Nicht anmaßend? Der Serval, ein domestiziertes Haustier?
Nun ja, jeder muss das für sich entscheiden, wie sehr er sich mit einem Tier auskennt oder nicht, aber wenn man sich seit einigen Jahren hobbymäßig neben Job und Familie (denn haupterwerblich leben wird man davon nicht können) mit Servalen in Gefangenschaft beschäftigt, wird kaum über Wissen oder Erfahrung verfügen, wie jemand der sich sein ganzes (oder auch halbes) Leben lang mit den Tieren in der freien Natur auseinandergesetzt hat.
Da muss man alleins schon ein Jahr suchen, bis man ein geeignetes Tier/Gruppe findet, dann nochmal ein Jahr die Tiere an sich gewöhnen, dann noch zwei Jahre bis man von denen akzeptiert wird.
Zudem gibt es für den Fall von Missverständnissen genug Platz zum Ausweichen. Den hat der Serval an der Leine nicht, im Gehege auch nicht.
Die Tiere in freier Wildbahn sind auch normal aufgewachsen und wurden nicht viel zu zeitig der Mutter entnommen, um sie an den Menschen zu gewöhnen. (Ich möchte das an dieser Stelle nicht bewerten, jeder der Milch trinkt sollte auch wissen, dass die Kälber der Mutter sofort nach der Geburt weggenommen werden damit sich keine Mutter-Kind Beziehung aufbauen kann und die Kuh denkt, sie hätte das Junge verloren.)
Aber es ist eben nicht das gleiche ob man sich so neben Arbeit und Familie ein paar Wildkatzen hält (vielleicht auch einige Jahre schon) oder ob man in freier Wildbahn diese beobachtet, daran forscht und zu den wenigen gehört, die von den Tieren in ihrer Nähe geduldet werden. Es ging hier nicht allgemein um Wissenschaftler, sondern um die Freaks die in einer Wildschweinrotte/Wolfsrudel... leben.
Da ich jetzt keinen namentlich kenne, ein anderes Beispiel, ich persönlich finde es anmaßend wenn ein durchschnittlicher Reiter sich bzw. sein Wissen über das Verhalten der Tiere mit Monty-Roberts vergleicht bzw. gleichsetzt.
Zur Domestikation.. da ist schon ein gewaltiger Unterschied zwischen Serval und Hund. Schau dir den Hund an und den Wolf.. Finde den Unterschied-- eigentlich gibt es da nur Unterschiede. Das gleiche mit Wildpferd und Hauspferd, Falbkatze und Hauskatze, Auerochse und Hausrind, Wildschwein und Hauschwein, Wildmeerschwein und Hausmeerschwein.. Alle diese Tiere sehen völlig anders aus als ihre wilden Vertreter, wachsen schneller, treten eher in die Geschlechtsreife ein, bekommen u.U. viel mehr Junge, haben eine andere Behaarung, eine andere Größe.. All das kann ich beim Serval, meinetwegen auch beim Karakal und auch beim Gepard nicht finden.
Wenn es vielleicht doch kleine Servale oder Schlappohrservale oder Angoraservale gibt, dann berichtige mich doch bitte.
Aber bitte nicht Domestikation mit Zähmen verwechseln.
Nochmal ein Vergleich: Falken werden schon seit Jahrtausenden für die Jagd eingesetzt, sie sind trotzdem nicht domestiziert und mit dem Haushuhn zu vergleichen. Das äußert sich zum Beispiel in der Stressanfälligkeit. Nicht umsonst tragen die Falken für den Transport ect. eine Kappe.
Ist ja schön dass du jemanden kennst der in Tschechien mit Geparden jagt, aber das er noch lebt ist ja kein Beispiel, dass der Umgang mit diesen Tieren ungefährlicher als mit einem Hund ist. Wenn man eingige Sachen beachtet, sie nicht in der Prager Fussgängerzone spazieren führt, Schrecksituationen vermeidet... kann man das Risiko erheblich reduzieren, Kratzer, Bisse.. lassen sich aber trotzdem nicht 100%ig vermeiden und fallen eben heftiger aus als bei der Hauskatze.
Kleine Anmerkung: Das gefährlichste Haustier überhaupt- trotz Domestikation ist das Pferd, so viele Menschen wie bei Reitunfällen u.ä. sich schwerst verletzten.. da ist es ein Wunder dass es trotzdem so viele Reiter gibt.
Deswegen ist das Verletzungsrisiko beim Serval durchaus höher als beim Hund, auch wenn ich bezweifel das Serval und Karakal einen Menschen durch ihre eigene Kraft töten können. Selbst bei einem Geparden ist das nur schwer vorzustellen und passiert wahrscheinlich fast nie. Aber darum ging es ja nicht, es ging generell um das Riskio beim Füttern/Spielen ect. verletzt zu werden. Und das ist schon bei einer Katze größer als bei einem Hund.
Ich kenne viele Hundhalter, die sind noch nie von ihrem Tier gekratzt/gebissen worden. Kann ich von meinen Katze nicht behaupten.
Im Futterrausch wird schon mal übel gerkratzt oder vor Gier in den Finger gebissen. Gefahr besteht dann eben in einer Infektion, da reicht also ein kleiner Biss zu und die Hand fault weg. Ich kenne Leute, die haben sich so etwas beim Angeln zugezogen, weil sie von einem Hecht gebissen wurden.
Schwups muss der Daumen amputiert werden.
Zu den Zoos muss man sagen, dass sie für viele Tiere eben eine Art Archefunktion erfüllen werden. Dh. in vielleicht 100 Jahren werden wir viele Tiere nur noch im Zoo begutachten können (wie damals den Beutelwolf), weil es einfach keinen Lebensraum mehr für diese gab oder sie aufgegessen(oder Teile von ihnen wegen der potenzsteigernden Wirkung) wurden.
Kandidaten wie Dornhaie (sollte die Vermehrung in Gefangenschaft bei allen Arten gelingen), Schneeleoparden, div. Tiger, Eisbären......
werden dann vielleicht für immer nur noch im Zoo weiterexistieren, damit wir sie unseren Enkeln zeigen können.
Von daher verstehe ich schon, dass einige dies kritisch hinterfragen bzw. nicht wollen, denn ein Tier mit immensen Aufwand im Zoo halten und (oft ja auch künstlich) vermehren, weil wir Vollidioten seinen Lebensraum für billig Ökosprit gerodet haben, ist eben doch fragwürdig, vor allem wenn eine Auswilderung als unwahrscheinlich gilt. Wie soll so ein Schneeleopard in 3. Generation Gefangenschaft denn überhaupt noch wissen wie man jagt?? Klar, einige Sachen sind Trieb, aber die ganzen Feinheiten die über Tod und Leben entscheiden, muss ihm jemand beibringen.
Eine Katze muss ja auch erst von ihrer Mutter lernen, Mäuse zu fangen, zu fressen und die Galle wieder auszuspucken. Von allein können die das nicht.
(Ich habe gelesen, nur über eine Generation)