Ich bin ja neu hier, habe mich aber durch alle Seiten dieses Threads gelesen und finde du machst die Grundfrage zu sehr an der Situation, die du bei deiner Freundin befürchtest, fest.
Es gibt doch noch viele andere Fascetten von "Mehrkatzenhaltung" - was "viel" ist wird auch sehr unterschiedlich gesehen.
Für mich sind hier zwei wesentliche Aspekte ein wenig kurz gekommen, weshalb ich sie nochmal aufgreifen mag. Erstens das "wieso eine größere Gruppe" denn es kann für die Katzen eine sehr gute Haltungsform sein und hat erstmal nicht unbedingt mit dem Wunsch des Halters nach "die gefällt mir die auch noch und die und die" zu tun.
Um das ein wenig nachvollziehbar zu illustrieren für alle weniger-Katzenhalter , die anderen wissen eh wovon ich schreibe, jeder wird vergleichbare Geschichten haben, hier mal die Kurzfassung meiner eigenen Katzenbande in Auf und Ab an Zahl. Das Leben fügt sich eben so 😉, passend halt wie ich finde.
Angefangen hat es mit meinem ersten Kater (um es übersichtlicher zu halten nenne ich nur die Nr., keine Namen), der ein Jahr allein mit mir lebte, aus meiner Furcht, ich könne meine Liebe niemals gerecht auf zwei verteilen... aber mir wurde immer mehr klar, was ich alles meinem Kater nicht bieten kann ohne Artgenossen, also bekam er eine Gefährtin hinzu, die emotional schlimmste Zusammenführung die ich je hatte - doch am Ende ein Katzenteam mit dem ich nie gerechnet hätte, die Zwei paßten super zusammen.
Dann kam die Katze hinzu, die mein Freund und späterer Mann toll fand und die auch gut von meinen Katzen aufgenommen wurde, aber nie Teil des Spielteams wurde, also später auch eine Gefährtin brauchte, damit hatten wir Vier, mittlerweile in einer Doppelhaushälfte und nicht mehr in meiner kleinen Wohnung, doch unsere Vierte Miez verbrachte viel Zeit an der Seite der Dritten, wollte aber nicht kuscheln und spielen, naja, nicht so ihr Ding, es lief also alles nett, aber es fehlte unserer Dritten noch immer etwas und sie war unser geliebtes Seelchen, hatte eine schwere Krankheit durchgestanden und so war der Wunsch ihr Leben perfekt zu machen einfach da. Katze Vier abgeben kam nicht in Frage, sie war auf ihre Art auch ein Seelchen und hatte den Verlust ihres ersten Heimes schon nicht gut verkraftet. Also blieb, was viele Menschen mit Kopfschütteln bedenken: Katze Fünf aussuchen.
Bisher waren alle unsere Katzen Rassekatzen vom Züchter, Nr. Vier sogar aus der Zucht von Schwiegereltern, was für die Katze aber nur Lebensnachteile gehabt hatte und angesichts meiner damahligen Forenaktivitäten und der vielen Tierschutzkatzen, kam Züchter nicht mehr in Frage.
Ich fand die ideale Kandidatin im Tierschutz, allerdings wurde sie nur mit Bruder vermittelt, denn sie war blind und er ihr Gefährte von klein an. Also zogen beide ein und das war ein Volltreffer für alle Katzen. Die Dritte hatte ihre engen Gefährten, die ersten beiden waren entlastet und sahen dem Jungvolk gern zu, die Vierte war gern dabei und liebte auch Gesellschaft, nur eben nicht zuu dicht. Katze Fünf und Sechs hatten ihr erstes Dauerzuhause, waren noch Halbwüchsige und lebten sich gut ein und hatten ihre Gefährten. Klar gab es anfangs hier und da Holpriges, aber nichts, was sich nicht mit Einfühlungsvermögen und Zeit aus der Welt schaffen ließ.
Meine dann harmonische Gruppe schmolz in den nächsten Jahren durch Alter bzw. chronische und Erbkrankheit, es blieben nur Fünf und Sechs und ich war so fertig und voll Trauer, ich wollte keine weiteren Katzen mehr, der Abschied ist zu hart.
So blieb es also zunächst bei nun wieder nur Eins und Zwei. Die beiden Geschwister hatten sich und schienen nichts zu vermissen, doch draußen fiel mir schon zunehmend auf, daß sie auf jede Nachbarkatze zugingen und die kennenlernen wollten, vor allem der Kater auf Kumpelsuche ging und die Katze dann mit mir allein war - dennoch hielten sich alle Katzen im Umfeld auf Abstand und es ließen sich keine Freundschaften schließen. Ich stolperte über die neue Dritte, einen Kater, weil er als "sozial und sucht unbedingt Gesellschaft" vom Katzenheim inseriert war...hmm, hörte sich ideal an und war es. Wir kamen mit ihm heim und die Katzen begegneten sich, es paßte sofort, absolut mühelos. Also hatten wir drei. Mehr wollte ich eigentlich nicht, denn was Klo-Zahl, fegen, Futtermachen... eben alles angeht, war es mit dreien natürlich weniger Arbeit als mit Sechs damals und die Drei paßten erfüllend zueinander.
