Ich denke, das hat weniger Pessimismus / Optimismus sondern mit persönlicher Erfahrung zu tun.
Der Beinspezi wird niemals einem Pony Phenylbutazon geben, hat mehrfach Ponys daran sterben sehen. Der Hausdoc sieht das trotz ebenfalls mindestens 30 Jahren Berufserfahrung entspannt, ist ihm nie unter gekommen.
Auch Tierärzte haben persönliche Grenzen, die sie nicht überschreiten oder nur in Ausnahmefällen.
Ich habe auch so meine persönlichen Linien.
Keine Op-Versicherung beim Pferd, denn eine Kolik-Op will ich nicht. Als mein 19jähriges Pony mit vier Wochen altem Fohlen bei Fuß vor der Frage Op oder nicht stand, habe ich ja gesagt. Die beiden jetzigen Mädels, nein. Ob es einen Faktor gibt, der doch ein Ja daraus macht, weiß ich nicht. Von jetzt aus - nein.
Ebenfalls galt keine Katze ins CT. Habe ich dann doch gemacht, weil Ida relativ jung und die Symptomatik unklar. Meine Tierärztin sagte, wir finden da wahrscheinlich nichts. Ich habe das auch so gesehen und es dennoch gemacht. Gefunden haben wir nichts, allenfalls ein Vielleicht.
Auch meine Linien haben sich aus der Erfahrung mit meinen Vierbeinern geformt, sind garantiert nicht so umfangreich wie die eines Tierarztes.
Aber da ich nicht mehr ganz jung bin, haben auch Erfahrungen mit Tod und Sterben diese Linien geformt.
Ganz schwer finde ich - durch das Auge der Liebe schauend - die Lebensqualität des Vierbeiners einzuschätzen, zumal wenn ich nicht weiß, wie er mit einem größeren Eingriff umgeht.
Dieses "der will leben" passt für mich nicht. Denn ein Tier weiß nicht um die Alternative. Und jeder Organismus fährt in Notsituationen auch ein Notprogramm. Das hat uns die Evolution beigebracht.
Das macht es so schwierig.
Was ich aber gelernt habe: egal wie ich entscheide, es gibt kein Richtig und kein Falsch, nur eine Entscheidung. Denn den alternativen Weg gibt es dann nicht.