Ihr Lieben,
immer wieder erreichen mich private Nachrichten mit der Frage wie es mir inziwschen gehen würde und ob es denn jemals doch noch irgendwas neues gegeben hätte. Ich nehme das gerne mal zum Anlass um mal wieder ein paar Worte zu schreiben.
Heute ist auch wieder so ein Tag, an dem ich nun schon seit 4-5 Stunden nur weine. Muss ich noch mehr dazu sagen? 🙁 Ja, die Bäche von Tränen versiegen nicht, nicht wirklich. Manchmal kann ich für einige Tage ein bißchen besser verdrängen, aber der große Schmerz holt mich doch permanent wieder ein. Zum Glück aber "nur" noch alle 1-2 Wochen und nicht mehr jeden Tag. Das ist auch der Grund warum ich mich weitgehendst aus dem Katzen-Forum zurückgezogen habe. Ich ertrage es schlichtweg nicht. Es gab im Frühjahr einen Punkt, so kurz vor dem ersten Jahrestag, da wurde mir schmerzlich und auch voller Angst bewusst, wie sehr ich mich verändert habe, seit mein schwarzer Schatz weg ist. Es ist, als würde ein Stück aus meinem Innersten fehlen, ich bin nicht mehr heil, nicht mehr ganz, irgendwas ging da kaputt in mir und will nicht wieder heilen. Und mit jedem Tag hier im Forum quäle ich mich selbst nur noch mehr. Denn - da sind auf der einen Seite die vielen neuen Vermisst-Anzeigen. Da fühle ich leider überaus empathisch mit jedem Threaderöffner mit und spüle meinen Schmerz daduch tagtäglich wieder nach oben. Auf der anderen Seite sind da dann die Erfolgsmeldungen... Diese zerreißen mir immer schier das Herz und mehr als einmal habe ich in diesen ganzen verdammten Monaten, tränenblind auf meine Schreibtischplatte eingedroschen. Ich freue mich für jede Mieze, die wieder nach Hause findet, und doch kann ich einfach nicht verstehen, warum meine Lakritznase und ich, dieses unermessliche Glück nicht erfahren dürfen!?! Es zerfrisst mich fast und obwohl mir Neid sonst wirklich fremd ist, sind das die Momente, in denen ich alles drum geben würde, an derer Stelle sein zu dürfen!
Ich dachte oft schon, dass man sich etwas nur intensiv und stark genug wünsche müsste, damit es in Erfüllung geht. Ihr glaubt nicht, wieviel tausend Mal ich vor meinem geistigen Auge die "Wir finden Lui" oder "Lui steht am Fenster"-Szene durchgespielt habe. Manchmal wache ich nachts auf, weil ich mich selbst aus Mark und Bein "Luiiiiii" schreien höre... Und nie sind es Schreie des Schreckens, nein, es sind immer Schreie der Freude, des Erkennens und - ja und dann, das große Erwachen. Ich wünsche ihn mir mit jeder Faser meines Herzens zurück, gäbe alles drum ihn in meinem Arm nehmen zu dürfen und sein schwarzes Fell spüren und riechen zu dürfen! Es ist mir nicht vergönnt.
All diese Zeilen schreibe ich blind vor Tränen. Mal wieder. Immer wieder.
Und davon muss ich einfach ein Stück weit wegkommen. Mich mit anderen Dingen befassen, auch wenn das bedeutet, dass ich der ganzen Welt der Katzen ein wenig den Rücken kehren muss. Ich lasse all das Leid, die Not und den Schmerz viel zu sehr an mich heran, als das gesund für mich sein könnte. Also musste ich mich fernhalten und ein wenig auf Abstand gehen.
Ich bin inzwischen schon soweit, dass ich es schaffe, nicht mehr jeden Tag, gleich nach dem Aufstehen, noch vor dem ersten Tee, im Tierschutz-Verzeichnis nachzuschauen. Ich habs geschafft, dass ich es aushalte nur alle 4-5 Tage reinzuschauen. Das ist ein großer, wichtiger Fortschritt für mich. Denn sonst begann jeder Tag direkt wieder mit einer großen Enttäuschung und das sind keine Emotionen, die auf lange Sicht gut für einen sein können. Gleichwohl komme ich mir dabei immer noch ein bißchen auch wie ein Verräter vor. Aber da doch kein Tag vergeht, an dem ich dann doch an meinen Süßen denke, ist es dann auch wieder okay.
Erst heute war mein Liebster wieder im Tierheim, 2 schwarze Fundkater anschauen. Es hört also irgendwie nie auf. Es ist für mich immer irgendwie allgegenwärtig, mal erträglicher, dann wieder sehr heftig an Tagen wie diesem. Aber dem täglichen zusätzlichen Schmerz kann ich mich nicht mehr aussetzen, daran gehe ich sonst zugrunde.
Danke Ihr Lieben, fürs "Zuhören"! Ich bete zu Gott, dass all Eure und meine Freigänger-Lieblinge jeden Abend aufs Neue nach Hause kommen. Diese schreckliche und unerträgliche Ungewissheit ist kaum zu ertragen und auszuhalten!
Ich hoffe Euch allen und Euren geliebten Fellnasen geht es gut!!!!
Traurige, aber ganz herzliche Grüße
Evelyn