Ja, warum so spät?
Man merkt Katzen nicht unbedingt an, ob sie glücklich oder unglücklich sind. Auch weil Katzen ihr unglücklich-sein recht individuell äußern. Typisch wäre, dass einzeln gehaltene Katzen mit der Zeit immer aggressiver werden (Spiel- und Rauftrieb staut sich) und immer unleidlicher, zB Möbel zerkratzen, Tapeten runterziehen oder gar die Wohnung vollpinkeln (Frust muss abgelassen werden). Dann ist offensichtlich, dass sie sich unwohl fühlen.
Andere leiden eher "nach innen", ziehen sich mit der Zeit immer mehr zurück, werden stiller, schlafen viel - oder werden extrem anhänglich an den Menschen. Das wird dann oft als positiv missinterpretiert
🙁 "Sie ist so still und lieb und anhänglich"...
Von daher sieht man den Unterschied oft erst dann, wenn die Zweitkatze da ist.
Katzen sind gesellige Tiere. Sie freuen sich einfach über Gesellschaft mit Artgenossen (immer vorausgesetzt, die Kumpel sind passend ausgesucht und es ist genug Raum vorhanden). Das muss nicht heißen, dass sie dann ständig zusammenkleben. Es sind ja keine Rudeltiere. Sicher, die meisten Kitten kleben aneinander, da wird getobt, gespielt, gekuschelt und gekloppt und eben gemeinsam die Welt entdeckt. Aber je älter Katzen werden, desto ruhiger werden sie auch und dann scheint es oft so, als akzeptieren sie sich "nur".
Das Sozialverhalten ist tatsächlich gut mit dem des Menschen vergleichbar. Katzen sind wie Menschen Individualisten, aber eben soziale Wesen. Da gibt es "Einzelgänger", die lieber für sich sind, und andere, die möchten ständig Gesellschaft und Trubel um sich haben. Aber selbst "Einzelgänger" brauchen und wollen Kontakt zu Artgenossen. Sie bevorzugen dann eben die stillere Harmonie anstelle von Massenveranstaltungen
😉. Es muss immer auch passen. Ein junger Wirbelwind kann wenig mit einem gestandenen Charakter anfangen, der lieber aus dem Fenster guckt...
Viele Katzen verstehen sich nur deswegen nicht, weil sie unpassend ausgesucht wurden - oder zu lange ohne Artgenosse gehalten wurden und das Sozialverhalten verlernt haben. Viele Menschen ziehen dann den falschen Rückschluss und meinen, sie seien deswegen generell lieber alleine.
Wie auch immer, Katzen brauchen Gesellschaft und junge Katzen ganz dringend, sonst leidet ihre Entwicklung.
Meine Katze ist nun 5 Monate alt und durch sehr komplizierte Umstände mit 16 Wochen alleine zu mir gekommen.
Sie ist schon sehr lange, zudem in der wichtigen Prägezeit ohne Artgenosse - sie wird einiges an Sozialverhalten verlernt haben. Das heißt nicht, dass sie das nicht nachholen könnte - gerade so junge Katzen lernen schnell wieder - aber von daher wäre es sehr wichtig, dass sie eine gut sozialisierte Kumpeline bekommt (die
mindestens 12 Wochen im Wurf war), die eben
kein Kitten mehr ist, sondern in ihrem Alter - im Zweifelsfall besser ein wenig älter, dann kann deine Kleine vieles von ihr lernen.
P.S.: Natürlich habe ich mich schon im Thread "Einzelkitten-Erfahrungen" ein wenig umgeschaut, doch ging es meistens um kleine Katzen, die bereits verhaltensauffällig wurden, was bei meiner einfach nicht der Fall ist...wie eben oben beschrieben.
Ich will nicht unken, aber wenn die Kumpeline da ist, wirst du merken, dass deine Katze bereits vieles, was Sozialverhalten Artgenossen gegenüber betrifft verlernt hat. Sie hat vergessen, wie Katzensprache funktioniert und wird sich nicht so schnell zusammenraufen wie unter jungen Katzen üblich. Das sind Verhaltensauffälligkeiten, Folgen einer Fehlentwicklung (eben weil in den ersten Monaten ohne Artgenosse), die Mensch natürlich nicht bemerkt, wenn denn da nie ein Kontakt zu Artgenossen war.
So junge Katzen raufen sich gewöhnlich sehr schnell zusammen - deine war nun aber einige Monate, in der wichtigen Prägezeit ohne Artgenosse, da musst du dich darauf einstellen, dass es etwas dauert, bis sie miteinander klarkommen. Also warte nicht mehr so lang, nur weil es unbedingt dieses 14 Wochen junge Kitten sein soll - sie war schon lange genug allein und hat viel nachzuholen
🙂
Letzte Woche haben wir uns nach einer Kumpeline für sie umgesehen und wurden fündig, die Kleine wird Anfang Januar 14 Wochen alt, sodass sie dann bei uns einziehen kann.
Bitte hol kein Kitten dazu, das ganz andere Bedürfnisse hat - darauf angewiesen ist, dass es schnell einen adäquaten Kuschel- und Raufkumpel hat. Mit anderen Worten - ein Kitten wäre evtl für
dich niedlich anzusehen, aber weder dem Kitten noch deiner Katze tust du damit einen Gefallen. So eine Konstellation geht meist schief und wäre dem Kitten gegenüber unfair, es braucht ein anderes Kitten um mit ihm groß zu werden. Schau lieber nach einer gut sozialisierten etwas älteren Kumpeline, ab ca 1/2 Jahr alt, mit guter Frusttoleranz, die es abkann, wenn die neue Spielgefährtin nicht gleich voll mitzieht und die deiner Kleinen viel beibringen kann
🙂
Sonst hast du bald zwei gefrustete Katzen...