Das würde ich gerne ein bisschen konkretisieren:
Mir leuchtet vollkommen ein, dass man die allermeisten Katzen, die bereits an Freigang gewohnt sind, nicht einfach so einsperren kann.
Daher bin ich nicht per se gegen den Freigang dieser Katzen.
Ich bin aber strikt dagegen dass Katzen, die bisher noch keinen Freigang kennen und ihn daher auch nicht vermissen können, neu zu Freigängern gemacht werden und damit zu der ohnehin schon bestehenden Belastung der Wiltiere neu hinzukommen.
Ok, dann spinne ich den Gedanken mal weiter. Wenn ich dich richtig verstehe, bist du dafür, dass man bei seiner Argumentation den Fokus nicht nur auf die Katze legt, sondern auch auf andere Tiere, in diesem Fall Wildtiere? Fair enough.
Nur streng genommen, tragen doch alle Katzen- (und Hunde-)halter zum Leid anderer Tiere bei? Allein dadurch, dass sie Carnivoren sind. Oder wer hier füttert konsequent Bio-Fleisch von glücklichen Tieren, die nicht aus der Massentierhaltung stammen? Was ist mit dem Leid dieser Tiere? Wo wir schon bei unbequemen Wahrheiten sind?
Ich gebe offen zu, dass ich den Umstand, dass eine unserer Katzen (hauptsächlich) Mäuse fängt und frisst (die beiden anderen haben keine oder so gut wie keine Zähne mehr und halten sich eh hauptsächlich im Haus auf - der Kater fängt alle 3 Jahre aus Versehen mal eine Libelle), ein Stück weit zugunsten ihrer Freiheit ausblende.
(Und wahrscheinlich wünschte ich mir, dass manch Wohnungskatzenhalter sich eingesteht, dass er ausblendet, einem Lebewesen nun mal ein Stück weit die Freiheit zu nehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für viele auch ein Dilemma ist, man aber aufgrund der eigenen Haltung und Lebensumstände und sorgfältigem Abwägen aller Punkte diese Entscheidung getroffen hat. Was mich halt stört, ist, wenn sich die eine oder andere Fraktion grundsätzlich als die besseren Katzenhalter darstellt. Oder anders gesagt: Bevor ich mit dem Finger auf andere zeige, sollte ich mich fragen, ob ich selbst wirklich über jeden Zweifel erhaben bin).
Aber weitergedacht sollte man sich halt auch eingestehen, dass man das Leid von Enten, Kaninchen, Hühnern, Rindern usw. ausblendet, um seinen Katzen ihr ach so hochwertiges Futter zu geben.
Jetzt kommt wahrscheinlich das Argument, dass Katzen nunmal Fleischfresser sind und man sie mit irgendwas füttern muss, aber man sollte sich doch wenigstens klar machen, dass das ein großes Dilemma ist.
So wie es für mich ein Dilemma ist, wenn meine Katzen andere Tiere töten, weil mir diese Tiere mitnichten egal sind, ich aber gleichzeitig die Vorstellung schlimm finde, ein Lebewesen ohne Not sein Leben lang zu begrenzen. Und sei die Bleibe noch so schön eingerichtet. Weswegen ich mittlerweile auch ein immer stärkeres Problem mit der Haltung von Vögeln und kleinen Heimtieren habe (auch wenn ich meine Tiere als Kind und Jugendliche geliebt habe - aber wenn ich heute daran denke .... oh je). Da kämen für mich allerhöchstens Tiere aus dem Tierschutz in Frage, die nun schon mal da sind und denen man dann das bestmögliche Zuhause gibt.
Wir sehen auch zu, eben kein Fleisch aus Massentierhaltung zu holen (bei uns klappt das ganz gut - noch konsequenter wäre es natürlich, ganz auf Fleisch zu verzichten - bei den Katzen nicht so, auch wenn wir das Glück haben, eine Bezugsquelle für Fleisch in der Nähe zu haben, das nicht aus Massentierhaltung stammt. Aber hin und wieder gibt es eben doch Dosenfutter ....)
Wie nun schon mehrmals geschrieben (ich habe irgendwie das Gefühl, das wird gern überlesen ....): Ich verstehe, dass es trotzdem gute Gründe gibt, Katzen in der Wohnung zu halten, allein schon, weil sonst eben nicht alle unterkämen.
Und ja, auch ich würde nicht alle Katzen wahllos rauslassen, z. B. wenn sie chronisch krank sind. Käme da aber auch wieder auf die Katze an. (Mit unserem Fienchen habe ich ja das Glück, dass sie sehr häuslich ist und sich eh weigert, durch die Katzenklappe raus zu gehen und somit morgens zuverlässig für ihr Kortison-Pralinchen anwesend ist. Ich muss aber auch an Gesa von
@Irmi_ denken, die einfach sehr unglücklich gewesn wäre, hätte sie nicht mehr rausgedurft).
Was für mich, aufgrund meiner Haltung, dann aber tatsächlich schwer nachzuvollziehen ist, ist, wenn man sich extra Katzen produzieren lässt (etwa beim Züchter), um diese dann lebenslang auf eine Wohnung zu begrenzen. Da muss man sich dann doch ernsthaft fragen, ob nicht doch die eigenen Bedürfnisse an allererster Stelle stehen. Bzw., ob man bei der Entscheidung nun wirklich an den Schutz der Wildtiere gedacht hat.
"Ich kaufe mir OHK/Ragdoll/Perserkatzen/...., weil mir die armen Wildvögel so leid tun". Ehrlich?
Kommt darauf an aus welchem Blickwinkel man diese Angelegenheit betrachtet.
Das ist zweifellos wahr.