Ich gehöre zu denen, die sich im Forum regelmäßig sehr kritisch zu Einzimmerwohnungen mit mehreren Katzen als reinen Wohnungskatzen geäußert haben, und dabei bleibe ich auch.
Ich mache die Frage der sinnvollen Wohnungsgröße nicht so sehr an den qm fest, sondern vor allem am Schnitt der Wohnung und dass man nach Möglichkeit auch die Katzen separieren kann (Krankheit usw.), was bei der klassischen Einzimmerwohnung (mit oder ohne Balkon) wirklich schwierig wird.
Außerdem sind bei einer kleinen Wohnung natürlich (ich spreche hier immer von reiner Wohnungshaltung, bitte!) die Möglichkeiten geringer, katzengerechte Kletter- und Lauer- bzw. Rückzugsmöglichkeiten unterzubringen.
Bei Hankas (Jaboticaba) Wohnung beispielsweise ist klar, dass sie zwar von der qm-Zahl her relativ klein ist, aber der Schnitt der Zweizimmerwohnung macht vieles wieder wett. Und natürlich die Einrichtung und beispielsweise auch, dass die Kater durch die Fensterkatzenklappe jederzeit auf den eingenetzten Balkon können. Das ist etwas, was ich für meine Viere auf jeden Fall noch in Angriff nehmen möchte.
Ich finde - so wie ich sie kennen gelernt habe - Hankas Wohnung wunderbar katzengerecht, auch wenn es natürlich Luft nach oben gibt, was die Wohnungsgröße bzw. die Möglichkeit zum Freigang angeht.
Dazu kommt, dass Hanka ja nicht den Rest ihres Lebens in dieser Wohnung verbringen möchte, sondern sich irgendwann, wenn alles passt, gern den Traum vom Landleben verwirklichen möchte.
Das ist aus meiner Sicht dann auch noch wieder etwas anderes, als wenn jemand zwei Kitten in eine kleine Einzimmerwohnung, am besten noch ohne Balkon sperren und dort die kommenden 20 Jahre verbringen will!
Auch verantwortungsvolle und seriöse Vereinszucht wird in Etagenwohnungen und in Siedlungshäusern durchgeführt, ohne dass die Katzen deswegen unter unzumutbaren Bedingungen hausen müssen.
Da wohnen dann ohne Probleme drei adulte potente Tiere (zwei Kätzinnen, ein Kater) und evtl. noch ein oder zwei Teenies (Nachwuchszuchttiere) sowie bis zu 8 oder mehr Kitten (falls zeitgleich zwei Würfe fallen) auf 80 bis 120 qm und vier Zimmern. Mit oder ohne Keller.
Man sollte aber auch dazu sagen, dass die Stammbesatzung (erwachsene Zuchttiere, evtl. noch ein oder zwei Kastraten und die Teenies) meist eine Grupppe von ca. 6 Tieren bilden. Das finde ich - gerade im Fall einer Etagenwohnung - dann schon anspruchsvoll von den Haltungsbedingungen her.
Auch die Rasse kann da eine Rolle spielen, wenn man an die sehr aktiven Katzenrassen oder auch die Hybridzüchtungen denkt.
Tierschutzmäßig stehe ich dem Auslandstierschutz - ohne dass ich da eigene Erfahrungen hätte - vergleichsweise kritisch gegenüber, was den Import der Tiere nach Deutschland angeht.
Zum einen wird immer wieder thematisiert, dass es leider auch viele schwarze Schafe gibt, die unter dem Deckmäntelchen des Tierschutzes die Variante der Wühltischwelpen betreiben, also unseriösen Tierhandel.
Zum anderen macht es mir gedanklich sehr viel Sinn, dass nachhaltiger Auslandstierschutz sehr viel mit Kastraaktionen zu tun hat und mit dauerhaften Futterstellen, an die die kastrierten Katzen zurück gesetzt werden, so dass es keine unkastrierten Nachrücker gibt.
(Ich will das jetzt nicht auswalzen; das ist ein Thema für sich, nur kurz anreißen.)
(Und dass es Katzen gibt, die man nicht wieder zurück setzen kann, Rickie, sollte auch klar sein und dass die dann nach Möglichkeit in gute Hände vermittelt werden sollten!)
