Sorry, aber ich muss mir mal was von der Seele schreiben.
Als ich mich vor ca. einem Jahr
wegen eines tragischen Vorfalls hier anmeldete, war ich über die Hilfe und Anteilnahme sehr berührt. Dafür möchte ich mich nochmals bedanken. Seither lese ich hier nicht nur regelmäßig, sondern habe auch unzählige Ausstellungen und Züchtervereinstreffen als Gast besucht und viele Gespräche geführt.
Was mich bei all dem jedoch stört sind die Grabenkämpfe, die sich da im Hintergrund abspielen und die leider auch Ausdruck dieses Forums sind. Doch dazu später. Den hier forenüblichen
Terminus des „Vermehrers“ finde ich persönlich – hier nur beispielhaft und ohne Bezug zum Forenmitglied - als derartig abartig und widerwärtig, dass ich einmal einen Zeitsprung machen muss.
Die Entwicklung der Hauskatze begann vor ca. 4000 Jahren, mit der Erfüllung einer Funktion (Schutz der Ernteerträge) und auch bereits als Gottheit verehrtes Wesen der ägyptischen Kultur. Der Kult soll damals so weit gegangen sein, dass die Tötung oder die Ausfuhr einer Katze gleichfalls mit dem Tode bestraft wurde.
Im Mittelalter waren Katzen dem Satan zugeordnet. Die nachtaktiven Wesen wurden dem Dunklen und wegen ihres offenem Sexuallebens dem Verwerflichen zugeordnet und entsprechend verfolgt. Manche Historiker meinen sogar, dass die Verfolgung und die Dezimierung des Bestandes der Katzen in dieser Zeit, maßgeblich für den Ausbruch von Pest und anderen Epidemien verantwortlich gewesen sein soll. Doch selbst in modernen Märchen in dem eine Hexe vorkommt, hat diese als Gespielin in Assoziation des Bösen eine schwarze Katze auf der Schulter. Im Verlauf der Adelsepoche hatte man für diese Wesen wieder Zeit und widmete sich den Tieren als Kunstobjekt, wobei man gleichzeitig wieder ihren Jagtinstinkt entdeckte.
Erst ab dem 19 Jahrhundert ist von einer planmäßigen vereinsorganisierten Zucht der Tiere die Rede, denn plötzlich hat das gemeine Volk Zeit, sich der Vielfalt und der bisher bis dato unterschiedlichen Mixformen (und das schreibe ich ganz bewusst) zu widmen.
Was nun begann, hat eher was mit kontrollierter Vermehrung von Tieren zu tun, die bestimmten modischen Eigenschaften genügen. Allenfalls kann man zu jener Zeit erstmalig vom Begriff des „Vermehrers“ sprechen. Was jedoch aus meiner Sicht noch viel schlimmer ist, dass eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Menschen diesen Leuten der Selbstunterwerfung auch noch aufdiktiert, wie Kopfform, Felllänge, sonstige anatomische Merkmale u.v.a.m. auszusehen hat, damit es die Eigenschaften einer „guten“ Katze in ihrem Sinne trägt.
Wenn Morgen jemand auf die Idee käme, Katzen müssten einen roten Irokesenschweif am Rücken haben, ich glaube, es gäbe da bestimmt jemand der nach einigen Jahren diese hirnrissige Idee als vereinsgestützen Zuchterfolg zum neuen (Rasse)Standard machen würde. Für platte Nasen und haarlose Tiere wird sich die Natur ohnehin einst rächen…davon bin ich überzeugt.
Ich liebe meine Katze und ich wählte sie aus, weil sie von allen Kitten damals, als erstes Tier allein auf mich zukam (Sie konnte mich eben „er-riechen“!). Sie ist für mich ein Unikat auch wenn sie bestimmte globale zuchttaugliche Eigenschaften erfüllen würde, die andere Katzen genauso haben. Das veranlasst mich aber noch lange nicht, die Freigängerkatze (Haus- und Hof-Mix als Produkt von „Nichtrassen“) meiner Bekannten, die ich während ihres Urlaubes versorge, als geringwertiger oder schlechter zu finden.
Schätzungsweise gibt es eine hohe zweistellige Anzahl - nebst weiteren Nuancen - von selbstdefinierten (durch Dachorganisationen) Rassestandards, die alle eine mehr oder weniger große Fangemeinde besitzen. Manchmal ist diese Fanvereinigung so fanatisch, dass sie nichts tolerieren was außerhalb ihres Fanhorizontes liegt. Hinzu kommt noch der monetäre Wettbewerb der Mitglieder dieser Fangemeinde untereinander. Das ist schade, aber nicht zu ändern.
Übergreifend besteht allerdings offensichtlich Einigkeit darüber, dass domestizierte Katzen auf die Hilfe des Menschen angewiesen sind. Hier ist es jedoch völlig unerheblich wie das Tier ausschaut. Die Funktion des Jägers hat eine wohnungsgehaltene Katze ohnehin schon nicht mehr zu erfüllen und sie muss sich bei ihrer Jagt auf Spinnen, Mücken und Nachtfalter beschränken. Der Mensch ist im Sinne des Tierschutzes dafür verantwortlich, dass das Tier artgerecht gehalten wird und es ihm gut geht, was die regelmäßige medizinische Versorgung einschließt.
Wer dieser Verantwortung gerecht wird, der kann meiner Meinung nach auch zulassen, Mixe miteinander zu paaren, wenn man Abnehmer mit ebensolcher Verantwortung für die Tiere findet.
Doch zurück zu den (Foren)Grabenkämpfen.
Neben durchaus hilfreichen Informationen über Futter, Haltung, und Medizin sowie fragenden Neuankömmlingen, kann man offensichtlich auch eine Reihe von Züchtern ausmachen, auf die genau dieses Merkmal des oben genannten Fanatismus zutrifft, was meine gesammelten Erfahrungen des letzten Jahres stützt und ohne diese Selbstdarsteller, das Forum hier nur halb so interessant wäre.
Weiterhin dachte ich anfänglich, dass der Forengemeinschaft der allgemeine Schutz der Tiere (Patenschaften, Vermittlung, Spenden) sehr am Herzen liegt. Da ist es für mich umso befremdlicher,
wenn man die 150 EUR für ein Jungtier hier nahezu mehrheitlich ablehnt. Das möge doch bitte der Markt regeln, wer was wofür zu zahlen bereit ist. Wie sieht denn hier die „Forenverantwortung“ aus, wenn der/die Betroffene auf Grund der vertretenen Meinung, die Tiere nicht verkaufen kann und sie dann töten lässt? Ist das die vielgepriesene Tierführsorge? Wobei ich persönlich 150 EUR durchaus als gerechtfertigt ansehe.
Nein, mich zwingt niemand hier zu lesen und ich bleibe sicher auch weiterhin im Hintergrund. Nach dem Motto: Wer viel sagt, hat meist nichts zu sagen.
Dennoch würde mich eine Reaktion insbesondere von vereinsorganisierten Züchtern und Züchterinnen interessieren.
Suse