Ich möchte mich da gern mit meinen Orientalenerfahrungen einklinken (zzgl. zwei Lastramikater aus dem TS, die beide auch recht unterschiedlich waren).
Siamesen und Orientalen werden immer als sehr anhänglich ("Hundekatze") und klebrig, aber auch fordernd und anspruchsvoll beschrieben.
Dabei vergisst man aber meiner Meinung nach, dass zum einen auch die normalen Hauskatzen sehr unterschiedliche Charaktere haben können (und das, OHNE dass da automatisch irgendeine Rasse mitgemixt haben müsste!!! *schnaub*), zum anderen aber, dass natürlich auch Rassekatzen nicht stereotyp alle denselben Charakter haben!
An den orientalischen Rassen fällt (oft negativ, und ja, auch mir geht das gelegentlich auf den Keks!
🙄) die laute Stimme auf. DAS ist ein echtes Ausschlusskriterium für viele Leute, denke ich, die so ein Schreitier nicht wirklich verknusen mögen. Wenn ich da an Pfötchen denke, die nur zwei Lautäußerungen kennt (Schnurren und Schreien) und sofort losschreit, wenn etwas ihre Aufmerksamkeit (und/oder ihren Unmut) erregt.... nein, ich habe keine Böcke, gleich lauthals angeschrien zu werden, wenn ich im Tran mitten in der Nacht aufs Klo wanke und mir die Katze ins Bad folgt, um sofort empört ihre Meinung über wasweißich kund zu tun.
Es geht mir durchaus auch auf den Keks (dann und wann), wenn sie meinen, dass sie zu viert auf mir drauf stapeln müssen im Bett, oder das sich Pfötchen und Moody wieder lautstark gegenseitig beleidigen und dann gegeneinander (und mich, die mitten drinne im Fegefeuer ist) handgreiflich werden müssen. Oke, dann fliegen sie alle miteinander raus aus dem Bett.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es Leute gibt (auch welche, die Katzen sehr lieben), denen dies so sehr auf den Zeiger geht, dass sie diesen Rassen dann den Rücken kehren.
Moody erhebt nicht so oft die Stimme wie Pfötchen, aber wenn, kann er richtig fies und laut röhren. Auch Mercy ist recht gesprächig und nervt verbal, wenn sie etwas ganz ganz dringend und bitte schon gestern bis sofort will. Meist geht es dann ums Spielen mit der Angel (das kann Mercy rund um die Uhr *ächz*).
Nine ist weniger gesprächig, meldet sich aber mit Sicherheit weitaus häufiger als durchschnittliche Hauskatzen.
Auch bei den Sternchen (die beiden Lastramikater und OKH Jeannie) war Jeannie die Geschwätzigste. Aber gleich nach ihr kam der Nickerkater, während Nero ein eher ruhiger Vertreter war (ein gewaltiger Katerkerl - mit einem süßen piepisigen Mädchenstimmchen *schmelz*).
Nicki hat beispielsweise auch bis fast zum Schluss wild und begeistert wie ein Kitten gespielt und gejagt, wo Nero ein weitaus ruhigerer und gesetzter Kater schon in jüngeren Jahren war.
Jeannie hat - oritypisch - auch in hohem Alter noch sehr gern gejagt und gespielt (und sich bitterlich beschwert, wenn ihr etwas nicht recht war....
😀).
Ich finde es insofern recht schwierig, zwischen Rassekatzen und Lastramis so deutlich zu unterscheiden.
Natürlich gibt es rassetypische Unterschiede.
Ein Brite oder Perser wird im Zweifel schon deutlich ruhiger sein als ein Ori oder insbesondere ein Bengale. Die Oris sind bei uns extrem raumgreifend; sie nutzen wirklich alle Kratzmöbel und alle Räume und alles dreidimensional. Deswegen hatte ich verschiedentlich schon hier im Forum geschrieben, dass mir unsere Wohnung schon fast zu klein für die viere vorkommt und ich gerade auch mit dem Aufrüsten der Katzenmöbel sehe, wie gern sie die ihnen gebotenen Möglichkeiten annehmen.
