Bei unserer Katze Pfötchen liegt der Fall etwas anders als bei deinen beiden; Pfötchen ist beinamputiert und benutzt überwiegend die Arme zum Klettern.
Sie hat eine unglaubliche Schulter- und Nackenmuskulatur entwickelt und sieht aus wie eine kleine Bulldogge *gg*, aber sie klettert wieselflink die Kratzsäulen und die Kratzbäume empor und zieht sich krallenstark in die Bettchen rein.
Wenn eure Katerchen die Beine ("Hinterbeine") nicht durchgängig benutzen, kann es sein, dass sie ähnlich wie Pfötchen eine ausgeprägte Muskulatur im Schultergürtel und in den Armen ("Vorderbeine") entwickeln.
Bitte achtet da auch auf eine gute Stoffqualität bei den Liegeflächen der Kratzbäume. Der Plüsch der gängigen Plüschübel ist da leider sehr schnell durch. Das "Verbaute" an den Plüschübeln ist für eure Katerchen vielleicht nicht verkehrt, weil die Abstände von einer Plattform zur anderen nicht so weit sind wie bei den gängigen Kratzmöbeln der Systemhersteller wie Rufi, Kirstins oder Petfun. (Wobei man diese Kratzbäume aber auch individuell verändert bestellen kann!)
Die Dreibeinigkeit bzw. der unsichere Gebrauch der hinteren Gliedmaßen (beispielsweise auch bei Windelkatzen und bei Ataxisten) stört die Katze selbst erstaunlich wenig; sie adaptieren sich an den Status Quo und machen das Beste daraus. Auch wenn sie Beutegreifer sind (Raubtiere), sind sie aufgrund ihrer geringen Größe in der Wildbahn dennoch auch ihrerseits potentielle Beute und verhalten sich entsprechend defensiv in einer unbekannten oder als gefährliche vermuteten Umgebung. Da wäre es fatal, auf einer Stelle zu sitzen und über das ungerechte Schicksal mit der Gehbehinderung zu lamentieren.....
😉
Die größte Einschränkung für eure Jungs dürfte sein, dass sie halt nicht wirklich die großen Sprünge von unten nach oben machen können. Ich rede nicht mal von Sprüngen auf den Schrank oder die Tür, sondern von Sprüngen auf den Tisch etc.
Dafür werden sie Unterstützung brauchen. Sprünge auf den Stuhl (ca. 40 cm Höhe) sollte auch eine gehbehinderte Katze hinkriegen; Pfötchen als Dreirädchen beispielsweise springt bis zu 70 cm in die oberste Höhle der Natural Paradise Kratztonne von Zooplus. Aber nur, wenn sie muss! Normal schafft sie den Rand der Badewanne, das sind ca. 60 cm.
Auf jeden Fall klettert sie aber in Windeseile die große Natural Paradise Kratzsäule innerhalb von weniger als 5 Sekunden bis ganz nach oben (2 m) hoch, und so eine Klettermöglichkeit (= durchgängig eine längere Strecke nach Wunsch klettern können) wäre für eure Katerchen sicherlich auch wünschenswert.
Die Kratzsäule empfehle ich nicht gern, weil sie gegenwärtig total überteuert angeboten wird (nach dem, was ich neulich bei Zooplus auf der Homepage gesehen hatte, rd. 180 Euro, und das ist einfach ein absolut unverschämter Preis für das Teil!!!), und unsere ist zudem die Schiefe Säule von Pisa
🙄 , also ein Mängelexemplar, für das ich dann auch entsprechend Rabatt erhalten hatte (die Halterung für die Befestigung an der Wand war schon bei der Lieferung abgebrochen, und ich habe mir dann eine Eigenkonstruktion dafür gebastelt).
Der Vorteil bei der Natural Paradise Kratzsäule ist, dass sie neben der durchgängigen Kletterstrecke auch zwei "Zwischenhalte" hat, wenn Katz wieder runter möchte: die beiden Bettchen auf 80 und 160 cm Höhe (von unten gemessen). Pfötchen nutzt die Bettchen dann, um runterzuspringen. Sie kann zwar auch vom Schrank bzw. von der obersten Plattform der Säule abspringen, aber die Zwischenhalte sind ihr weitaus lieber.
Das wären für mich wichtige Überlegungen zur Gestaltung der Kratzlandschaft für ein Katz, das gehbehindert oder beinamputiert ist.
