Das Problem ist doch, dass die große Mehrheit der Züchter selbst von den Grundlagen der Genetik keinen blassen Schimmer haben. Wenn man sich die Zuchtrichtlinien der jeweiligen Verbände (ob Hunde oder Katzen) durchliest, sind auch hier Inzuchtverpaarungen nach wie vor möglich (Vater mit Tochter, Großvater mit Enkelin). Natürlich werden dadurch Nachkommen im schlimmsten Fall zu Träger der Erbkrankheiten, selbst wenn dieser Defekt sich normalerweise rezessiv vererbt und es dadurch nicht zum Ausbruch kommt. Durch Inzucht provoziert man dies geradezu. Da gibt es auch keine Ausrede, man ist unmittelbar für das Leid der Tiere verantwortlich.
Das Unheil mit der Linienzucht und die damit verbundene Inzucht ist doch, dass die Züchter dem Irrglauben unterliegen, nur die positiven Eigenschaften, was Optik und Wesen betrifft, damit selektieren könnten. Um so dem (im Sinne der Zuchtstandards) optimalen Rasse-Tier ganz nahe zu kommen. Dadurch MUSS es aber zwangsläufig zur Verarmung des Genpools kommen. Dies führt wiederum zu einem drastischen Anstieg von Krankheitsträgern, der Pool unbelasteter Tiere wird immer kleiner. Biologisch gesehen ist die Inzucht vollkommener Schwachsinn, das kann einem jeder Genetiker bestätigen. Wir haben bei Katzen nur das Glück, dass sie lange nicht so mutationsfreudig wie Hunde sind, deshalb haben wir hier noch nicht dasselbe Maß an Qualzuchten und Krankheitsbildern wie in der Hundezucht.
Ich habe deshalb auch darauf geachtet, dass bei meinem Russisch Blau Kater die Mutter aus Polen stammt und der Vater aus Deutschland. Natürlich ist der Genpool immer noch überschaubar, da bei den meisten Rassekatzen/Hunden alle Nachkommen von sehr wenigen Vorfahren abstammen, aber die Gefahr wird durch eine solche Verpaarung wenigstens minimiert.
Wer sich für das Thema interessiert (da gehts jeweils um Hunde, die Problematik ist allerdings ähnlich, wenn auch nicht so dramatisch bei Katzen):
http://www.youtube.com/watch?v=t9UwOBxvfXI&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=Zg_u-kxikqo&feature=related
http://www.zeit.de/2012/11/Tierschutz-Qualzucht
Ich bin für ein striktes Verbot der Inzestzucht und darüber hinaus für ein striktes Verbot aller Qualzuchten, was eigentlich nach derzeitigem Gesetzesstand ( §11b Tierschutzgesetz) schon längst der Fall sein sollte. Mal abwarten, wie Frau Aigner am Ende handelt.
edit: Kurz zum Schäferhund. Es ist ja schön, dass man angeblich seit 30 Jahren nicht mehr mit HD züchten darf. Schön ignorant vor allem von Züchtern und auch Käufern. Zunächst einmal sieht die Realität wohl vollkommen anders aus. Und zweitens ist das große Problem beim Schäferhund doch sein in jeder Hinsicht schwachsinniger Zuchtstandard. Der abfallende Rücken, der als Schönheitsideal gilt, begünstigt alle möglichen Formen von Gelenkschäden und Erkrankungen. Dazu bekommt man auch interessante Infos in den beiden Videos. Der "perfekte" Schäferhund, der auf den Ausstellungen zum Teil vorgeführt wird, ist nichts anderes als eine Missgeburt, die über verkümmerte Hinterläufe verfügt und mit dem eigentlichen Schäferhund (man nehme da mal die Polizeihunde, bei denen so ein Humbug zum Glück nicht betrieben wird) gar nichts mehr zu tun hat. Das tut einem im Herzen weh, wenn man sieht, wie die wunderschönen Rassen systematisch kaputt gezüchtet werden...
Schöne Grüße
Martin