nicker
Forenprofi
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Richtig, ich stelle es mir insbesondere für die Tiere schrecklich vor. Als Mensch kann man ja wählen, wenn man es denn möchte, aber Tiere können dies nicht.
Man könnte noch mehr schreiben, aber es hat eh keinen Zweck.
Wieviel Stress es den Tieren macht, wird auch je nach Tierart unterschiedlich sein, denke ich.
Bei Hunden stelle ich mir vor, dass sie wahrscheinlich weniger Stress haben als reine Wohnungskatzen, wenn Hund und Katz nur schwer oder gar nicht miteinander können. Die Hunde können mit Dosi rausgehen und haben da ihre Duftmarken und "Laternenzeitung"; sie haben durch den Gassigang auch die enge Verbindung mit ihrem Oberrudeltier (Dosi) und erforschen (aus Sicht des Hundes) gemeinsam das erweiterte Revier (Gassigelände).
Die Katzen, die von einem jagdlustigen Hund getrennt werden müssen, haben da sicherlich etwas mehr Stress, jedenfalls wenn sie nicht Freigang haben können. Der Hund (Gassigang) ist zeitweise aus dem Katzenrevier (Wohnung) weg, kommt aber eben regelmäßig wieder. Ich könnte mir vorstellen, dass das für die Katzen auch ein immer neuer Stressfaktor sein könnte (Motto: ey, jetzt sind wir den Doof endlich los! und dann: och neeee, da ist der Doof wieder - konnte Dosi den nicht irgendwo entsorgen? ^^).
Sehr schwierig stelle ich mir das mit Beute vor, also Mäuse, Ratten, Hamster, evtl. auch Kaninchen und Meerlis.
Die riechen die Räuber ja permanent!
Wenn die Tiere zusammen aufgewachsen sind (in diesem Fall die "Beute"), mag es entstesster zugehen; da wird das Bewusstsein dass das eine Tier Beute und das andere Räuber ist, nicht so ausgeprägt sein, vermute ich. Die frühkindliche Prägung (Lorenz und seine Graugänse usw.), die ja auch für Species gilt, die nicht allein durch die Prägung ihre Identität erwerben, spielt ja für die Akzeptanz anderer Species eine wichtige Rolle.
Wenn man es mal brutal sagen will: Solange wir nicht damit aufgewachsen sind als Menschen, dass Katzen essbar sind, sind sie für uns auch keine "Beute", sondern können ohne weiteres Familienmitglied werden! Und auch bei "Beute" spielt ja durchaus das Kindchenschema usw. rein und wird vom Silvesterkarpfen bis zum Karnickel als Sonntagsbraten oder Spanferkel (lebend) innerhalb der Familie heftig gerungen, ob und wann der Braten ins Rohr wandert.
Also die Personalisierung des Essens, sozusagen.
Das gilt sicherlich für die Sichtweise des Räubers (= betrifft uns auch, also beim Sonntagsbraten usw., soweit er lebendig zu uns kommt).
Die Beute kann so eine Sichtweise im Grunde kaum entwickeln!
Soweit Fluchtverhalten usw. genetisch angelegt ist (Hühner und Falke beispielsweise), kann man den Stress eh nicht vermeiden oder verringern. Soweit die Beute lernfähig ist, indem sie gemeinsam mit dem Räuber aufwächst und sozialisiert wird, verringert sich der Stress wahrscheinlich, aber typische Räuberbewegungen werden bei der Beute dennoch den passenden Instinkt (Flucht, Verstecken) und den dafür erforderlichen Stress auslösen.
Insofern finde ich die Konstellation Kleintier/Vogel - Räuber (Hund, Katze, Frettchen) ungünstig in einem gemeinsamen Haushalt.
Aquarium: Ich nehme an, dass Fische vor allem auf die Reize von oben (Wasseroberfläche) reagieren werden, soweit es um Bewegungen außerhalb des Wassers geht (man wird in ein gemeinsames Aquarium ja keine Räuber und Beutefische setzen!). Was unterhalb des Aquariums passiert (Hund; Katze) oder im Terrarium/Gehege (Frettchen, Exoten), dürfte den Fisch weitaus weniger interessieren als die Bewegungen im Aquarium selbst.
Daher nehme ich an, dass bei Aquarien- und klassischen Terrarienbewohnern (Reptilien) der Stress schon geringer sein wird als bei den Käfigkleintieren (Maus, Ratte und das).
Natürlich können Hund und Katz gut lernen, miteinander auszukommen und voreinander keine Angst zu haben. Aber wenn eben diese Möglichkeit nicht gefunzt hat, weil eben Hund einen ausgeprägten Jagdtrieb hat (als Beispiel; und das ist ja angezüchtet, dafür kann ja der Hund nix!), stelle ich es mir schon schwierig vor, dass diese Tiere (das muss ja nicht nur die Katze sein, das kann eben auch das Karnickel oder das Rudel Mäuse sein!) dauerhaft stressarm zusammen auskommen können. Zumal ja auch der Hund immer wieder frustriert wird, weil er in der Wohnung seinen Jagdtrieb zugunsten seines Menschen unterdrücken muss.
Auch wird das für die Dosis sehr anstrengend sein, stelle ich mir vor, denn einem Hund, der nicht seinem angezüchteten Trieb entsprechend ausgelastet werden kann, muss ja dann viel Alternative geboten werden, also vor allem Spielen, Kopfarbeit mit seinen Menschen usw. Ich denke da gerade an den Hütetrieb der nicht ausgelasteten Border Collies als Negativbeispiel. (Wo hatte ich gelesen, dass ein nicht ausgelasteter Hütehund anfing, die Hofkatzen zu hüten, weil es keine Schafe und auch keine anderen Lösungsmöglichkeiten für ihn gab?)
Ich hoffe ja sehr, dass ich die Dinge zu pessimistisch sehe!
LG