Erster Tag ohne einen frischen Haufen auf der Terrasse! Vielleicht hat Naseweis begriffen, daß der Gestank nachts einfach zu unangenehm ist, wer weiß?
Heute war ich wieder im Städtchen, um auf meiner Bank die Überweisung für die Futterbestellung bei zooplus durchzuführen. Danach war ich beim Metzger und kaufte zwei Hühnerflügel und 230 Gramm Rindfleisch. Am frühen Abend machte ich mich dran, dieses Rindfleisch zu schneiden. Schon das Abschneiden eines Stücks für das Abendessen meiner Schützlinge war sehr schwierig. Dann das Kleinschneiden - ich war über eine Viertelstunde damit beschäftigt, danach fielen mir fast die Hände ab. Ich ging dann erst raus und erledigte Gartenarbeit, dann war das Fleisch nicht mehr kalt und ich servierte zum ersten Mal rohes Fleisch. Zwei Portionen auf einem Teller, schön vorne in der Nähe des Tellerrrands. Naja, kein normaler Teller, eher eine Art flache Schale mit hochgezogenem Rand.
Was dann passierte, war sehr unerwartet und sehr beeindruckend: Das bisher so liebe Mädchen Check wurde schlagartig zum gefährlichen Raubtier! Sofort setzte sie die rechte Tatze auf das Fleisch und begann beim ersten Bissen drohend zu knurren, und dieses Knurren dauerte bis zum letzten Bissen an! Als Naseweis wie üblich mal bei ihr probieren wollte, stieß sie ihn mit der linken Tatze mit gespreizten Krallen gegen den Kopf zurück. Er war sichtlich beeindruckt und ganz still. Er aß ja wie immer, wie bei dem üblichen Futter. Nur Check war völlig verändert. Einmal gab sie ein ganz neues Geräusch von sich, eine Mischung zwischen Zischen und Pfeifen, ganz kurz, aber extrem laut. Zum ersten Mal war sie ihrerseits überhaupt nicht daran interessiert, mal bei Naseweis zu probieren. Dieses rohe Rindfleisch erfordert intensives Kauen, eine sehr gute Übung für ihre Kiefermuskulatur.
Ich schaute die ganze Zeit zu und staunte nicht schlecht. Als sie fertig waren, ließ ich sie fünf Minuten allein. Aber ich mußte ja noch die Augenbehandlung bei Check machen. Ich fragte mich, ob das diesmal gutgehen würde.
Als ich zurückkam, mit der Salbentube und einem Stück Serviette zum Reinigen des Auges, saß Check ruhig auf dem Stuhl. Ich setzte mich vorsichtig daneben, und nichts passierte. Nach einer Weile begann ich vorsichtig, sie zu kraulen, und gleich fing sie an zu schnurren. Dann hob ich sie auf den Schoß und reinigte das Auge, da ist meistens so ein vertrockneter Klecks über dem Augenwinkel an der Nase. Dann der übliche Tropfen Salbe auf das Auge, sie machte es wie immer schön zu und hielt still. Dann hielt ich wie immer die linke Hand an ihrem Körper und streichelte sie mit der rechten Hand und sprach wie immer tröstend zu ihr. Sie schnurrte kräftig, da kam auch Naseweis mein Bein hochgeklettert und legte sich dazu. Ich kraulte auch ihn, sie mit links, ihn mit rechts, und hatte buchstäblich zwei Hubschrauber auf meinen Oberschenkeln, so heftig schnurrten die! Gleichzeitig war Sonnenuntergang. (Um diese Jahreszeit geht die Sonne direkt vor mir unter, wenn man von der Terrasse geradeaus durch den Türbogen Richtung Garten blickt, das ist Nordwest.) Ein schönes, friedliches Ende dieses herrlichen Sommertages.