Die möglichst robuste Qualität des Stoffs für die Liegeflächen und Bettchen als gesondertes Kriterium für einen Kratzbaum resultiert bei uns aus der Erfahrung, dass sich Pfötchen beim Klettern mit den Handkrallen in die Bettchen/auf die Liegeflächen hinaufzieht. Das muss ein Stoff erstmal aushalten, auch wenn Pfötchen "nur" 3,5 kg wiegt! (Pfötchen ist eine moderne Siamesin und insofern eher ein Leichtgewicht; und auch wenn sie wie eine Bullldogge wirkt, ist sie schon deswegen leichter, weil gewissermaßen eine "Keule" fehlt, also das eine Bein.)
Die Bettchen der Kratztonnen, die Zooplus mitliefert für die Natural Paradise Tonnen (und dito für die NP Kratzsäule!) haben es insofern auch nicht lange überlebt, und wir haben sie, weil der Nickistoff sehr schnell zerfetzt war, dann gegen Baumwollbettchen wie die von Petfun ausgetauscht (unsere Bettchen stammen allerdings von einem anderen Hersteller).
Pfötchen bevorzugt ein Katzenklo mit flachem Eingang, obwohl sie auch auf unsere Modkats geht. Flach ist insofern einfach bequemer, und so haben wir neben den Modkats auch ein bis zwei flache Klos in der Wohnung stehen (wir haben insgesamt vier Katzen und daher entsprechend auch mehrere Katzentoiletten).
Für Pfötchen (wie es bei anderen behinderten Katzen ist, kann ich insofern mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen) war es eine sehr wichtige Erfahrung, als ihre Herzensschwester Mercy einzog! Pfötchen wurde als Kitten amputiert und zog direkt nach der OP bei uns ein; sie wurde zwar von den anderen Katzen akzeptiert, aber ihr fehlte selbst die Traute, sich mehr auszuprobieren, weil die anderen Katzen älter und erwachsen waren. Als dann Mercy, die ein halbes Jahr jünger ist als Pfötchen, zu uns kam (Mercy ist eine sehr sportliche und agile Katze), lebte Pfötchen total auf. Mercy und sie liebten sich auf den ersten Blick und waren seither Pattex. Wo Mercy hinging und kletterte, wollte Pfötchen auch hin, und so erweiterte sie ihren Radius enorm, gerade was das Klettern und Springen angeht!
Die gesunde Mercy als Leitkatze hat Pfötchen insofern unendlich gut getan!
Auf Dauer wird es bei euren Katerchen - ebenso wie es bei Pfötchen, die jetzt fünf wird, zu erwarten ist - zu Problemen mit der Hüfte kommen, sicherlich auch im Bereich der großen Gelenke oben (Schultern etc.). Wann immer eine Notwendigkeit zum Röntgen ist, lasst bitte auch ein Übersichtsbild mit diesen Gelenken machen (die Folgebilder kosten nicht so viel wie die ersten beiden Bilder; da lohnt sich das dann schon ^^).
Pfötchen wurde beispielsweise zuletzt im vergangenen Sommer geröntgt, als ihre große FORL-OP war, und da war gelenktechnisch und am Rücken alles in Ordnung.
Zwischendurch lasst die Katzen bitte auch vom TA bei der jährlichen Untersuchung (Vorsorge, Impfen etc.) auf Schmerzhaftigkeit im Bereich der großen Gelenke und der Wirbelsäule abtasten; ein erfahrener Kleintierpraktiker kann das beurteilen und dann ggf. weitere Diagnostik einleiten.
Das "Wunder" der wieder hergestellten Beweglichkeit nach dem Autounfall:
Ein echtes "Wunder" ist das eigentlich nicht, sondern die erstaunliche Regenerationsfähigkeit des Organismus.
Eine vorüber gehende partielle Querschnittslähmung kann sich teilweise oder auch vollständig zurückbilden, wenn die Nerven entsprechend angeregt werden und der Heilungsprozess auch aktiv unterstützt wird. Bei Katzen offenbar deutlich besser als beim Menschen, soweit ich das beurteilen kann (ich kenne Berichte von Windelkatzen und ihren Haltern, und ich möchte als eine ganz wichtige Sache bemerken, dass auch Windelkatzen, also vollständig querschnittsgelähmte Katzen, die "Schnittchen"
, sehr viel Lebensqualität haben und nicht minder fröhlich und munter sind als nicht gelähmte Katzen!); eine gewisse Rolle dabei spielt Vitamin B12, das in Zusammenhang mit der Regeneration der Nervenverbindungen gebracht wird.
Ein gutes Schmerzmanagement für Handicats ist wichtig; es darf nicht zuviel sein, also dass sie sich körperlich nicht überlasten, aber es sollte auch nicht gleich null sein, damit sie nicht unnötig leiden müssen und sich nicht zu wenig bewegen.
Ich wünsche euch alles Gute mit dem Familienzuwachs ---- und bitte Bilder!!! Wir liiiiiiieeeeeben Bilder!!!
🙂
LG