Es ist ein schwieriges Thema gerade und um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht so einfach durchringen, obwohl ich deine Argumentation komplett verstehe. Auch wenn ich jetzt gesteinigt werde.
Erstens ist einfach meine Gefühlslage noch ein Problem. Ich fühle mich nach wie vor latent überfordert mit ihrer Präsenz. Bisweilen denke ich, sie fühlt sich heimischer in meiner Wohnung als ich. Es ist nicht die Versorgung von ihr, es ist nicht sie... ich weiss auch nicht. Das mich eine Katze so aus der Bahn wirft, ist schwierig zu verstehen. Es liegt wohl auch daran, dass der Schlafmangel nicht besser wird und ich zwar funktioniere, aber dünnhäutiger werde. Gestern hätte ich echt heulen können, als ich in der Weiterbildung war.
Wenn ich bei ihr bin, ist es etwas besser. Ich hege ihr gegenüber auch keine schlechten Gefühle - im Gegenteil, da ist ehrliche Zuneigung da, schaffe es aber auch nicht, eine Bindung aufzubauen.
Eine zweite Katze jetzt dazu macht die Situation für mich wahrscheinlich schlimmer, denn mein Problem ist nicht die Versorgung von Jeudy oder dass sie irgendetwas anstellt und eine andere Katze Erleichterung darstellt.
Die Frage ist klar: will Jeudy eine Zweitkatze?
Und die Frage ist nicht so klar zu beantworten. Das kann möglicherweise gut gehen. Das kann aber wirklich ungut gehen und dann habe ich zwei grosse Probleme, die ich so alleine nicht tragen kann... insbesondere, wenn die Zweitkatze zurück muss. Zumal keiner sagen kann, wie ihre Kumpeline sein sollte. Und wie schon von euch gesagt, die Zweitkatze müsste jetzt kommen - womit ich aber Mühe habe - später kann ich mir nicht mehr so einfach Zeit freischaufeln.
Mittlerweile habe ich die Rückmeldung erhalten, aus welcher Gegend Jeudy kam und dass sie wenig Menschenkontakt kannte bzw. Mühe mit Berührungen hatte. Wir gehen nun definitiv von einer eigenständigen Freigängerin aus.
Im Tierheim selber war sie ca. 4 Monate und hatte natürlich mit ihrer Tochter zu tun. Ausserdem ist das Tierheim im Umbau und derzeit sind sie in grossen Holzzwingern in einer riesigen Halle - also weder die frische Luft, die um ihr Näschen weht, noch wirklich realistischen Lichtwechsel von aussen - während sie bei mir alle Reize wieder hat: Licht, Wind, Gerüche, Geräusche, Regen, Sonne, Temperaturwechsel... Das Fenster ist immer auf.
Das deckt sich auch mit den kleinen Veränderungen... Jeudy benötigt weniger Schlaf bzw. sie schläft im Gegensatz zu den ersten Nächten jetzt auch länger an meinen Beinen und ist ruhig - sofern sie nicht merkt, dass ich aufgewacht bin - dafür ist sie tagsüber wacher als noch vor drei Tagen. Auch die Kuschelzeiten sind reduzierter, so wohl in Länge, als auch in Häufigkeit. Sie liebt es nach wie vor, vor allem am Kinn und wenn sie in Stimmung ist, dann bitte auch am Bauch, und sie lässt sich komplett überall anfassen.
Allerdings wird sie auch unrastiger. Sie scheint sich nunmehr in der ganzen Wohnung sicher zu fühlen - das Badzimmer betritt sie nun ohne Hemmungen und auch im Büro kommt sie zur Ruhe. Jedes Geräusch ist nun nicht mehr erschreckend, sondern spannend und muss sofort untersucht und beobachtet werden. Sie klebt vermehrt am Fenster und hat auch verstanden, dass die Türe nach draussen führt - das Heimkehren wird schwieriger, da sie sich durchdrücken will.
Die Spieleinheiten sind immer noch kurz - habe das Gefühl, dass sie zu monoton sind. Futterrollen, Trockenfutterstückchen aus Zeitungknüllen, Rohren usw. wühlen - sie hat das System in kurzer Zeit verstanden. Sie hört auf ihren Namen und natürlich auf die Füttertüte bzw. die Dose mit dem Trockenfutter.
Mir fällt es schwer sie zu lesen, sie läuft mir immer noch jeden Schritt hinterher und maunzt mich an. Wobei ich vermute, dass das Bettelversuche sind.
Morgen kommt die Katzensitterin und am Wochenende hole ich mir noch Rat von einer Bekannten, die beide Jeudy ansehen und eine Einschätzung geben sollen. Gestern hat meine Mutter noch kurz zu ihr geschaut und mir gesagt, dass sie bald raus muss. Noch geht sie mir nicht die Wände hoch - zumindest nicht wortwörtlich, aber ich sehe kein künstliches Herauszögern.
Und Grischu ist nicht die einzige Katze in der Nachbarschaft, wir haben noch ein paar mehr. Er ist einfach der einzige, der am Morgen sein Revier abläuft und da in die Nähe kommt.
Nachtrag: als ich heute Mittag nach Hause bin, habe ich zwei kleine Kotstücke auf zwei Möbeln gefunden. Obwohl sie auf beiden ab und zu sitzt. Sie hat gleichzeitig sie Toilette ganz normal genutzt. Sie spielt jetzt mehr und in der ganzen Wohnung. Schmusebedürfnis nochmals verringert, sie weicht Berührungen sogar aus.