kattepukkel's, ich frag mich auch, wo du die Behauptung hernimmst, die heutigen Hauskatzen seien "in der Mehrzahl eher scheu"? Das trifft sicher auf wild geborene Streuner zu, die ohne Menschenkontakt aufgewachsen sind. Aber das ist ja kein Wunder. Hauskatzen, die in Menschenwohnungen zur Welt kommen und mit Menschenkontakt aufwachsen, sind nach meiner Beobachtung dagegen im Durchschnitt vielleicht innerlich etwas unabhängiger als eine anhängliche Rassekatze, sie finden Menschen nicht automatisch superklassetoll, aber sie sind (im Durchschnitt!) definitiv nicht scheu.
Neulich war ich in mehreren Tierheimen auf (Haus-)Katzensuche, und da hab ich nur sehr wenige Katzen erlebt, die wirklich scheu waren und denen die Anwesenheit von Menschen spürbar unangenehm war - vielleicht eine von zwanzig. Die anderen blieben entweder ruhig auf ihren Plätzen sitzen, wenn man reinkam, oder sie kamen gleich neugierig an und wollten schmusen oder einfach nur gucken.
Also, mir kommt es absolut nicht so vor, als hätten Hauskatzen irgendeine genetisch vorselektierte charakterliche Scheuheit.
nonsequitur,
ich kenne a) ziemlich viele Hauskatzen, und ja, die welche ich kenne (und kannte) sind
eher scheu - dass es auch ausgeprägt menschenanhängliche gibt, habe ich ja selbst dargelegt, allerdings eher weniger viele.
Unter den Hauskatzen aus Südeuropa, die ich kenne, gibt es hingegen sehr viele ausgesprochene "Schleimer" wobei ich glaube, dass dies daran liegt dass durch den Tourismus dort im Umfeld der Hotels und Ferienanlagen eher diejenigen Katzen Überlebens- und Vermehrungschancen haben, die sich an die Touristen ranschleimen und von ihnen durchgefüttert werden, als jene die eher scheu sind und somit weniger Futter abkriegen.
Hier bei uns am Ort und in der näheren Region sind fast alle Hauskatzen, die ich kenne, Freigänger und von denen überleben eben nur jene, die eher scheu sind und nicht diejenigen, die miteinander (auf der Straße) spielen.
b) kann ich sehr oft die Reaktion von Hauskatzenbesitern auf meine Katzen beobachen und das ist einfach eine ganz andere Größenordnung der Verschmustheit. Wenn die Leute noch keine Erfahrung mit Rassekatzen hatten, sind sie immer völlig verblüfft wie sie sofort von unseren "adoptiert" werden.
c) bekomme ich regelmäßig Feedback von unseren Ärzten in der Tierklinik, wie wohltuend sich der entspannte Charakter unserer Norweger von den schwierig zu handhabbaren Hauskatzen und manchen eher exotischen Rassen unterscheidet. O-Ton: "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, dass ich gerade einen Hund abhöre, so ruhig wie der Puls ist"
Natürlich ist auch Rasse nicht gleich Rasse. Es gibt durchaus so gewollte Unterschiede, und für eine reine Wohnungshaltung in einer bis mittelgroßen Etagenwohnung kann ich auch keinen Norweger empfehlen, weil die einfach zu lebhaft, "ewige Kitten" und ständig von Spielanfällen geprägt sind in ihrem Verhalten. Die brauchen einfach Platz um sich auszutoben, am besten natürlich einen gesicherten Garten.
Auch wenn es zunächst unlogisch klingt, für eine beschränktere Wohnsituation sind dann eher die großen Maine Coons geeignet, denn wie auch große, massige Menschen haben die Vertreter dieser Rasse einen weniger stark entwickelten Bewegungsdrang und ein "erwachseneres" gesetzteres Verhalten, weshalb ich mir auch Maine Coons eher für Freigang geeignet vorstellen kann, weil sie abgeklärter sind und nicht solche von einem Ideenreigen getriebene Tausendsassas und Springinsfelds.
Es tut mir leid, wenn ich mit dem Ausdruck "eher scheu" mich da unglücklich ausgedrückt habe, aber damit ist keinesfalls "scheu" als absolute Eigenschaft gemeint sondern vielmehr das, was du sehr gut beschrieben hast: "im Durchschnitt vielleicht innerlich etwas unabhängiger als eine anhängliche Rassekatze, sie finden Menschen nicht automatisch superklassetoll".
Bitte sieh mir nach, dass ich, da ich nun mal 24/7 von solchen anhänglichen Wesen, die alle Menschen erstmal superklassetoll finden, dann ein davon abweichendes etwas zurückhaltenderes Wesen mit diesen unglücklichen Worten umschrieben habe.
Bitte ersetze darum "eher scheu" mit "zurückhaltender und abwägender", das trifft es viel besser. Ich danke dir für deinen Hinweis.