Bei mir ist es genau andersrum.
Ich bin mit Freigängerkatzen groß geworden, ich kannte keine reinen Wohnungskatzen vor denen, die ich heute habe.
Von den drei Katzen meiner Kindheit haben zwei nur ein sehr kurzes Leben gehabt (14 Monate und 6 Monate). Trotzdem habe ich den Freigang nie in Frage gestellt.
Als ich auszog hätte ich gern Katzen gehabt, hatte aber keine Möglichkeit, sie rauszulassen und so habe ich 13 Jahre ohne Katzen gelebt.
Dann wurde ich angesprochen ob ich jemanden kenne, der ein blindes Kitten adoptieren könnte, das auf dem Bauernhof, auf dem es lebte in akuter Lebensgefahr schwebte (Kuhbeine, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge etc).
Ich entschloss mich spontan, die Kleine zusammen mit einer sehenden Schwester zu adoptieren - Serafina und Amélie zogen bei mir ein und mit Amélie die bange Frage, wie eine Katze mit Wohnungshaltung klar kommt...
Jetzt sind sie bald 4 Jahre bei mir und aus dem Wurf von insgesamt 5 Kitten die beiden einzigen Überlebenden. Sie sind fröhliche, neugierige, aktive und verspielte Katzen, aufgeschlossen, ausgeglichen und sie versprühen eine enorme Lebensfreude. Mittlerweile leben zwei weitere Katzen, nämlich Ninette und Lucas bei mir, und auch sie führen ein glückliches Leben.
Ich habe eine gute Vergleichsmöglichkeit, in meinem Haus gibt es zwei Freigängerkater, in meiner Familie werden zahlreiche Freigängerkatzen gehalten. Gelegentlich besuchen wir meine Mutter auf dem Land, dort dürfen meine Zwerge in den Garten. Im Vergleich zu den Freigängern meiner Mutter fällt mir auf, dass sie ausdauernder sind und besser klettern können. Allerdings interessieren sie sich nicht für Mauselöcher. Umgekehrt ist festzustellen, dass die Katzen meiner Mutter, die etwa in demselben Alter sind wie meine, etliche Dinge nicht können und auch nicht das geringste Interesse zeigen, diese zu lernen, während meine Miezen erfolgreich jede Klippe meistern, auch meine kleine blinde Maus.
Sollte ich irgendwann die Möglichkeit haben ihnen ein Stück Natur zur Verfügung zu stellen, in dem sie sich gefahrlos aufhalten können, so würde ich das sicher tun; aber ich würde sie nicht ständig rauslassen, sondern nur ausflugsmäßig; ich gebe zu, ich hätte Angst, dass sie sonst genauso desinteressierte Langweiler werden, wie die Freigänger, die ich kenne...