Ich glaube der Denkfehler den Du machst ist, dass Du glaubst, dass Dir die Leine zu mehr Kontrolle verhilft. Das tut sie nicht wirklich, außer eben dahingehend, dass Du im Zweifel "verfolgen" kannst wo die Katze hingelaufen ist, wenn Du sie mal kurz aus den Augen lässt.
Alles andere wäre auch ohne Leine so möglich gewesen.
Ich erzähle Dir mal eine kleine Anekdote:
Wir hatten mal einen Kater, ein Waisenkind das wir mit ca. 4-6 Wochen aufgenommen haben. Mit dem Minizwerg bin vor allem ich von Anfang an viel spazieren gegangen, ohne Leine. Allein hätte er ja nicht raus gedurft, also musste eben immer jemand mit gehen bzw. er durfte mitgehen, wenn man zu den Nachbarn etc. gegangen ist. Gemeinsam spazieren gehen war für ihn also das normalste von der Welt (ansonsten hatte er auch normalen Freigang, als er dann alt genug war).
Eines Tages wollte ich mit ihm zum Tierarzt gehen damit er geimpft wird, der wohnte in der Nachbarschaft und es war überhaupt kein Problem mit dem Kater dort zu Fuss hin zu laufen. Beim ersten Mal. Der Kater lief brav mit, kam brav mit ins Haus und dann kam die Erfahrung seines Lebens: Man hat ihn gepickst! Gegen seinen Willen! Gut, Kater war geimpft, machte sich sofort als er wieder draußen war allein auf die Socken. War aber nicht schlimm, er kannte sich dort ja auch und lief dann natürlich auch allein nach Hause.
Beim zweiten Impftermin sah die Sache schon anders aus. Ich wieder mit ihm hin gelaufen, aber ca. 50 Meter vor dem Haus des Tierarztes machte der Kater die Biege, nix half mehr, kein Rufen, kein Locken, nichts. DAS hatte er sich scheinbar gemerkt, dass da nix Gutes kommt.
Also nach Hause, Kater ins Auto gepackt (ich hatte ihn einfach nur auf dem Schoß) und hin gefahren. Ging auch einmal gut, gerade so. Im Auto hat er scheinbar nicht schnell genug die Verknüpfung "hier kommt das böse Pieckshaus" hinbekommen. Beim zweiten Versuch ging aber auch das nicht mehr, der Kater rastete bereits im Auto so aus (auch wieder ca. 50m vor dem Haus des Tierarztes), dass meine Mutter anhalten musste und wir ihn raus gelassen haben. Ab da musste er dann in einen Karton, wenn es zum Tierarzt ging.
Du siehst also: Wenn ein Tier panisch wird, also wirklich panisch, dann hilft die Leine einem auch nicht. Dann flippt das Tier im Zweifel aus und wird sich auch erst dann wieder beruhigen, wenn es flüchten kann.
Und es ist eine Illusion zu glauben, dass Du als Halter das Tier in so einer Situation dann mit Hilfe einer Leine beruhigt oder "zurück gehalten" bekommst.