Sie sind sehr neugierig, wollen immer mittemang dabei sein, hibbeln auf Spielen und Jagen, auf Fummeln und Beschäftigung jeglicher Art. Sie stapeln zu zweit, zu dritt, bei anderen Orihaltern sehe ich Bilder, wo sie als Knäuel zu sechst oder siebst in einem Körbchen liegen.
Sie sind sehr anspruchsvoll, was das Unterhaltungsprogramm dosiseitig angeht, und sie wollen direkt und mit Körperkontakt beim Dosi sein.
Aber: genau dieselbe Beschreibung trifft auch auch viele andere Katzen (Lastramis) zu! Die vielleicht nicht so röhren, wie es eine Siamkatze kann, die aber eben genauso klebrig usw. sind wie die Oris.
Und: umgekehrt geht das sicherlich auch. Also ruhige Katzen. Perser, Briten, Lastramis....
Was genau soll der Züchter denn nun sagen?
Eine Gebrauchsanweisung für die Katze?
Die kann doch eigentlich immer nur stereotyp gleich ausfallen: gutes Futter, keine Einzelhaltung, sinnvolles Klomanagement, viel Spielen und Aufmerksamkeit, katzengerechte Einrichtung der Wohnung, Balkon - evtl. gesicherter Freigang. (Gesundheit spare ich jetzt mal aus.)
Die eine Rasse hat langes Fell und Unterfell und ist insofern notwendig zu kämmen/bürsten. Das gilt aber für Qualperser genauso wie für buschige Langhaar-Lastramis.
Die andere Rasse ist kurzhaarig, vielleicht ohne Unterfell wie die Oris, vielleicht sogar nackt. Bis auf die Naggis trifft insofern dann oft das, was über die Kurzhaarrassen gesagt wird, auf Lastramis entsprechend zu (Charakter!). Nackte Lastramis gibt es, glaube ich, nicht wirklich. Aber das heißt nicht, dass man den Tierchen im Winter einen Pulli anziehen muss: auch die Naggis gehen durchaus bei niedrigen Temperaturen mal raus und bleiben gesund - sofern sie daran gewöhnt sind.
Ich sehe - außer in der Optik und der Felllänge/-beschaffenheit - vor allem im individuellen Charakter der Katze den wesentlichen Unterschied. Klar: bei ruhigeren Rassen mag ein Mehrkatzenhaushalt auch iwann stressig werden, wo die hibbeligen Oris erst voll aufdrehen. Was aber auch nicht automatisch heißt, dass man maximal zwei Briten halten darf und Oris unterhalb von Gruppen zu 10 Tieren Tierquälerei wären....
😉
Der Kaufinteressent einer Rassekatze sollte sich insofern schon auch selbst über den grob festgelegten allgemeinen Charakter der Rasse (ruhiger - lebhafter // kurzes Fell - längeres Fell) informieren, und der Job des Züchters ist es meiner Meinung nach vor allem, so gut es geht, den Charakter seiner zu verkaufenden Katze einzuschätzen und dem Kaufinteressenten klar zu machen. Aber besonders eben auch nach dem Bauch zu gehen, ob seine Katze bei diesem Interessenten wirklich glücklich werden kann!!!
Die Züchter, die ich kenne, lassen ihre Kitten lieber bei sich zuhause erwachsen werden und warten auf den richtigen Dosi, statt dass sie die Kitten dann im Sonderangebot raushauen, wenn sie dem Kindchenschema nicht mehr entsprechen!
Übrigens erwarte ich im Grunde dasselbe wie vom Züchter auch vom Tierschutz: dass die Katze zu Menschen vermittelt wird, wo alles passt!
LG