Hallo,
ich versuche mal, die augenscheinlichen Argumente für Einzelhaltung aufzulisten und zu kommentieren.
1. "Katzen sind Einzelgänger und brauchen keine Gesellschaft"
Meine Meinung: Das ist einfach falsch und entspricht nicht moderneren Erkenntnissen, wonach Katzen zwar Einzeljäger sind, aber in lockeren (z.T. sehr großen) Gruppen zusammenleben. Sie haben ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten und sollten es auf Augenhöhe und mit Artgenossen, die dieselbe Sprache sprechen ausleben dürfen.
2. "Eine Katze kostet weniger und braucht weniger Platz" / "Kein Geld/Platz für zwei Katzen"
Meine Meinung: Wenn man kein Geld/Platz für eine tiergerechte Haltung hat, dann sollte man es lassen. Das haben mir meine Eltern schon so beigebracht. Wenn das Geld/der Platz für zwei nicht reicht, dann ist es für eine schon knapp.
3. "Alle anderen machen das auch so" / "Wir haben das schon immer so gemacht"
Meine Meinung: Dann wird es Zeit, sich mit der richtigen Haltung auseinander zu setzen. In allen Bereichen des Lebens gab es neue Erkenntnisse, wieso bleibt Tierhaltung auf der Strecke? Die neuste Technik, die beste Erziehung für Kinder, die eigene Ernährung optimieren, aber Tierhaltung aus dem letzten Jahrhundert praktizieren?
4. "Einzelkatzen sind ruhiger" / "Die Einzelkatzen, die ich kenne, wirken nicht gestört" / "Die Einzelkatze hat früher immer alles zerstört, wieso sollte ich mir zwei davon holen?!"
Meine Meinung: Katzen können unterschiedliche Fehlverhalten und Auffälligkeiten durch falsche Haltung entwickeln. Neben Resignation und Depressionen durch fehlende Stimulation, können Aggression, Zerstörungswut etc. ausgebildet werden. Irgendwo muss die angestaute Energie / der Frust schließlich hin.
Katzen werden in Einzelhaltung nicht sofort eingehen und offensichtliche Probleme entwickeln, aber die Wahrscheinlichkeit für solches Verhalten ist deutlich erhöht.
5. "Eine Einzelkatze sind anhänglicher und liebt mich mehr"
Meine Meinung: Purer Egoismus. Wenn du das einzige lebende Wesen zum Interagieren im Leben deiner Katze bist, natürlich muss sie sich dann an dich binden. Welche Wahl hat sie denn? Allerdings sind Katzen aus Mehrkatzenhaushalten nicht automatisch weniger menschenbezogen. Das ist eine reine Charaktersache. (Von meinen 3 Katzen sind alle sehr auf mich bezogen. Aber nicht, weil sie durch Einzelhaltung dazu gezwungen sind, sondern weil sie die Freiheit haben zu wollen.)
6. "Zwei Katzen sind zu aufwändig"
Meine Meinung: Mehr Katzen sind zwar mehr Aufwand, wenn man individuelle Zeit mit den Katzen betrachtet, aber gleichzeitig dreht sich das Leben der Einzelkatze nur um den Menschen. Als ich eine Einzelkatze hatte, haben sich auch alle meine Sorgen und mein schlechtes Gewissen um die Katze gedreht, wenn ich für ein paar Stunden das Haus verlassen hatte. Die Katze war vollkommen abhängig von mir. Während ich den Text hier schreibe, spielen zwei meiner Katzen miteinander und sind auf Augenhöhe beschäftigt.
7. "Meine Katze ist Freigänger und hat draußen die Möglichkeit Freunde zu finden"
Meine Meinung: Es kann sein, dass die Katze draußen Freunde findet. Es kann aber genauso sein, dass durch Revieraufteilung, verlorenes Sozialverhalten etc. gar kein Kontakt zu anderen Katzen stattfindet oder wenn, dass es nur zu Konflikten kommt, weil die Katze nicht mehr richtig kommunizieren kann.
8. "Die Katze mag keine anderen"
Meine Meinung: Es handelt sich entweder um ein Tier, das durch falsche Haltung sozial gestört ist, eine Fehlinterpretation der Menschen oder eine ungeeignete Katzenkombination. Katzen verlernen die Kommunikation mit Artgenossen durch Einzelhaltung.
Man kann sie für gewöhnlich auch nicht einfach zusammenwerfen nach dem Motto "Die machen das schon" oder "Wir probieren das mit Katzenbesuch, ob sie andere mag". Natürlich kommt es erst einmal zu Abwehrreaktionen, vor allem wenn eine Katze Eindringling im Kernrevier der anderen Katze ist.
Außerdem kann es trotz noch so gut ausgewählter Zweit-Katze passieren, dass die beiden sich einfach nicht mögen. Eine gewisse Sympathie muss zwischen den Katzen einfach herrschein.
9. "Ich will nicht für immer Katzen haben" / "Wenn eine von zweien stirbt, dann muss ich ja wieder eine zweite holen"
Meine Meinung: Es gibt Wege, dem ewigen Kreislauf aus Katze 1 stirbt und hinterlässt Katze 2, die wieder Gesellschaft brauchen würde.
🙂
Mehr fällt mir gerade nicht ein. Ich hoffe, das hilft dir irgendwie
@Ich mag Hunde ;-) . Ich mochte Hunde auch lieber, als die erste Katze einzog (- übrigens auch keine Entscheidung von mir). Inzwischen sind es drei, damit die erste nicht alleine bleibt. Und was soll ich sagen: Ich will keine mehr weggeben. Eine von den dreien vergleiche ich regelmäßig mit dem Hund in der Familie. Die sind sich tatsächlich gar nicht so unähnlich.
Für mich ist es in sofern deutlich entspannter, dass ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mal den ganzen Tag unterwegs bin. Auch wenn Katze 1 die anderen nicht besonders mag, ist sie nicht alleine und hat jemanden zum anmeckern.