Dann tauchte ein Kater im Garten auf, der einfach wie andere Nachbarkatzen immer mal dabei war, im fiesesten Winter war er dann aber auch immer draußen zu sehen, bat für ein paar Stunden um Einlaß, fraß seine Futterportion und schlief wie ein Toter, bevor er dann wieder loszog. Ich versuchte Besitzer ausfindig zu machen (man füttert schließlich keine fremden Katzen oder läßt sie rein), fand keinen und als der Kater dann im Spätwinter immer strenger roch und das Umfeld markierte, jeden Tag neue Verletzungen aufwies, ich aber noch immer keine Besitzer fand, ließ ich ihn kastrieren und chippen. Ab da fand er zunehmend Gefallen am "Bleiben" und wollte zu unseren Katzen dazugehören. Offenbar hatte er früh allein klar kommen müssen, denn ihm fehlte viel im Sozialverhalten und auch im Umgang mit Menschen. Vermutlich wird er mit etwa 8 Wochen aus dem ersten Heim geflogen sein/ausgesetzt/irgendsowas. Unsere Katzen haben ihm aber mit Geduld etliches beigebracht und er war sehr lernwillig, so blieb er und war die Vierte.
Im Garten kabbelte er sich zunehmend mit einem Kater, der immer mal als stiller Gast kam, sich aber ansonsten auf Abstand hielt. Das Geprügel (nur zwischen den zwei Katern, nicht mit unseren anderen Dreien) hielt an und im Herbst ließ sich der fremde Kater plötzlich von mir anfassen, miaute herzerweichend und schlief die Nacht auf dem Fensterbrett vom Eingangsraum. Ich dachte die Besitzer sind verreist und ihm geht es irgendwie nicht gut, er sucht Hilfe, ja die suchte er, doch anders als gedacht. Unser TA fand keinen Chip, kein Tattoo, kastriert war er auch nicht und ziemlich sicher herrenlos und auf der Suche nach einer Bleibe vor dem Winter... also blieb der Kater gleich zum Kastrieren da, wurde gechipt und mußte die nächsten Tage im Eingangsraum bei uns bleiben. Danach konnte er raus, wollte aber immer nur kurz und dann wieder rein, ich durfte ihn anfassen, alles mit ihm machen, vor allen anderen Menschen hatte er Panik (mich hatte er wohl lange genug mit unseren Katzen im Garten beobachtet und Vertrauen gefaßt) - also brauchte ich über Vermittlung nicht nachdenken und hatte nun die Chance die beiden erklärten Katerfeinde zu befrieden 😀
Fünf verstand sich mit allen unseren Katzen problemlos bis auf Nr. Vier, die zwei Kater kamen mit ihren Egos nicht zurecht, ich schätze sie waren vorher draußen schon Konkurrenten ums Überleben gewesen und nun Konkurrenten im Rang, zudem war Fünf der Ansicht ich hätte ja nun ihn und die anderen bräuchte ich nicht - er war ziemlich sicher Einzelprinz mit Freigang bei einer älteren Dame mit viel Zeit gewesen, Regeln kannte er so recht auch keine. Knifflige Lage und man kann sagen, ich habe unseren Katzen da ganz schön was zugemutet oder auch "das kann nie funktionieren, einer leidet immer unter Streß", aber ich kam voran. Es ging vorwärts, alle mußten lernen, vor allem Nr. Fünf, doch sie wuchsen zusammen. Fünf legte seine Eifersucht ab, lernte "teilen", lernte was Gruppenzusammenhalt so an Vorteilen bringt und so blieb es bei Fünf Katzen.
Bis Nr. Zwei, der Bruder unserer blinden Katze, an CNI verstarb. Danach geriet die blinde Miez immer mehr ins Abseits, zog sich zurück, hielt sich nur an mich und auch den Katern fehlte was, es war schlicht als wäre mit dem verstorbenen Kater der Sozialklebstoff verschwunden und er war auch der sozialste Kater den ich je kannte, er glich aus und harmonisierte. Er war unersetzbar, natürlich würde sich kein Gleicher finden, doch so konnte es nicht bleiben.
Na klar kann man nun sagen, warum hast du an der Stelle nicht die beiden Zugelaufenen abgegeben, wäre die Welt für die anderen beiden auch okay gewesen - doch das glaube ich nicht, die vier waren eine Gruppe, die hätten sich vermißt, aber es fehlte jemand, also kam was "Normalbürger" für leicht verrückt hielten, ich suchte die passende Katze. Und ich fand sie, die menschenscheue spanische junge Miez schaffte es die drei Kater auszulasten, sie fügte sich ein ohne sich unterbuttern zu lassen und sie wurde für die blinde Katze eine Gefährtin, die neben ihr liegt und auch mit ihr spielt. So kam die blinde Katze sozusagen zurück mitten in die Gruppe, wurde wieder selbstbewußt und mischt inzwischen voll mit, zieht sich überhaupt nicht mehr zurück und steht bei kleinen Zwisten wieder ihre Katze, statt sich zu verkrümeln.
wegen Gesamtlänge aufgeteilt in Teil 1 und 2, weiter geht es mit Teil 2