheit. Kaninchen z. B. einigermaßen artgerecht zu halten stelle ich mir ziemlich aufwändig vor).
Aber wie gesagt, ist hier bisher auch alles gut gegangen - keine Katze wurde bisher überfahren, keine vergiftet, ging verschollen, die Nachbarn sind tolerant oder haben selber Katzen, die Hunde benehmen sich (in der Beziehung leben wir wohl in einer kleinen Insel der Glückseligkeit). Das prägt meine Einstellung natürlich auch. Wären mir schon mehrere Katzen zu Tode gekommen im Freigang, vielleicht würde ich auch anders denken. Aber zumindest die Möglichkeit, ein bisschen Gras unter den Pfoten zu spüren und sich Frischluft um das Näschen wehen zu lassen, finde ich für ein Tier schön. Was natürlich auch gesichert geht, wenn das dem eigenen Sicherheitsbedürfnis mehr entspricht.
Sollten wir irgendwann einmal so wohnen, dass Freigang indiskutabel ist, würde ich mich wahrscheinlich für Katzen entscheiden, die aufgrund von Handicap oder Krankheit (z. B. FELV oder FIV) nicht mehr nach draußen dürfen.
Wo ich in ein kleines moralisches Dilemma komme, ist der Schutz etwa von Vögeln. Das kann bei einer zu hohen Freigängerdichte schon zu einem Problem werden. Wir versuchen da durch einen naturnahen Garten und begrenzten Freigang während der Brutzeit etwas entgegenzuwirken.
Aber ein ähnliches Dilemma - unabhängig von Freigang oder Wohnungshaltung - habe ich beim Futter, das größtenteils sicher nicht von Tieren aus artgerechter Haltung stammt.
Aber noch zu den Vorteilen, den Freigang bei uns bringt:
Vor allen Dingen eine ausgeglichene Katzentruppe, bei der eigentlich nie ernsthaften Streit gibt (manchmal wird Fienchen was zickig, wenn sie Hunger hat und haut Sally dann auf den Kopp 🙄 Aber das ist alles sehr harmlos)
Der Mensch ist nicht ganz so gefordert, was Beschäftigung angeht. In der Beziehung finde ich Wohnungshaltung tatsächlich um einiges anspruchsvoller, wenn man bedenkt, wie weit Katzen unter Umständen laufen, wie viele Eindrücke da auf sie einprasseln, wie viel erfolglose Jagdversuche auf einen erfolgreichen kommen.
Die Kehrseite der Medaille sind z. B. in Staub und Erde panierte Katzen, die sich dann aufs Sofa legen oder mit nassen Dreckpfoten über das frisch bezogene Laken trampeln. 😉 Und unter Umständen tote, halbtote oder noch lebendige Tiere im Haus 😕 (wobei wir damit zum Glück in letzter Zeit verschont blieben.
Letztlich ist es aber doch auch gut, dass es verschiedene Haltungsformen gibt und Menschen da verschiedene Prioritäten setzen. Schließlich gibt es genug Katzen, die nicht mehr raus können oder wollen und solche, die unbedingt Freigang benötigen. Wenn es jetzt nur noch Wohnungsplätze oder nur noch Freigängerplätze gäbe, wäre vielen Katzen auch nicht geholfen.
So, das ist jetzt doch was länger geworden.
Das ist halt auch so ein Punkt. Nicht jeder Garten lässt sich so mir nichts dir nichts sichern. Wir hätten hier z. b. etwa 900 m2 zu sichern mit altem Baumbestand. Das wirklich so einzuzäunen, dass Katz nicht entwischt, ist a) mit immensen Kosten verbunden und b) möchte ich halt auch nicht in Fort Knox leben ... Ansonsten finde ich gesicherten Freigang durchaus einen gangbaren Kompromiss.