Ich lese hier schon die ganze Zeit mit, aber nun muss ich doch noch meinen Senf dazu geben...
ich kenne a) ziemlich viele Hauskatzen, und ja, die welche ich kenne (und kannte) sind eher scheu - dass es auch ausgeprägt menschenanhängliche gibt, habe ich ja selbst dargelegt, allerdings eher weniger viele.
Ahh ja...
Bei mir leben sechs Kater, drei FWWK, zwei look-alikes (Sibi und Mini Maine Coone oder Türkisch Angora) sowie ein blaublütiger Norweger aus verantwortungsvoller Zucht.
Ein recht repräsentativer Durchschnitt, meine ich.
Am scheuesten von allen ist der Sibi (angeblich kommt er aus einer "richtigen" polnischen Zucht.
Am menschenbezogensten ist der dahergelaufene Wildling, der wie Pattex an mir klebt. Der Rest liegt irgendwo dazwischen.
Hier bei uns am Ort und in der näheren Region sind fast alle Hauskatzen, die ich kenne, Freigänger und von denen überleben eben nur jene, die eher scheu sind und nicht diejenigen, die miteinander (auf der Straße) spielen.
Da du ja immer wieder das gemeinsame Spielen betonst: echte Freigänger haben das einfach nicht nötig, die können ihre energie in Katzendinge stecken wie z.B. Mäusefangen oder Reviere verteidigen.
Das Spielen miteinander findet bei meiner Truppe fast immer nur dann statt, wenn sie sich aus langweilen (Regenwetter o.ä.).
Insofern ist das Spielen deiner Katzen in meinen Augen eine Ersatzbefriedigung.
b) kann ich sehr oft die Reaktion von Hauskatzenbesitern auf meine Katzen beobachen und das ist einfach eine ganz andere Größenordnung der Verschmustheit. Wenn die Leute noch keine Erfahrung mit Rassekatzen hatten, sind sie immer völlig verblüfft wie sie sofort von unseren "adoptiert" werden.
Auch meine Bande belagert hier anwesende Besucher, die sich auch wundern. Also kein Argument, dass das rassekatzentypisch ist.
c) bekomme ich regelmäßig Feedback von unseren Ärzten in der Tierklinik, wie wohltuend sich der entspannte Charakter unserer Norweger von den schwierig zu handhabbaren Hauskatzen und manchen eher exotischen Rassen unterscheidet. O-Ton: "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, dass ich gerade einen Hund abhöre, so ruhig wie der Puls ist"
Gerade mein Norweger ist derjenige, der beim Autofahren schlichtweg hysterisch wird, die Hauskatzen liegen sehr entspannt in ihren Kenneln.
Natürlich ist auch Rasse nicht gleich Rasse. Es gibt durchaus so gewollte Unterschiede, und für eine reine Wohnungshaltung in einer bis mittelgroßen Etagenwohnung kann ich auch keinen Norweger empfehlen, weil die einfach zu lebhaft, "ewige Kitten" und ständig von Spielanfällen geprägt sind in ihrem Verhalten. Die brauchen einfach Platz um sich auszutoben, am besten natürlich einen gesicherten Garten.
...............und nicht solche von einem Ideenreigen getriebene Tausendsassas und Springinsfelds.
Grööööhl!!! Das erzähle ich Hoolie, wenn er das nächste Mal nach Hause kommt.
Den habe ich mit 5 Monaten second hand übernommen, da die ersten Besitzer nicht mit ihm klarkamen.
Er war der ruhigste und depressivste Kater, den ich bisher kennenlernen durfte.
Genau bis zu dem Tag nach seiner Kastra, als ich ihm die Terrassentür öffnete.
Die Verwandlung, die mit ihm vorging, sieht man sogar auf den Fotos.
Ein Jahr später, er war da 1,5, begann er mit seinen Urlauben bei den Pferden
🙄
Z.T. verschwand er für knapp zwei Wochen. Inzwischen ist es etwas besser, im Allgemeinen reichen ihm 4 Tage, bis er wieder heimkommt.
Diesen reinrassigen, selektiv gezüchteten Norweger in Wohnungshaltuing oder auch einem gesicherten Garten...das wäre sehr wahrscheinlich sein Todesurteil...er würde sich aufgeben. Hoolie braucht den unbegrenzten Freigang wie die Luft zum Atmen.
Meine anderen Jungs sind da wesentlich nervenschonender, sie bleiben fast nie einen ganzen Tag lang weg, der EX Streuner ist sogar immer nur im 10 Meter Radius ums Grundstück unterwegs.
Es wird hier immer geschrieben, dass jemand meint, seine Katze nicht in Freigang geben zu können, weil sie zu vertrauensseelig oder zu trottelig sei.
Entschuldigt, aber DAS könnt ihr erst sagen, wenn ihr es versucht habt.
Alle Katzen, die hier zu Freigängern wurden, sind drinnen vertrauensseelig und schmusig, draußen aber ihrer Natur entsprechend vorsichtige und scheue Raubtiere.
Klar liegen sie auch mal auf der Straße rum und lassen sich z.T. von bekannten Nachbarn anfassen, aber nicht von Fremden und je weiter sie vom Haus entfernt sind, desto scheuer werden sie.
Bei uns war bei jedem Wohnungswechsel bisher die Prämisse: es muss für die Katzen passen, sonst haben wir die Wohnung /Häuser gar nicht erst in die engere Wahl genommen.