Vielleicht langweile ich euch jetzt ein wenig, aber es scheint mir, dass diese Studie von Sara Thiel noch immer viel zu hoch aufgehängt wird. Es ist sicher auch schwierig, für einen Nichtnaturwissenschaftler, die Unterschiede zu verstehen, zumal die Regularien und Anforderungen in anderen Fachbereichen völlig anders sein können. (Juristen können z.B. mit reiner Literaturarbeit promovieren, was in der Chemie nahezu unmöglich wäre. Ärzte brauchen nur ein paar Monate für die Promotion, weil nur die Wenigsten in der Forschung bleiben. Dafür müssen sie aber jahrelang als Assistenzarzt arbeiten, bevor man sie schwierige Operationen machen lässt.)
Eine Diplomarbeit ist vielleicht, mit einem Gesellenstück im Handwerk, zu vergleichen. Sie dokumentiert, dass die erlernten Studieninhalte praktisch angewendet werden können, mehr nicht. Stellt euch einen Maschinenbaulehrling vor, der die Aufgabe bekommt, einen Metallkubus zu feilen in dem mehrere Schraubgewinde so platziert sind, dass man die Schrauben auf der einen Seite rein und auf der anderen Seite wieder raus drehen kann. Schafft er es, hat er die Prüfung bestanden, ihm würde aber niemand anbieten, die Betriebsleitung zu übernehmen.
So ist es auch mit der Diplomarbeit. Sie ist fast nie eine veröffentlichungsfähige, fundierte wissenschaftliche Abhandlung.
In unserem speziellen Fall, wurde das Verhalten von Servalen, Savannahs und Hauskatzen verglichen. Dazu wurden, bei ganz wenigen Züchtern, Tiere beobachtet. Das waren vielleicht je 10 Tiere, eher weniger, die allesamt unter gleichen und sich wiederholenden Bedingungen aufgewachsen sind. Unter diesen speziellen Bedingungen kam die Studentin zu einem Ergebnis. Es gilt ausschließlich für diese wenigen Tiere. Sie hat damit absolut nichts falsch gemacht, sondern ihre Aufgabe, im Rahmen der vorgegebenen Bedingungen, erfüllt. Das Ergebnis ist damit aber weder allgemeingültig, noch könnte es Grundlage, für weitere Forschungen sein. Die Daten würden allenfalls mit berücksichtigt werden, wenn die Universität einen entsprechenden Forschungsauftrag erhalten würde. Zuvor müsste Almasi allerdings ein paar Hunderttausend Euro Fördermittel besorgen. Nach Abschluss intensiver Feldstudien in Afrika und der Auswertung von ein paar Hundert Versuchstieren, gäbe es hoffentlich ein wissenschaftlich fundiertes Ergebnis, welches der leitende Professor auch veröffentlichen könnte.
Diplomarbeiten werden aus genau diesem Grund nur relativ selten veröffentlicht. Sie sind, im wissenschaftlichen Sinne, weder abgeschlossen, noch belegt. Es mag der Studentin frei stehen, ihre Arbeit im Internet Anderen zugänglich zu machen, dass ist dann aber keine wissenschaftliche Veröffentlichung. Dazu muss der begleitende Professor die obigen Bedingungen erfüllen und recht komplizierte Formalien einhalten, was er garantiert nicht machen wird.
Was mich allerdings ein wenig ärgert, ist die völlig falsche Argumentation von Almasi, wenn sie feststellt, bei den untersuchten Verhaltensweisen gibt es viel mehr Übereinstimmungen als Unterschiede, darum muss alles im grünen Bereich sein. Ich wage zu behaupten, dass hat so wörtlich auch nicht in der Studie gestanden, denn das wäre wenig wissenschaftlich gedacht. Ein endlose Anzahl an positiven Beispielen beweist nur sehr, sehr wenig, aber ein einziges Gegenbeispiel ist oft Ko-Kriterium.
Würde ich als Chemiker untersuchen, ob PVC geeignet, für den Automobilbau ist, würde ich bei einer sehr großen Anzahl von Parametern feststellen, dass PVC genauso gut oder besser ist, als die verwendeten Kunststoffe. Das einzige negative Ergebnis, PVC ist umweltschädlich und schlecht zu recyceln ist dann aber das eine KO-Kriterium.
Würde ich das Verhalten von Hauskatzen mit Servalen vergleichen, würde ich sicher feststellen, dass es sehr viele Übereinstimmungen gibt. Das wundert hier wahrscheinlich Niemanden. Würde ich aber z.B. zu dem einen negativen Ergebnis kommen, Servale müssen, für die artgerechte Haltung, 10 km am Tag rennen, wäre es ein Ko-Kriterium, für die Käfighaltung.
Das Fazit lautet, vergesst die Studie, sie hilft der Diskussion nicht wirklich weiter.