Aus Gründen der Transparenz habe ich bei kritischen bzw. generellen Bemerkungen über die sinnvolle Wohnung für reine Wohnungskatzen nicht mit unseren eigenen Haltungsbedingungen hinter dem Berg gehalten. Sie sind, denke ich, für vier lebhafte und sehr aktive Katzen in reiner Wohnunghaltung sicherlich in Ordnung, aber Luft nach oben wäre natürlich immer:
Knapp 100 qm Wohnfläche incl. eingenetztem Balkon, die sich verteilen auf drei Wohnräume, Küche, Gästebad, Bad und Diele/Flur. Längs ausgerichtet mit einer echten Rennstrecke von um die 20 m und ausgestattet mit vier Tonnen, drei Kratzsäulen und vier Kratzbäumen, die sich über die ganze Wohnung verteilen. Und sie können auf alle Regale und Schränke (außer in der Küche, aber da hätte ich das auch nicht so gerne, wegen Kochen usw.) rauf.
Für unsere Orientalen finde ich das soweit ok, ich kann sie bei Bedarf separieren, und sie haben reichlich Rückzugsmöglichkeiten, wenn sie diese wollen. Sie nutzen auch alle Katzenmöbel nach Kräften, bewohnen insofern das gesamte Revier (übrigens auch incl. der Bäder und der Küche), wandern gern der Sonne hinterher vom nach Süden ausgerichteten Wohnzimmer ins nach Westen ausgerichtete Kinderzimmer und nachts eben ins Ehebett.
Sie kleben nicht 24 Stunden am Tag an meinem Rockschwipp, sondern machen auch gern ihr eigenes Ding und stapeln zu zwei oder zu dritt oder schnarchen auch mal einzeln unter der Bettdecke, in einer Tonnenhöhle oder wo immer es ihnen in dem Augenblick gefällt. Sie nutzen auch die Wandbettchen oder haaren den Koffer auf dem Kleiderschrank voll.
Im Lauf der Zeit konnte ich beobachten, wie sie sich immer mehr ihr Revier erobert haben, je mehr katzengerechte Möglichkeiten ich geschaffen habe in dem qm-mäßig unveränderten Revier. Sie nutzen tatsächlich alles und regelmäßig, und das zeigt mir, dass es korrekt ist, dass sich Katzen natürlich damit arrangieren können, wenn sie auf beschränktem Raum und mit weniger Möglichkeiten leben (wie gesagt, ich rede immer von reinen Wohnungskatzen!), dass sie aber lieber mehr Möglichkeiten haben, wenn ihnen diese geboten werden, und dass sie diese Möglichkeiten dann auch nutzen.
Ich kann da nur aus meiner eigenen Erfahrung heraus sprechen und von meinen Oris, die ja auch noch recht jung sind (zwei bis fünf Jahre) und eben sehr aktive und lebhafte Katzen.
Diese Überlegungen bringen mich - eben aus meiner persönlichen Erfahrung heraus! - dazu, sowohl zu befürworten, dass Katzen im Zweifel lieber in einer größeren und mit vielen unterschiedlichen Katzenmöbelmöglichkeiten ausgestatteten Wohnung ihr Leben verbringen als in der besagten Einzimmerwohnung ohne Balkon, auch wenn diese vielleicht im Wohnraum noch einen Catwalk aufweist oder einen zweiten Kratzbaum. Als auch zu mahnen, dass - aus meiner Sicht - das Argument "Hauptsache nicht Tierheim" eigentlich kein allgemeingültiger Maßstab für nachhaltigen Tierschutz sein sollte: also dass man nicht zwei Kitten in die dauerhafte Haltung in einer Einzimmerwohnung ohne Balkon usw. geben sollte, auch nicht im Tierschutz.
Ich finde es nicht in Ordnung, wenn Tierschutz sich allein daran ausrichten wollte, dass jedes Zuhause besser wäre als die 7 oder 8 qm Katzenzimmer, die im TH mit drei oder mehr Katzen besetzt sind ------ oder, was den Auslandstierschutz angeht, dass irgendein Zuhause in D-land in jedem Fall beser wäre als beispielsweise das Kastratenleben auf der Straße an der heimischen Futterstelle.
(Ok, das ist wieder sehr plakativ und soll auch nicht zu einer Diskussion über nachhaltigen Tierschutz führen usw., aber ich habe beispielsweise auch von Berliner TS-Orgas gelesen, dass es wenig Sinn macht, die Futterstellen in den Industriebrachen aufzulösen und die Streuner zu vermitteln, da sonst sogleich andere Katzen - sehr gern unkastrierte - zuwandern und die freigewordenen Stellen besetzen. Was wohl auch auf dem Land bei Kastraaktionen ein wichtiger Gesichtspunkt ist, die kastrierten Tiere wieder auszusetzen.)
Sry, es ist wieder sehr lang geworden, danke, wer es bis hier durchgehalten hat! 😉
LG